# taz.de -- Kommentar republikanisch dominierter Kongress: Die Totalverweigerer | |
> Bei anhaltendem Anti-Kurs geht mindestens zwei Jahre lang nichts mehr | |
> voran. Es wird Obamas große Aufgabe sein, mit dieser Legislative | |
> produktiv zu arbeiten. | |
Jetzt ist sie also in Washington angekommen, die neue republikanische | |
Mehrheit im Repräsentantenhaus - mit all ihren Tea-Party-Vertretern, | |
wiedergeborenen Christen und konservativen Aktivisten. So funktioniert halt | |
Demokratie, und das ist ihre Stärke und Schwäche zugleich. Niemand kann | |
gewählte VolksvertreterInnen daran hindern, ein paar Jahre lang Unsinn zu | |
machen. | |
Was man bislang über die Pläne der Republikaner im Kongress weiß, ist weit | |
davon entfernt, ein kohärentes Programm zu bilden. Das ist insofern in | |
Ordnung, als es zunächst einmal Aufgabe der Opposition ist, zu opponieren. | |
Aber zwischen Opposition und Obstruktion besteht ein Unterschied ums Ganze. | |
Ganz offensichtlich sind allzu viele der neuen Republikaner bereit, diese | |
Grenze zu überschreiten. Damit hebeln sie das System der Machtteilung | |
zwischen Kongress und Weißem Haus aus: Was dazu gedacht war, zum Kompromiss | |
zu zwingen, verkommt zur politischen Praxis der Verantwortungslosigkeit. | |
Es wird Obamas große Aufgabe sein, mit dieser Legislative produktiv zu | |
arbeiten. Das ist nicht unvorstellbar, wie seine Erfolge im Dezember | |
gezeigt haben, als der alte Kongress noch wichtige Gesetze verabschiedete. | |
Aber es ist unwahrscheinlich. Denn die Republikaner wollen Obama solche | |
Erfolge verweigern, um ihn bei den nächsten Präsidentschaftswahlen wieder | |
loszuwerden. | |
Die große Frage wird sein, ob es der republikanischen Führung im Kongress | |
gelingt, die eigenen Reihen geschlossen zu halten und Abgeordnete wie | |
Senatoren bei allen Abstimmungen auf Anti-Kurs zu halten. Wenn ja, geht | |
mindestens zwei Jahre lang nichts mehr voran. Und an dieser Stelle stößt | |
die US-Demokratie an ihre selbstgemachten Grenzen: Denn nicht nur die | |
konservative Mehrheit im Abgeordnetenhaus ist demokratisch gewählt, | |
Präsident Obama und die Mehrheit im Senat sind es auch. Die Republikaner | |
täten gut daran, dem Rechnung zu tragen. | |
6 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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