Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar über neue Ölbohrungen: Beweis für Reformunfähigkeit
> Das Desaster für Küstenfischerei und Umwelt nach der Ölkatastrophe ist
> vergessen. Die US-Regierung ist eingeknickt, denn die Welt braucht Öl.
Rückgrat sieht anders aus. Lange bevor die juristischen
Auseinandersetzungen über das von der Regierung verhängte Moratorium für
Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko abgeschlossen sind, hat die
US-Regierung es schon wieder aufgehoben. All die Unternehmen, die nach der
Explosion der von BP bewirtschafteten "Deepwater Horizon" im April noch
erleichtert geseufzt hatten, dass es nicht ihnen passiert war, dürfen jetzt
neue Förderlöcher bohren, auch in Tiefen über 150 Meter.
Dazu müssen sie nur nachweisen, dass sie die neuen Sicherheitsbestimmungen
erfüllen und die Technologie vorhalten, Lecks schließen zu können. Wir
dürfen sicher sein: Wenn diese Zulassungsverfahren zu lange dauern, wird es
neuen Druck geben, um sie aufzuweichen. Die Ratlosigkeit der Ingenieure,
die Ohnmacht der Regierung, das Desaster für Küstenfischerei, Tourismus und
Umwelt - alles vergessen, die Welt braucht Öl.
Noch im Dezember hatte Greenpeace USA anerkennend verkündet, wie prima es
doch sei, dass die US-Regierung in ihrem Konflikt mit den Ölkonzernen hart
bleibe. Vorbei. Die Ölindustrie hat gesiegt. Sie ist mit allem
ausgestattet, was man braucht, um so eine Auseinandersetzung zu gewinnen:
einen Rohstoff, von dem nicht nur die USA gar nicht genug kriegen können,
Geld, Einfluss, Freunde. Und die Aussicht auf Arbeitsplätze.
Die Obama-Regierung stand unter massivem Druck. Seinen ursprünglichen
Versuch, die Umweltkrise als Chance zum Umdenken zu begreifen und einen
dementsprechenden Diskurs aufzubauen, hat Obama schnell aufgegeben. Die
politische Kraft reicht so weit nicht.
Reformen, Umweltschutz und Nachhaltigkeit wirken langfristig - aber Wahlen
sind schon im nächsten Jahr. Spätestens nach der Novemberpleite der
Demokraten werden sie nichts mehr unternehmen, was die Gegenseite als
Verhinderung von Arbeitsplätzen angreifen könnte. Das Einknicken ist ein
weiterer Beweis für politisch-strukturelle Reformunfähigkeit. Aber damit
stehen die USA nicht alleine.
4 Jan 2011
## AUTOREN
Bernd Pickert
## ARTIKEL ZUM THEMA
Deepwater Horizon: Tiefer und tiefer
Vor einem Jahr explodierte die Ölplattform im Golf von Mexiko. Die
Umweltschäden bestimmen bis heute den Alltag. Und die Ölkonzerne bohren
wieder.
"Deepwater-Horizon"-Katastrophe: Nach der Pest ist vor der Pest
Die Ölpest im Golf von Mexiko könnte sich jederzeit wiederholen, warnt ein
Bericht der US-Regierung. Die Ursache waren demnach Schlampereien und
Sparvorgaben
Öl-Lobby in den USA: Sexpartys im Ölsumpf
Da scheint auch Obama machtlos: Die Ölindustrie pflegt noch immer ein
inniges Verhältnis zur Washingtoner Politik. Trotz der Katastrophe vor der
Küste Louisianas.
USA lockern Bohrverbot für Golf von Mexiko: Bohr wieder, Baby!
Für 13 Konzerne geht die Ölsuche im Golf von Mexiko weiter: Die
US-Regierung hat ihnen erlaubt, die Tiefsee-Bohrungen wieder aufzunehmen.
Neue Pläne zum Umweltschutz brauchen sie nicht.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.