| # taz.de -- Kreuzberg: Mediaspree in der Urne | |
| > Nach den ersten Verhandlungen zwischen Bezirk und Initiative "Mediaspree | |
| > versenken" gehen beide Seiten davon aus, dass es am 13. Juli zum | |
| > Bürgerentscheid gegen das Projekt Mediaspree kommt. | |
| Am 13. Juli ist es wohl so weit: Die Bürger von Friedrichshain-Kreuzberg | |
| werden an diesem Sonntag voraussichtlich im Bürgerentscheid über das | |
| Großprojekt Mediaspree abstimmen. Das ist das Ergebnis der ersten | |
| Verhandlungen, die am Mittwochabend zwischen VertreterInnen der | |
| Bezirksverordneten-Versammlung (BVV) und der Initiative "Mediaspree | |
| versenken" stattgefunden haben. | |
| Die Initiative hatte im März 16.000 Unterschriften für ihr Bürgerbegehren | |
| gegen Mediaspree eingereicht, die BVV muss nun in ihrer Sitzung am 28. Mai | |
| dazu Stellung nehmen. Dass die BVV das Bürgerbegehren annimmt, schließen | |
| jedoch alle Fraktionen aus. Sie fürchten dadurch Kosten von bis zu 165 | |
| Millionen Euro für Entschädigungszahlungen an Investoren. | |
| Lehnt die BVV das Bürgerbegehren hingegen ab, kommt es zum Bürgerentscheid | |
| - und der würde bereits am 13. Juli stattfinden. Tatsächlich bereiteten | |
| sich sowohl das Bezirksamt als auch die Initiative schon darauf vor, | |
| erzählt Carsten Joosvon "Spreeufer für alle", einer Arbeitsgruppe von | |
| "Mediaspree versenken". | |
| Verhindert werden könnte der Bürgerentscheid, wenn sich BVV und Initiative | |
| auf einen Kompromiss einigen. Das scheint jedoch wenig wahrscheinlich. Die | |
| Fraktionen von Grünen, SPD, Linke und FDP haben am Mittwoch zunächst ein | |
| gemeinsames Papier vorgelegt. Darin lehnen sie wesentliche Forderungen des | |
| Bürgerbegehrens ab: etwa dass Neubauten nicht näher als 50 Meter am Wasser | |
| stehen und nicht höher als 22 Meter sein dürfen und dass statt einer neuen | |
| Spreebrücke nur ein Steg für Fußgänger und Radfahrer gebaut wird. Im | |
| Gegenzug bieten die BVV-Fraktionen jedoch an, mit den Investoren über | |
| zusätzliche Freiflächen zu verhandeln. Ob sich auf dieser Grundlage | |
| Einigung finden lasse, "kann man im Moment noch nicht sagen", so | |
| Bürgermeister Franz Schulz (Grüne). Auch Joost bestätigt, es werde | |
| weiterhin "ergebnisoffen" diskutiert. | |
| Allerdings: Selbst wenn am 13. Juli mindestens 13.700 Wähler für den | |
| Entscheid stimmen,hätte das nur empfehlenden Charakter. Die BVV könnte sich | |
| über den Beschluss hinwegsetzen. Die Initiative hätte dann die Möglichkeit, | |
| erneut einen Bürgerentscheid durchzuführen, der dann einem verbindlichen | |
| BVV-Beschluss entspricht. Falls nicht der Senat vorher einschreitet: | |
| Ingeborg Junge-Reyer (SPD), Senatorin für Stadtentwicklung, hat bereits | |
| erklärt, der Senat könne die Planungskompetenz für das Spreegebiet an sich | |
| ziehen. Damit könnte er weitere Blockaden des Projekts Mediaspree | |
| verhindern - an dem sind schließlich auch mehrere landeseigenen Unternehmen | |
| beteiligt, etwa die BSR oder die Behala. | |
| Der Streit über Mediaspree wäre damit wohl nicht beendet. "Der Protest | |
| gegen Mediaspree beschränkt sich nicht auf das Bürgerbegehren", sagt Hajo | |
| Franke von der Arbeitsgruppe "SpreepiratInnen", die von "Mediaspree | |
| versenken" ist. "Mediaspree ist als Thema inzwischen breit in der Linken | |
| angekommen", so Franke. Über tausend Menschen demonstrierten Mitte April | |
| bei einem "Kiezspaziergang" gegen das Projekt, am 1. Mai war Mediaspree | |
| Thema des Mayday ebenso wie der Revolutionären Maidemonstration. Und die | |
| nächsten Demonstrationen sind schon geplant: Bei den Freiraumaktionstagen | |
| Ende Mai soll Mediaspree ebenfalls Thema sein. | |
| 8 May 2008 | |
| ## AUTOREN | |
| Juliane Schumacher | |
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