| # taz.de -- Kohleabgabe abgeschwächt: Ein Herz für Klimakiller | |
| > Wirtschaftsminister Gabriel gibt dem Druck von Konzernen und | |
| > Gewerkschaften nach: Alte Kohlekraftwerke werden geschont. | |
| Bild: Würde von der Abschwächung profitieren: Das RWE-Kohlekraftwerk Niederau… | |
| BERLIN taz | Die Horrorszenarien der Stromkonzerne RWE und Vattenfall sowie | |
| der Energiegewerkschaft IG BCE zeigen offenbar Wirkung: Das von SPD-Chef | |
| Sigmar Gabriel geführte Wirtschaftsministerium will die geplante | |
| Sonderabgabe für ältere Kohlekraftwerke deutlich abschwächen. Bisher war | |
| geplant, dass durch die Abgabe bis zum Jahr 2020 im Kraftwerkssektor | |
| zusätzlich 22 Millionen Tonnen des klimaschädlichen CO2 eingespart werden | |
| sollen. | |
| Ein neues Papier, das vom Freiburger Öko-Institut für das | |
| Wirtschaftsministerium erarbeitet wurde und das der taz vorliegt, geht nun | |
| nur noch von einer Absenkung von 16 Millionen Tonnen aus. Besser gestellt | |
| werden sollen demnach vor allem Kohlekraftwerke, die mehr als 40 Jahre in | |
| Betrieb sind: Für sie wird die CO2-Menge, die ausgestoßen werden darf, ohne | |
| dass die geplante Sonderabgabe fällig wird, um fast ein Drittel angehoben. | |
| Zudem stellt das Papier Sonderregelungen und Härtefallregelungen für | |
| einzelne Braunkohlekraftwerke mit erschwerten wirtschaftlichen Bedingungen | |
| in Aussicht. | |
| Verändert wird auch die Höhe der geplanten Abgabe, die die Kraftwerke | |
| künftig für jede Tonne CO2 oberhalb ihrer altersabhängigen Freigrenzen | |
| bezahlen müssen: War bisher von 18 bis 20 Euro pro Tonne die Rede, kann die | |
| Abgabe nun auch deutlich geringer ausfallen. Je nach Entwicklung des | |
| Börsenstrompreises und des europäischen Emissionshandels kann er auf 0 Euro | |
| sinken. In den meisten werde die gewünschte CO2-Einsparung dennoch | |
| realisiert, heißt es im Papier. In bestimmten Konstellationen bestehe | |
| allerdings das „Risiko, dass […] die 16 Mio. t CO2 nicht ganz erreicht | |
| werden“. | |
| Gabriels Sprecher Tobias Dünow wollte das Papier mit Verweis auf laufende | |
| Gespräche nicht kommentieren. Er betonte aber, dass es dabei bleibe, dass | |
| der Kraftwerkssektor insgesamt 22 Millionen Tonnen CO2 einsparen müsse. | |
| Denkbar ist, dass im Gegenzug zur Aufweichung der Klimaabgabe die Förderung | |
| der Kraft-Wärme-Kopplung gesteigert wird. Bei diesen Kraftwerken, die Strom | |
| und Wärme zugleich erzeugen und dadurch besonders effizient sind, hatte die | |
| Regierung ihr Ausbauziel kürzlich zurückgenommen. | |
| ## "Reie Klientelpolitik" | |
| Scharfe Kritik an den neuen Plänen kam vom stellvertretenden Vorsitzenden | |
| der Grünen-Bundestagsfraktion, Oliver Krischer. „Die Klimaschutzabgabe und | |
| die Einsparung von 22 Millionen Tonnen CO2 sind der absolute Minimalbeitrag | |
| der Energiewirtschaft zum Erreichen des Klimaschutzziels“, sagte er. | |
| „Wendet sich Gabriel nun davon ab, untergräbt er seinen eigenen | |
| Klimaschutzplan.“ Für die Klimaexpertin des BUND, Tina Löffelsend, wäre | |
| eine Abschwächung der Pläne „reine Klientelpolitik für RWE und Vattenfall�… | |
| Die Kohleabgabe hatte Gabriel vorgeschlagen, damit Deutschland sein | |
| Klimaziel erreicht, den Ausstoß der Treibhausgase bis 2020 im Vergleich zu | |
| 1990 um 40 Prozent zu verringern. Während es aus den Braunkohle-Revieren | |
| Proteste dagegen gab, unterstützen viele Stadtwerke das Vorhaben, weil es | |
| die Wettbewerbsfähigkeit moderner Gaskraftwerke erhöht, die derzeit von der | |
| billigen Braunkohle aus dem Markt gedrängt werden. | |
| 18 May 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
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