# taz.de -- Kampf dem Schwefeldioxid: Schiffe werden umweltfreundlicher | |
> Das für Schiffe verwendete Schweröl gehört zu den umweltschädlichsten | |
> Treibstoffen der Welt. Nun hat die UN-Schifffahrtsorganisation | |
> beschlossen, die Grenzwerte für Schwefel drastisch zu senken. | |
Bild: Rauchwolken wie diese sollen nach dem Willen der UN bald deutlich weniger… | |
Die Frachtschiffe und Tanker auf den Weltmeeren sollen ihre Motoren in | |
Zukunft nicht mehr mit dem Abfall aus den Ölraffinerien betreiben dürfen. | |
Die UN-Schifffahrtsorganisation (International Maritime Organization - IMO) | |
einigte sich am späten Freitag in London nach mehrtägigen Verhandlungen | |
darauf, die Grenzwerte für den Schwefelanteil in den Treibstoffen von den | |
bisherigen Werten auf ein Neuntel zu senken. Allerdings wird das noch etwas | |
dauern. | |
Konkret soll der zulässige Schwefelgehalt von derzeit 4,5 Prozent bis 2012 | |
auf 3,5 und bis 2020 auf 0,5 Prozent gesenkt werden. In einigen küstennahen | |
Regionen wie der Ost- und Nordsee gibt es bereits | |
Schwefelemissionsüberwachungsgebiete (Sulphur emission control areas - | |
SECA), in denen der Grenzwert jetzt schon 1,5 Prozent beträgt. Er soll bis | |
2010 auf 1 Prozent und bis 2015 auf 0,1 Prozent sinken. Schwefel fördert | |
die Ruß- und Partikelbildung, ist also für den hohen Feinstaubausstoß von | |
Schiffsmotoren mitverantwortlich. Bei der Verbrennung bildet er | |
Schwefeldioxid und trägt damit zur Versauerung von Luft und Wasser bei. | |
Am Ende der Übergangsperioden wird das für Schiffe verwendete Schweröl | |
weltweit immer noch 500-mal und in den SECAs 100-mal so schmutzig sein wie | |
der jetzt in der EU und den USA erlaubte Diesel für Nutzfahrzeuge. Derzeit | |
hat er allerdings den 4.500-fachen Schwefelgehalt von Lkw-Diesel. | |
Umweltschutzorganisationen halten die Fristen deshalb für unnötig lang - | |
zumal die IMO eine Hintertüre eingebaut hat: Wenn sich die | |
Raffineriekapazität für saubere Treibstoffe 2018 als "technisch nicht | |
machbar" erweist, soll die Übergangszeit um fünf Jahre verlängert werden. | |
Dabei drängt es: Nach Öl- und Kohlekraftwerken stellt der Schiffsverkehr | |
für die Umwelt weltweit die größte Schwefeldioxidbelastung dar. Nach | |
Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind Schiffsemissionen für jährlich | |
60.000 vorzeitige Todesfälle verantwortlich. | |
Mehrfach waren in der 167 Mitgliedsstaaten umfassenden IMO Anläufe für | |
strengere Grenzwerte gescheitert. Maßgeblich dafür, dass es jetzt geklappt | |
hat, dürfte gewesen sein, dass die EU gedroht hatte, noch weitreichendere | |
Sonderbestimmung für die europäischen Meeres- und Küstenzonen zu erlassen. | |
In London hatte sich Deutschland zusammen mit den skandinavischen Staaten | |
für den Kompromiss starkgemacht. Die Luft- und Ölverschmutzung durch | |
Seeschiffe werde nun bald Geschichte sein, hofft Verkehrsminister Wolfgang | |
Tiefensee (SPD) und kündigte an, dass sich die Bundesregierung für die | |
Ausweisung weiterer SECA-Gebiete einsetzen will. | |
Umweltschützer fordern zusätzlich strengere Kontrollen: Stichproben haben | |
gezeigt, dass sich jedes dreißigste Schiff, das SECA-Häfen anläuft, nicht | |
an die speziellen Grenzwerte gehalten hatte. Außerdem müsse die landseitige | |
Stromversorgung für Schiffe, die an den Kais liegen, ausgebaut werden, | |
damit diese ihre Motoren abstellen können. | |
Eine Einigung gab es auch bei den CO2-Emissionen, allerdings gegen die | |
Stimmen von China, Indien, Venezuela, Südafrika und Brasilien. Die von | |
Schiffen ausgehende CO2-Belastung soll in den Regelungsmechanismus eines | |
Nach-Kioto-Abkommens ohne etwaige Sonderregelungen für die in | |
Dritte-Welt-Ländern registrierten Schiffe eingehen. Das soll verhindern, | |
dass sich Reedereien ansonsten durch einen bloßes Flaggenwechsel | |
beispielsweise von einem künftigen Klimaquotenhandel auch für die | |
Schifffahrt drücken könnten. | |
Am Widerstand der USA und der Drittweltländer scheiterte ein dänischer | |
Vorstoß, die Schifffahrt bereits auf kurze Sicht für die von ihr ausgehende | |
Klimabelastung verantwortlich zu machen. Kopenhagen hatte eine kräftige | |
Besteuerung des Schiffsdiesels vorgeschlagen. Von dem Erlös dieser | |
Sondersteuern sollten auf dem internationalen Quotenmarkt entsprechende | |
CO2-Quoten gekauft werden. Dänemark verspricht sich davon einen Anreiz zur | |
Konstruktion energieeffizienterer Schiffe. | |
7 Apr 2008 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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