# taz.de -- Nächste Panne im Weißen Haus: Memo gegen Insiderleaks geleakt | |
> Das Weiße Haus hat alle Ministerien aufgefordert, MitarbeiterInnen | |
> stärker zu kontrollieren. Nur wenig später wurde das vertrauliche Memo | |
> den Medien zugespielt. | |
Bild: Das Weiße Haus tut sich schwer im Umgang mit Wikileaks. | |
BERLIN taz | In ihrem Kampf gegen die Veröffentlichung geheimer | |
Regierungsdaten hat die US-Regierung alle Ministerien aufgefordert, ihre | |
MitarbeiterInnen stärker zu kontrollieren. In einem 13-seitigen Memo des | |
Chefs für Verwaltung und Haushalt im Weißen Haus, Jacob J. Lew, werden die | |
Ministerien gedrängt, eigene Programme gegen Insiderleaks aufzulegen. | |
Insbesondere sollen sich die Leitungsebenen darum kümmern, die | |
Arbeitszufriedenheit ihrer MitarbeiterInnen stets im Auge zu behalten - | |
verärgerte Angestellte kämen leichter in Versuchung, geheime Informationen | |
weiterzugeben. Psychologenteams in den Ministerien sollen helfen, | |
Verdächtige aufzuspüren. Auch Auslandskontakte sollen überprüft werden. | |
Wenn es bei dem Memo darum ging, die Veröffentlichung weiterer für die | |
US-Regierung peinlicher Informationen zu verhindern, dann ging der Schuss | |
zunächst nach hinten los: Keine 48 Stunden dauerte es, bis das vertrauliche | |
Memo dem Sender NBC zugespielt wurde, der es auf seiner Webseite | |
veröffentlichte. | |
"Sind alle Mitarbeiter verpflichtet, über ihre Medienkontakte zu | |
berichten?", fragt das Memo ab und wünscht sich, dass diese Art der | |
Kontrolle auch über die Zeit des Staatsdienstes hinausgeht: "Führen Sie | |
Buch über Hinweise auf Aktivitäten oder Beteiligung an | |
Online-Medien-Plattformen wie Wikileaks oder Open Leaks auch vor oder nach | |
der Beschäftigung im Staatsdienst?" | |
Ob die im Memo vorgeschlagenen Maßnahmen allerdings helfen können, wird von | |
Sicherheitsexperten bezweifelt. "Das ist Paranoia, nicht Sicherheit", sagt | |
Steven Aftergood von der Vereinigung Amerikanischer Wissenschaftler | |
gegenüber NBC: "Mag sein, dass die Regierung so etwas machen muss, um den | |
Kongress zu besänftigen, aber einiges davon macht wirklich überhaupt keinen | |
Sinn." | |
Mit Verärgerung und Regelverschärfungen hatte die US-Regierung auf die | |
Veröffentlichung Tausender vertraulicher Dokumente aus dem | |
US-Außenministerium durch Wikileaks Ende vergangenen Jahres reagiert. | |
BERND PICKERT | |
6 Jan 2011 | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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