# taz.de -- Edathy-Untersuchungsausschuss: Showdown mit Oppermann | |
> Als letzter Zeuge sagt im Untersuchungsausschuss der SPD-Fraktionschef | |
> aus. Er könnte davon profitieren oder über die Affäre stolpern. | |
Bild: Großer Auftritt im Edathy-Untersuchungsausschuss: Der Termin ist für Th… | |
BERLIN taz | Eingeschüchtert wirkt Thomas Oppermann nicht. Im Gegenteil. Es | |
ist Dienstagmittag, und als der SPD-Fraktionschef im obersten Stockwerk des | |
Reichstagsgebäudes vor den Kameras steht, klingen seine Sätze so | |
entschieden wie früher. „Es gibt Handlungsbedarf. Wir wollen ein neues | |
BND-Gesetz“, sagt Oppermann und redet dann noch zwei Minuten weiter, ohne | |
sich ein einziges Mal zu verhaspeln. Am Ende tritt er zufrieden zur Seite: | |
Nicht nur, dass der BND eines seiner Herzensthemen ist. Mit der Forderung | |
nach einer Geheimdienstreform ist ihm vor allem endlich mal wieder ein | |
großer Aufschlag gelungen – und das pünktlich vor seinem großen Auftritt im | |
Untersuchungsausschuss. | |
Es ist noch gar nicht lange her, da war Oppermann einer der starken Männer | |
der SPD. In der Opposition scheute er keine Attacke auf die Union. Wenn die | |
Partei eine offene Flanke hatte, war er allseits einsatzbereit. Zum Dank | |
wäre er 2013 beinahe Innenminister geworden. Als dieser Plan scheiterte, | |
wählte ihn die SPD immerhin zum Fraktionschef. Sein Weg führte nach oben – | |
bis die Sache mit Sebastian Edathy dazwischenkam. | |
Bis zum 13. Februar 2014. Seitdem spielt Oppermann in der Edathy-Affäre die | |
erste Nebenrolle, seitdem gilt er in der Koalition als angeschlagen und | |
hält sich mit Attacken gegen die Opposition oder den Koalitionspartner | |
zurück. | |
Jetzt könnte er sich wieder aufrappeln: Am späten Donnerstagnachmittag sagt | |
der SPD-Fraktionschef voraussichtlich im Untersuchungsausschuss aus, als | |
letzter von insgesamt 60 Zeugen. Oppermann könnte sich erstmals umfassend | |
erklären und jeden Verdacht ausräumen. Er könnte sich aber auch winden und | |
auf Erinnerungslücken verweisen, wie viele SPD-Zeugen vor ihm. Wenn es ganz | |
schlecht für ihn läuft, könnte er sogar endgültig über die Causa Edathy | |
stolpern. | |
## Es geht um eine Pressemitteilung | |
Dabei geht es im Kern um eine Pressemitteilung, die Oppermann im Februar | |
2014 verschickte – zwei Tage nachdem die Polizei die Wohnung des | |
SPD-Abgeordneten Edathy nach Kinderpornos durchsucht hatte. „Michael | |
Hartmann sprach mich Ende November 2013 darauf an, dass sich Sebastian | |
Edathy in einem schlechten gesundheitlichen Zustand befindet. Ich habe ihn | |
gebeten, sich um Edathy zu kümmern“, schrieb Oppermann. Er selbst wusste | |
damals schon von drohenden Ermittlungen. Mit seiner Mitteilung wollte er | |
Gerüchten zuvorkommen, er habe Edathy über den Abgeordneten Hartmann | |
vorgewarnt. | |
Das misslang gründlich. Bis heute steht Oppermann im Verdacht, Hartmann | |
einen Auftrag erteilt zu haben: Er solle Edathy über sein Problem | |
informieren, damit der sich unter Druck fühle und sein Mandat zurückgebe, | |
bevor die Vorwürfe öffentlich würden. Das Motiv: Schaden von der SPD | |
abwenden. Edathy behauptet das, andere Zeugen stützen diese Version. | |
## BND-Vorstoß als Eigentor? | |
„Ich halte es durchaus für nachvollziehbar, dass die SPD ein Interesse | |
daran hatte, dass Edathy möglichst geräuschlos aus ‚gesundheitlichen | |
Gründen‘ sein Mandat aufgibt“, sagt Armin Schuster. Der CDU-Obmann im | |
Ausschuss wird Oppermann in der Befragung nicht mit Nachsicht behandeln: | |
Als einziger Spitzenpolitiker musste infolge der Affäre der ehemalige | |
Innenminister Hans-Peter Friedrich zurücktreten – ein CSU-Mann. Die SPD | |
dagegen kam ohne Personalverlust davon. Das hat der Koalitionspartner nicht | |
vergessen. „Warum haben wir den Kollegen Oppermann eigentlich vor einem | |
Jahr so geschont?“, fragte schon Anfang Mai CDU-Präsidiumsmitglied Jens | |
Spahn. | |
Und als ob all das nicht reichte, könnte sich Oppermann mit seinem | |
BND-Vorstoß am Dienstag ein neues Eigentor geschossen haben: Inhaltlich | |
schwach sei der Entwurf, heißt es aus der Union, und noch dazu ein | |
Alleingang. Sympathiepunkte beim Koalitionspartner hat der | |
SPD-Fraktionschef zwei Tage vor seinem Kreuzverhör also nicht gesammelt. | |
18 Jun 2015 | |
## AUTOREN | |
Tobias Schulze | |
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