# taz.de -- Kommentar griechisches Referendum: Eine Chance für ganz Europa | |
> Das griechische Referendum war keine Entscheidung über | |
> Finanzierungspläne, sondern über Demokratie. Und die funktioniert nicht | |
> ohne Hoffnung. | |
Bild: Pensionen zu streichen, ist nicht genug: Rentner vor der griechischen Nat… | |
Das Nein der griechischen Bevölkerung zu den Sparforderungen der Gläubiger | |
ist eine gute Nachricht für Europa. Ein Mitgliedsland der Europäischen | |
Union hat mit großer Mehrheit die Rückkehr zur Politik gefordert. Endlich. | |
Wahr ist: Die Probleme von Griechenland sind durch das Referendum nicht | |
kleiner geworden. Es ist folgerichtig, dass alle, die über den Ausgang der | |
Volksabstimmung enttäuscht sind, das mit wirtschaftlichen Argumenten | |
begründen. Aber um die ging es ja gar nicht. Die konkreten Vorschläge, über | |
die abgestimmt werden sollte, waren nach Angaben der Eurogruppe ohnehin | |
längst vom Tisch. Über die konnte überhaupt nicht mehr entschieden werden. | |
Das Votum der Griechen ist deshalb nicht als sorgsam austarierte | |
Entscheidung über Finanzierungspläne zu verstehen. Sondern als Forderung | |
nach Demokratie. | |
Schon bei der Einführung des Euro hatte es vereinzelt Warnungen gegeben, | |
hier werde der Dachstuhl eines Hauses ausgebaut, dessen Fundament noch | |
nicht gelegt sei. Sollte heißen: Eine Währungsunion sei verfrüht, solange | |
nicht geklärt sei, wie Demokratie unter diesen Umständen funktionieren | |
könne. | |
Diese Warnungen haben sich als berechtigt erwiesen. | |
Hätte die griechische Bevölkerung mit Ja gestimmt: ihre Regierung hätte | |
künftig kaum mehr tun dürfen, als Bändchen vor neuen Brücken oder Gebäuden | |
durchzuschneiden, über deren Finanzierung anderswo entschieden worden wäre. | |
Wenn das die Zukunft ist, der alle in Not geratenen Länder und ihre Völker | |
entgegensehen –dann braucht man sich über Zulauf zu nationalistischen | |
Parteien nicht zu wundern. Europa hat Glück, dass die griechische | |
Regierungspartei Syriza wenigstens nicht europafeindlich ist. | |
Demokratie ohne Hoffnung auf eine bessere Zukunft funktioniert nirgendwo | |
auf der Welt. Trotz aller Zerstrittenheit sind sich die Verhandlungspartner | |
in zentralen Punkten einig: Die griechische Wirtschaft wird zur Erholung | |
sehr viel Geld brauchen. Die Kürzung von Sozialleistungen und die | |
Privatisierung von Staatseigentum könnten allenfalls Tropfen auf einen sehr | |
heißen Stein sein. | |
Weshalb jetzt nicht nur über neue Kredite verhandelt werden sollte. Sondern | |
endlich offen über die Grenzen von Souveränität und Demokratie geredet | |
werden muss. In dieser längst überfälligen Diskussion liegt die Chance des | |
griechischen Referendums – für ganz Europa. | |
7 Jul 2015 | |
## AUTOREN | |
Bettina Gaus | |
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