# taz.de -- Bürgerentscheid zu Mediaspree: Spree bringt Grüne ins Schwimmen | |
> Die Grünen in Friedrichshain-Kreuzberg haben sich entschieden, offensiv | |
> gegen den Bürgerentscheid zu Mediaspree zu kämpfen - auch wenn niemand so | |
> richtig glaubt, damit Erfolg zu haben. | |
Bild: Ginge es nach dem Investorenprojekt Mediaspree, soll bald ein Großteil d… | |
Die Grünen in Friedrichshain-Kreuzberg wollen offensiv gegen das | |
Mediaspree-Bürgerbegehren Wahlkampf machen. Das ist das Ergebnis einer | |
Strategiediskussion der Partei am Dienstagabend: Auf Stadtteilfesten wollen | |
die Grünen mit eigenen Ständen und Flyern für ihre Position werben. Dabei | |
fällt das vielen von ihnen gar nicht leicht - denn eigentlich finden die | |
Grünen die Forderungen der Initiative "Mediaspree versenken" sehr | |
sympathisch. | |
Die Initiative fürchtet negative Folgen durch das geplante neue | |
Stadtviertel Mediaspree auf den Brachflächen entlang der Spreeufer in | |
Friedrichshain, Kreuzberg und Mitte: Steigende Mieten, mehr Verkehr, | |
weniger Strandbars. Die Initiative fordert daher mehr Freiflächen und | |
weniger Bürogebäude - am 13. Juli können die Bürger des Bezirkes darüber | |
abstimmen. Auch viele Grünen finden die Forderungen gut. Aber sie sind | |
trotzdem dagegen, weil der Bezirk den bisherigen Privatinvestoren einen | |
Teil ihrer Grundstücke abkaufen und ihnen Schadensersatz zahlen müsste. Gut | |
160 Millionen Euro würde das kosten, hat das Bezirksamt ausgerechnet. Das | |
ist ein Vielfaches des Geldes, über das der Bezirk jährlich frei verfügen | |
kann. Der Grünen-Abgeordnete Özcan Mutlu meint dazu: "Das Geld haben wir | |
nicht. Welche Kita, welche Schule, welche soziale Einrichtung sollen wir | |
denn jahrelang verdursten lassen?" | |
Die Partei will daher in den Wahlkampf ziehen gegen die populären | |
Forderungen der Initiative. "Wenn unsere Wähler den Eindruck haben, dass | |
wir abtauchen, weil wir uns nicht trauen, unsere Positionen zu vertreteten, | |
ist das das Schlimmste", sagt die Abgeordnete Heidi Kosche. | |
Katrin Schmidberger, Mitglied im Bezirksvorstand, schlägt sogar vor, "dass | |
wir als Partei bei den Veranstaltungen der Bürgerbegehren-Initiative | |
teilnehmen, um den Leuten zu zeigen: Wir sind ja Eurer Meinung. Nur wir | |
haben eben diese Verantwortung und möchten den Bezirk nicht in den Ruin | |
stürzen." | |
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele hält etwas anderes | |
für die entscheidende Frage: "Werden die Eigentümer wirklich Schadensersatz | |
vom Bezirk fordern?" Jeder Eigentümer müsse schließlich erst einmal das | |
Risiko eines Prozesses eingehen; zudem wolle er es sich wohl nicht mit dem | |
Land Berlin und dem Bezirk für die Zukunft verscherzen. Im Wahlkampf solle | |
man daher auf das "Totschlagargument" mit den 160 Millionen Euro | |
verzichten, meint Ströbele. Man solle eher mit folgender Position in den | |
Wahlkampf gehen: "Die Forderungen des Bürgerbegehrens kostet sehr viel, | |
möglicherweise Millionen. Aber wir werden dennoch versuchen, sie | |
umzusetzen, und nur dann nachgeben, wenn es zu berechtigten | |
Schadensersatzklagen kommt." | |
Dennoch ist unter den Grünen niemand so richtig davon überzeugt, mit der | |
eigenen Position beim Bürgerentscheid durchzukommen. Dafür seien die | |
Forderungen einfach zu populär. "Dagegen werden wir argumentativ nicht | |
ankommen", meint der Grünen-Abgeordnete Dirk Behrendt. Seine Empfehlung für | |
die Zeit nach der Abstimmungsniederlage: Erst "die ersten Schritte zur | |
Umsetzung der Forderungen gehen" - und darauf hoffen, dass der Senat die | |
Planungen an sich zieht. Dann wäre der Bezirk aus dem Schneider und "wir | |
können dann sagen, wir haben uns zumindest bemüht." | |
25 Jun 2008 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Heiser | |
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