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# taz.de -- Ökopionier tritt aus Bioverband BNN aus: Idealist gegen Öko-Kapit…
> Großhändler Hermann Heldberg verlässt den Biobranchen-Verband BNN. Er
> wirft der Organisation vor, zu wenig gegen Billig-Importe zu tun.
Bild: Hier ist ziemlich viel aus regionaler Produktion: Bio-Hofladen bei Rostock
BERLIN taz | Der Streit hat symbolischen Charakter: Mit Kritik an
Missständen in der Biobranche ist die Szenegröße Hermann Heldberg aus dem
Bundesverband Naturkost Naturwaren ([1][BNN]) ausgetreten. Für die
Organisation, die Händler und Hersteller vertrittt, ist das ein schwerer
Schlag: Der 63-Jährige ist Chef der Göttinger [2][Naturkost Elkershausen
GmbH], die zusammen mit ihrem Erfurter Ableger die Nummer vier des
deutschen Bio-Großhandels ist. Er hat den BNN mitgegründet, 16 Jahre saß er
im Vorstand.
Die Gründe für seinen Austritt hat Heldberg selbst veröffentlicht: „Seit
einigen Jahren stellt sich mir dieser Verband fast nur noch als ein
Lobbyverein dar“, schreibt er. Der BNN sei nicht mehr in der Lage,
Fehlentwicklungen der Branche zu benennen und abzustellen. So seien
Bioprodukte einfach zu billig. „Das geht zulasten der Qualität: der
ökologischen und der sozialen.“
Außerdem stellten deshalb in Deutschland so wenig Landwirte auf Bio um.
„Warum verabschiedet der BNN nicht eine Richtlinie, mit der sich Händler
und Hersteller verpflichten, Rohstoffe wie Getreide, das es bei uns auf dem
Markt gibt, mit Vorrang zu verarbeiten, bevor importiert wird“, schimpft
Heldberg, dessen Unternehmen mit seinen 150 Mitarbeitern 53 Millionen Euro
Umsatz pro Jahr macht.
Zwar werbe der Verband damit, wie nachhaltig seine Mitgliedsunternehmen
seien. „Aber es gibt bisher noch nicht mal den Entwurf einer bindenden
Verpackungsrichtlinie, an die sich die Mitglieder zu halten hätten. Es
kommen immer mehr Produkte auf unseren Markt, bei denen die Verpackung
teurer ist als der Inhalt.“ Dem BNN gehe es „vor allem um Absatz, Preis und
Marktanforderungen“. Interne Kritik habe nichts genützt: „Meine Vorschläg…
gemeinsam an Veränderungen zu arbeiten, liefen ins Leere“, so Heldberg.
## Konsequenzen? „Erstmal keine“
„Wir bedauern sehr, dass er seine Sichtweise nicht mehr in den Verband
einbringt“, sagte BNN-Geschäftsführerin Elke Röder der taz. Der Verband
müsse allerdings „erst mal keine“ Konsequenzen ziehen. Die Organisation
verlange in einem Kodex von ihren Mitgliedern, bevorzugt regionale Produkte
anzubieten. „30 Prozent des Sortiments der Großhändler im BNN haben einen
Regionalbezug. Das ist schon sehr ordentlich.“
Dass Ökolandbau wirtschaftlich nicht mehr so attraktiv sei wie früher,
liege nicht am Preiskampf mit dem Ausland. Sondern daran, dass die
konventionellen Bauern dank der Förderung von Bioenergie etwa mit Mais für
Biogasanlagen so viel verdienen könnten.
Röder ist deshalb eher für mehr als für weniger Lobbyarbeit. „Die
Biobranche muss sich den sehr gut aufgestellten Lobbyinteressen anderer
entgegensetzen.“ Das zeige beispielsweise der Versuch auf EU-Ebene,
Ökobauern haften zu lassen, wenn Pestizide von konventionellen
Nachbarfeldern zu ihnen herübergeweht werden.
Heldberg überzeugt das nicht. „Der Kodex ist völlig freiwillig“, sagt er.
Biogas mache nur einen kleinen Teil der landwirtschaftlichen Erzeugung aus.
Auch Ökomilchbauern bekämen weniger für ihre Milch, als die Produktion
koste.
29 Jun 2015
## LINKS
[1] http://www.n-bnn.de/
[2] http://www.naturkost-elkershausen.de/
## AUTOREN
Jost Maurin
## TAGS
Bio-Lebensmittel
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Küken
Landwirtschaft
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