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# taz.de -- Giftige Abgase aus Schiffsmotoren: Besonders betroffen sind Küsten…
> Der weltweite Schiffsverkehr wächst. Eine Folge: Die Kähne pusten immer
> mehr Abgase in die Luft. Die Staaten tun sich mit einer internationalen
> Regulierung des Problems schwer.
Bild: Internationale Abgasstandard sind gefordert.
BERLIN taz | Der weltweite Schiffsverkehr wächst rasant, und mit ihm steigt
auch die Belastung durch schädliche Schiffsabgase wie Schwefel, Stickoxide
und Rußpartikel. Und: Je mehr Schiffe auf den Weltmeeren unterwegs sind,
umso größer ist auch ihr Ausstoß des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid
(CO2).
Die EU drängt nun darauf, die Schifffahrtsemissionen zu senken – aber das
ist ein weiter Weg. Siim Kallas, der Vizepräsident der EU-Kommission,
Connie Hedegaard, die EU-Kommissarin für Klimaschutz haben sich kürzlich
mit Vertretern der Schifffahrt, den EU-Mitgliedsstaaten und dem
EU-Parlament getroffen, um dabei voranzukommen.
Ziel ist es, internationale Lösungen zu finden, um die Treibhausgase zu
minimieren. Falls die internationale Schifffahrtsorganisation IMO bis Ende
dieses Jahres keine neuen Regelungen für den Klimaschutz im Schiffsverkehr
beschließt, möchte die EU-Kommission einen eigenen Vorschlag für eine
Minderung der Emissionswerte ausarbeiten.
Den Grünen in Deutschland ist das allerdings zu zaghaft, und es geht ihnen
nicht schnell genug. Sie fordern von der EU, nicht erst bis Ende diesen
Jahres zu warten. „Natürlich ist eine globale Lösung über die
Internationale Seeschifffahrtsorganisation besser, aber ohne europäischen
Druck wird gar nichts passieren.
Im Prinzip muss klar sein: Wer europäische Häfen ansteuert, muss über
Abgaben oder einen Emissionshandel etwas für den Klimaschutz tun“, sagt
Valerie Wilms, die Grünen-Sprecherin für maritime Politik im Deutschen
Bundestag.
Der Schiffsverkehr trägt wesentlich zur weltweiten Umweltverschmutzung bei;
bei den Stickoxiden haben die Schiffe einen Emissionsanteil von 30 Prozent.
Die CO2-Emissionen von Schiffen machen weltweit 3,3 Prozent der
Gesambelastung aus. Bis 2020 könnten sich diese, wie EU-Studien zeigen, um
30 Prozent erhöhen. Auch die Belastung mit Ruß, Stickoxiden und Schwefel
ist hoch.
## Umweltzone in der Nordsee
Von den Emissionen sind vorwiegend die See- und Küstenstädte betroffen.
Hier wurden daher in besonders belasteten Regionen, wie der Nord- und
Ostsee, bereits Umweltzonen geschaffen.
Regelungen, die von der IMO beschlossen wurden, besagen, dass in diesen
Gebieten der Anteil von Schwefel im Treibstoff oder in den Abgasen der
Schiffe bis zum Jahr 2020 schrittweise auf 0,5 Prozent sinken muss. Der
Ausstoß von Stickstoff muss zumindest bei den neu gebauten Schiffen bis
2016 um 80 Prozent gesenkt werden.
Werner Reh, verkehrspolitischer Sprecher vom Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND), kritisiert die Werte als zu schwach:
„Selbst wenn die Schwefelgrenze ab 2015 auf 0,1 Prozent gesenkt wird,
beträgt der Anteil an Schwefelemissionen immer noch 100 Mal mehr als der
eines Lkw, dessen Anteil mittlerweile auf 0,001 Prozent gesenkt wurde.“
Für Ruß und CO2- Emissionen gibt es noch keine bindenden internationalen
Grenzwerte. Eine Möglichkeit wäre, den Schiffsverkehr in den
internationalen CO2-Emissionshandel aufzunehmen.
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) blockt aber ab. Verbandssprecher Max
Johns: „Die Reedereien haben sich seit mindestens drei Jahren intensiv
darum bemüht, die CO2-Emissionen zu senken. Das wesentliche Instrument dazu
ist das Langsamfahren.“
Für bereits eingesetzte Schiffe könnten Nachrüstungen möglich sein, die
Treibstoff und damit CO2 einsparten. „Einen Emissionshandel halten wir in
der Schifffahrt nicht für sinnvoll. Keinesfalls funktionieren kann ein
regionaler Emissionshandel.“
Der Reederverband befürwortet statt dessen ein Fondsmodell. Dabei würde
eine Treibstoffabgabe in einen zentralen Fonds eingezahlt, aus dem dann
Umweltprojekte finanziert werden.
5 Jul 2011
## AUTOREN
Manuela Tomic
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Niederlande
Lesestück Recherche und Reportage
Ökostrom
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