# taz.de -- USA lockern Bohrverbot für Golf von Mexiko: Bohr wieder, Baby! | |
> Für 13 Konzerne geht die Ölsuche im Golf von Mexiko weiter: Die | |
> US-Regierung hat ihnen erlaubt, die Tiefsee-Bohrungen wieder aufzunehmen. | |
> Neue Pläne zum Umweltschutz brauchen sie nicht. | |
Bild: Der Katastrophe durch die "Deepwater Horizon" zum Trotz darf wieder geboh… | |
WASHINGTON taz | Für einige Ölmultis läuft es im Golf von Mexiko wieder wie | |
geschmiert: Erstmals seit der "Deepwater Horizon"-Ölpest sollen sie mit | |
ihren Tiefseebohrungen weitermachen dürfen. Die US-Regierung erklärte am | |
Montag, dass sie 13 Unternehmen den Weg dafür frei machen will, die ihre | |
Bohrungen im vergangenen Frühjahr wegen der Umweltkatastrophe stoppen | |
mussten. Dafür sollen ihnen auch keine komplett neuen Genehmigungsverfahren | |
zugemutet werden. Neue Bohrprojekte werden aber nicht erlaubt, teilte das | |
Innenministerium in Washington mit. | |
Die Regierung halte auch weiter an den neuen, schärferen Regeln für | |
Tiefseebohrungen fest, die sie erst im Dezember bekannt gegeben hat. Denen | |
zufolge werden neue Bohrvorhaben oder neue Genehmigungen für bereits | |
erlaubte Projekte deutlich strenger überprüft als bislang. Mehrere Ölmultis | |
hatten nach Informationen des Wall Street Journal davor gewarnt, sollte | |
ihnen ein komplett neues Genehmigungsverfahren aufgedrückt werden. BP soll | |
etwa damit gedroht haben, eine neue Bohrinsel aus der wirtschaftlich | |
angeschlagenen Region nach Libyen zu verlegen. | |
Die 13 Unternehmen setzten sich durch. Shell, Chevron & Co sollen für den | |
Fortgang ihrer Arbeiten im Golf von Mexiko lediglich belegen, dass sie die | |
strengeren Sicherheitsvorschriften einhalten, die nach der | |
Umweltkatastrophe im April 2010 eingeführt wurden. | |
Dazu zählt etwa, dass konzernunabhängige Fachleute die Funktionsfähigkeit | |
tragender Sicherheitsventile bestätigen. Ein defektes Ventil hatte im April | |
2010 zur größten Umweltkatastrophe der US-Geschichte beigetragen, bei der | |
780 Millionen Liter Rohöl ins Meer gelaufen und elf Arbeiter getötet worden | |
waren. Zu den Sicherheitsvorkehrungen gehört außerdem, dass die | |
Ölgesellschaften alle Arbeiten auf den Bohrinseln dokumentieren und exakte | |
Reaktionspläne für den Fall einer Ölpest vorlegen können. | |
Die Genehmigungsbehörden reagierten mit ihrer jüngsten Ankündigung auf die | |
scharfen Proteste der Ölkonzerne. Sie hatten beklagt, dass das Bohrverbot | |
sie täglich mehrere hundertausend Dollar und die Region tausende | |
Arbeitsplätze koste. Nach Informationen der Regierung haben bis zu 120.000 | |
Arbeiter durch das Tiefseebohrungsmoratorium ihren Job verloren. | |
Präsident Barack Obama hatte das Moratorium kurz nach der Katastrophe im | |
Mai für sechs Monate über den Golf von Mexiko verhängt. Bereits im Oktober, | |
einen Monat vor Ablaufen der Frist, hatte seine Regierung das Verbot | |
gelockert, jedoch keine Genehmigungen für neue Bohrprojekte ausgegeben. | |
"Für die Firmen, die zum Zeitpunkt des Verbots eine Bohrung durchführten, | |
ist diese Ankündigung wichtig für die Fortsetzung ihrer bereits genehmigten | |
Aktivitäten", erklärte der Direktor der Aufsichtsbehörde für | |
Energiemanagement bei den Ozeanen, Michael Bromwich. Ein Schlag ins Gesicht | |
der Umweltschützer. Diese reagierten zurückhaltend. Der Schritt sei eine | |
Reaktion auf den wirtschaftlichen Druck an der Golfküste, erklärte ein | |
Sprecher der Organisation Environmental Defense Fund. | |
Die demokratische Senatorin aus Louisiana, Mary Landrieu, warnte die | |
Ölkonzerne vor zu großer Euphorie. "Bevor wir endgültig grünes Licht geben, | |
müssen wir mehr über die Bedingungen erfahren, unter denen wieder gebohrt | |
werden darf, um sicherzugehen, dass sie nicht unserem Ziel widersprechen." | |
4 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Antje Passenheim | |
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