| # taz.de -- Gipfel von Bund und Ländern: „Aktionsplan“ für Flüchtlinge | |
| > Die Zahl der Flüchtlinge steigt. „Das Problem ist groß“, sagt die | |
| > Bundeskanzlerin. Bund und Länder haben sich nun auf ein | |
| > Flüchtlingskonzept geeinigt. | |
| Bild: In der Erstaufnahme in Deggendorf mussten Zelte aufgestellt werden, um di… | |
| BERLIN dpa | Bund und Länder wollen Asylverfahren beschleunigen, | |
| Flüchtlinge etwa aus Balkanländern konsequenter abschieben und | |
| Bleibeberechtigte schneller integrieren. Auf einen entsprechenden | |
| „Aktionsplan“ verständigten sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und | |
| die 16 Ministerpräsidenten der Länder am Donnerstag in Berlin. „Ich glaube, | |
| dass noch viel Arbeit vor uns liegt“, sagte sie. Es gehe um eine | |
| „Verantwortungsgemeinschaft“, der Geist der Gemeinsamkeit nehme Gestalt an. | |
| Aber: „Das Problem ist groß.“ | |
| Zuvor hatte der Bund zugesagt, in diesem Jahr seine für 2016 geplante | |
| Zahlung von 500 Millionen Euro auf das laufende Jahr vorzuziehen und damit | |
| auf eine Milliarde Euro zu verdoppeln. Ab 2016 will sich der Bund dauerhaft | |
| an den Kosten beteiligen, gekoppelt an die Zahl der Flüchtlinge. Eine | |
| genaue Geldsumme wurde noch nicht genannt. | |
| Mit den auf dem „Flüchtlingsgipfel“ vereinbarten Sofortmaßnahmen will man | |
| schneller über Asylanträge entscheiden und Abschiebungen schneller | |
| vollziehen können. Merkel sagte, der Bund sei zudem bereit, | |
| Integrationskurse für Asylsuchende und Geduldete mit guter | |
| Bleibeperspektive zu öffnen und Sprachkurse zu intensivieren. Personal | |
| solle aufgestockt werden. | |
| Zur besseren Gesundheitsversorgung und Entlastung der Kommunen sei es aus | |
| Sicht von Bund und Ländern eine Möglichkeit, die Abrechnung der ärztlichen | |
| Behandlung für Asylsuchende auf die gesetzlichen Krankenversicherungsträger | |
| als Dienstleister zu übertragen, sagte Merkel weiter. Zur Verteilung | |
| unbegleiteter Minderjähriger soll im Januar 2016 ein entsprechendes Gesetz | |
| in Kraft treten. | |
| ## „Ein hochsensibler Komplex“ | |
| Grünen-Chefin Simone Peter sprach von weiterer „Flickschusterei“ der | |
| Regierung in der Flüchtlingspolitik. | |
| Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte nach dem Treffen | |
| im Kanzleramt: „Wir haben hier schon einen riesengroßen Druck. (...) Die | |
| Hauptlast tragen die Kommunen und die Landkreise.“ Er ließ durchblicken, | |
| dass der Bund sich seiner Ansicht nach auch künftig pro Jahr mit einer | |
| Milliarde Euro beteiligen sollte – jedenfalls mit einer „möglichst hohen | |
| Summe“. | |
| Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) plädierte erneut | |
| für eine feste Beteiligung des Bundes pro Flüchtling. Das sei die | |
| einfachste Möglichkeit. Er betonte, bei Rückführungen von abgelehnten | |
| Asylbewerbern – „ein hochsensibler Komplex“ – seien die Länder auf die | |
| Bundespolizei angewiesen. | |
| Zuvor hatte Merkel die Europäische Union zu mehr Solidarität bei der | |
| Versorgung von Flüchtlingen ermahnt. Es könne nicht sein, dass nur 5 der 28 | |
| Mitgliedstaaten drei Viertel aller Flüchtlinge aufnehmen, sagte sie in | |
| einer Regierungserklärung im Bundestag. Die mit Abstand dringlichste | |
| Aufgabe sei aber die Verbesserung der Seenotrettung. „Wir sind uns einig, | |
| dass alles, aber auch wirklich alles getan werden muss, um Menschenleben zu | |
| retten.“ Ferner müsse schärfer gegen Schlepperbanden vorgegangen und die | |
| Fluchtursachen der Menschen bekämpft werden. | |
| Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte im ARD-“Morgenmagazin zu der | |
| Idee, zum Beispiel in Nordafrika Asylzentren einzurichten: „Das sind jetzt | |
| Vorschläge, die aus meiner Sicht nicht realisierbar sind.“ | |
| 19 Jun 2015 | |
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