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# taz.de -- Öl-Lobby in den USA: Sexpartys im Ölsumpf
> Da scheint auch Obama machtlos: Die Ölindustrie pflegt noch immer ein
> inniges Verhältnis zur Washingtoner Politik. Trotz der Katastrophe vor
> der Küste Louisianas.
Bild: Öl-Inferno: Die Bohrplattform Deepwater Horizon im Golf von Mexiko im Ap…
WASHINGTON taz | Die Zeiten, in denen in den USA Ölbohrungen vor der Küste
einfach so durchgewunken werden, sollten nach der Ölkatastrophe im Golf von
Mexiko eigentlich vorbei sein. Erst im August vergangenen Jahres hatte die
Regierung von Präsident Barack Obama dafür die Umweltauflagen verschärft
und angefangen, das von ihm als "zu behaglich" kritisierte Verhältnis
zwischen Ölindustrie und Genehmigungsbehörden zu entfilzen. Doch es ändert
nichts daran: Die Ölindustrie ist und bleibt eine der mächtigsten in
Washington.
Keine andere Kontrollbehörde ist in der Vergangenheit derart von der
Industrie unterwandert worden wie die zuständige für Ölbohrungen. Das war
noch nie ein Geheimnis. US-Medien und offizielle Untersuchungsberichte
legten die hemmungslose Kumpanei offen. Jeder konnte wissen, dass
Mitarbeiter von Ölkonzernen mit Beamten der Behörde sprichwörtlich unter
einer Decke steckten: Auf Sex- und Kokspartys brachten sie sich gemeinsam
in Stimmung für die nächste Ölbohrung.
Nach der Ölpest im Golf von Mexiko verhagelte Präsident Barack Obama den
Partnern dann ihr Kuschelverhältnis. Er zerteilte die Behörde und sorgte
damit für mehr gegenseitige Kontrolle. Kein leichtes Spiel, denn die
Ölindustrie hat in Washington so viele Unterstützer wie keine andere. Über
600 Lobbyisten bearbeiten Tag für Tag 535 Kongressabgeordnete, um die
Interessen durchzusetzen.
Einen Block vom Weißen Haus entfernt reihen sich ihre Büros entlang einer
ganzen Straße. In einigen Lokalen haben die Überzeugungsprofis dort feste
Tische, um ihre politischen Counterparts zu treffen. Sie wissen zu gut, wie
sie mit ihnen reden müssen, denn drei von vier Meinungsmachern der Öl- und
Gasindustrie haben früher selbst als Parlamentarier oder hochrangige Beamte
gearbeitet.
Die Lobbyisten der Ölindustrie kennen alle Gesetzeskniffe und alle
Ausschussmitglieder. Nicht nur gehen sie nach wie vor im Kongress ein und
aus. Sie dürfen auch weiterhin mit aktiven Kongressabgeordneten im
exklusiven Fitnessclub auf dem Kapitolshügel schwitzen und dabei
Strategiefragen - beispielsweise über die Aussetzung von Bohrmoratorien -
klären. Die Lobbyisten wissen auch: Ölfirmen sind bedeutende Spender von
Wahlkampfgeldern.
Und auch an Arbeitsplätzen und am Benzinpreis hängt ein Großteil der
Wählergunst. An den amerikanischen Tankstellen steigen seit einigen Monaten
die Benzinpreise. Das Energieministerium der Obama-Administration hat
bereits prognostiziert, dass die Ölförderung vor der Küste von Alabama,
Louisiana, Mississippi und Florida in diesem Jahr wegen der verschärften
Bohrauflagen um 19 Prozent hinter den Erwartungen zurückbleiben könnte.
5 Jan 2011
## AUTOREN
Antje Passenheim
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