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# taz.de -- Museum am Checkpoint Charlie: Bausenator will Kalten Krieg
> Andreas Geisel (SPD) hat das Verfahren an sich gezogen, um die Pläne für
> ein Museum des Kalten Krieges zu retten. Der neue Eigentümer schweigt.
Bild: Touristen lieben diesen Ort: Am Checkpoint Charlie soll schon länger ein…
„Warum haben Sie das getan?“, fragte der grüne Abgeordnete Stefan Gelbhaar
den SPD-Bausenator Andreas Geisel. „Was hat der Bezirk falsch gemacht, dass
sie das Bebauungsplanverfahren am Checkpoint Charlie an sich ziehen?“
Geisels Antwort war verblüffend einfach. „Nichts hat der Bezirk falsch
gemacht.“ Es habe nur die Sorge gegeben, dass demnächst
Schadensersatzansprüche entstehen könnten.
Der Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses hat am Mittwoch zur
Anhörung zum Checkpoint Charlie geladen - aktueller hätte der Termin nicht
sein können. Am Vortag hatte Geisel im Senat bekannt gegeben, dass er dem
Bezirksamt Mitte die Zuständigkeit für den ehemaligen Grenzkontrollpunkt
entziehen wolle. Tags darauf nannte er im Parlamentsausschuss sein Motiv.
„Für das geplante Museum der Moderne gibt es keine endgültige vertragliche
Sicherung.“ Deshalb habe man nun mit einer „planungsrechtlichen Maßnahme“
reagieren müssen.
Der Bausenator als Museumsretter: Hintergrund ist ein neuerlicher
Eigentumswechsel der beiden unbebauten Grundstücke am Checkpoint Charlie.
Neuer Eigentümer ist die Trockland-Immobiliengruppe, die die Grundstücke
von der irischen Investorengruppe Cannon-Kirk übernommen hat - angeblich
für 85 Millionen Euro.
Von einem Museum des Kalten Krieges, zu dem sich frühere Eigentümer am
Checkpoint verpflichtet hatten, war beim neuen Käufer nicht mehr die Rede.
Für den Senat aber ist dieses Museum ein wichtiger Bestandteil des
Gedenkkonzepts Berliner Mauer. Und es soll ein seriöser Gegenentwurf zum
touristischen Rummel am Checkpoint sein. Erster Baustein war die
Open-Air-Ausstellung an der nordöstlichen Ecke der Kreuzung.
## Nutzung verbindlich machen
Mit einem Bebauungsplan, so Geisel weiter, könne nun die Nutzung
verbindlich festgelegt werden. Allerdings bestehe auch die Gefahr, dass der
neuen Eigentümer dagegen klagt. Geisel zufolge wolle der sich erst zu
seinem Konzept äußern, wenn der Kaufvertrag endgültig unterschrieben sei.
Auch der Senat hat noch kein Konzept für ein Museum zum Kalten Krieg in der
Tasche.
Dass am Checkpoint Charlie Handlungsbedarf herrscht, wurde auf der Anhörung
auch von anderer Seite bestätigt. „Die Kreuzung bietet sei Jahren ein
trauriges Bild“, kritisierte Mateusz Hartwich, Geschäftsführer der
Interessengemeinschaft Mitte. „Die Bilder, die dann sprichwörtlich von
Berlin um die Welt gehen, zeigen Bretterverhaue. Das kann Berlin nicht egal
sein.“ Hartwich plädierte für eine innovative Lösung bei der Bebauung der
beiden Grundstücke.
Das wünschte sich auch der CDU-Stadtentwicklungsexperte Stefan Evers. „Ob
an diesem Ort die klassische Ladenzeile die Antwort ist, möchte ich einmal
in den Raum werfen“, sagte Evers. Auch er empfindet den Checkpoint bislang
als eine „Leerstelle“ - „baulich wie inhaltlich.
Noch weiter gingen die Piraten. „Wir sollten den Freiraumcharakter am
Checkpoint erhalten, weil man nur so etwas von der ehemaligen Grenze
erfahren kann“, forderte der Abgeordnete Wolfram Prieß.
10 Jun 2015
## AUTOREN
Uwe Rada
## TAGS
Kalter Krieg
Andreas Geisel
Berliner Senat
Checkpoint Charlie
Erinnerungspolitik
Club Commission
DDR
Flüchtlingspolitik
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