# taz.de -- Praktischer Klimaschutz: Die Achse der Guten | |
> Rätsel des Tages: Was haben Goldman Sachs, Microsoft, Mark’s and Spencer, | |
> La Réunion, New York und Oberösterreich gemeinsam? | |
Bild: Im niedersächsischen Mehrum sind die Emissionsziele noch nicht erreicht,… | |
BERLIN taz | Die kanadischen Geldhäuser TD Bank Group und die Bank of | |
Montreal haben es bereits geschafft – genauso wie die Textilunternehmen | |
Kohls und Mark’s and Spencer sowie der Softwareproduzent Microsoft: Sie | |
stoßen seit 2013 keine Treibhausgase mehr aus. | |
Die deutschen Unternehmen Commerzbank und SAP stehen ebenfalls ganz oben in | |
der Tabelle – sie beziehen zu 100 Prozent Ökostrom. Mit einer langen Liste | |
von guten Beispielen zum täglichen Klimaschutz mit dem Titel „Den Ehrgeiz | |
wecken“ (“Unlocking Ambition“) wollen die Öko-Lobbygruppen Carbon | |
Disclosure Project (CDP) und The Climate Group Druck auf die | |
UN-Klimaverhandlungen diese Woche in Bonn machen. | |
„Über 100 große Unternehmen, Staaten, Regionen und Städte aus der ganzen | |
Welt haben sich ehrgeizige Ziele im Klimaschutz gesetzt“, heißt es in der | |
Erklärung. Manche der Akteure haben sich dazu verpflichtet, kein CO2 mehr | |
auszustoßen, die Emissionen stark zu senken oder sich vollständig mit | |
grüner Energie zu versorgen. Während sich die Staaten bei den | |
Klimaverhandlungen um Reduktionen streiten, soll die Liste zeigen, dass | |
„ehrgeizige Klimaziele in Reichweite sind“. | |
Die Autoren führen Firmen auf, die früher oder später völlig auf | |
Treibhausgase verzichten wollen. Bei der US-Bank Goldman Sachs und dem | |
US-Atomkonzern Exelon soll es 2020 so weit sein, bei der Lebensmittelfirma | |
Mars 2040, die Supermärkte von Tesco streben 2050, die US-Kette Walmart den | |
Beginn des 22. Jahrhundert. Diese extrem langfristige Perspektive für den | |
Ausstieg lässt die Frage aufkommen, wie aktiv die Firmen jetzt bereits sind | |
oder ob es teilweise um Greenwashing geht. Denn auch die Vorreiter nutzen | |
Zertifikate oder einen CO2-Ausgleich für ihr grünes Gewissen – sie senken | |
also nicht ihre eigenen Emissionen, sondern sorgen dafür, dass dies | |
anderswo passiert. | |
## Unverbindliche Selbstverpflichtung | |
Die Aktion greift eine wichtige Debatte über „substaatliche Akteure“ auf: | |
Städte, Regionen und Firmen, die den Druck auf ihre Regierungen erhöhen, | |
bei der UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember ein starkes weltweites | |
Klimaschutzabkommen zu verabschieden. In der Tat finden die meisten | |
Klimaschutzmaßnahmen auf lokaler und regionaler Ebene statt: Firmen steigen | |
auf Öko-Energie um oder verändern Produktionsabläufe, Städte investieren in | |
Wärmedämmung, verpflichten ihren öffentlichen Nahverkehr oder ihre | |
Stadtwerke zum Ausstieg aus Kohlestrom. Allerdings sind Firmen und Städte, | |
anders als die Nationalstaaten, durch solche Zusagen nicht rechtlich an | |
ihre Ziele gebunden. Da fällt es leichter, auch mal gut klingende Ziele zu | |
formulieren. | |
Das tun dann auch viele Regionen. So versprechen die US-Staaten | |
Kalifornien, New York, Connecticut und Minnesota, bis 2050 ihre | |
CO2-Emissionen um 80 Prozent zu reduzieren. Auch Nordrhein-Westfalen und | |
Baden-Württemberg stehen auf der Liste mit ihren Zielen, bis 2050 zu 90 | |
bzw. 80 Prozent auf Treibhausgase zu verzichten. Klingt gut, ist aber nicht | |
viel mehr als das offizielle deutsche Klimaziel. Und bei den Plänen für | |
eine hundertprozentige Versorgung mit Öko-Energie ist Schottland (2020) | |
weit vorn, gefolgt von der Insel La Réunion und Oberösterreich (2030). | |
Die Liste der Städte, die sich verpflichtet haben, ist besonders lang: | |
Melbourne will bereits 2020 Null-Emissions-Stadt sein, Kopenhagen 2025. | |
Über 70 Metropolen haben sich verpflichtet, bis zur Mitte des Jahrhunderts | |
ihre Emissionen an Treibhausgasen um 80 Prozent oder mehr zu senken: etwa | |
San Francisco, New York City, Yokohama, Chicago, Oslo, Antwerpen oder | |
Berlin. | |
11 Jun 2015 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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