# taz.de -- Neue Regeln für Schiffsemissionen: Viele Dreckskähne bleiben vers… | |
> Alte Kähne, alte Umweltstandards: Der weltweite Schiffsverkehr ist eine | |
> schmutzige Angelegenheit. Nun sollen die Emissionen reduziert werden - | |
> jedoch nur von neuen Frachtschiffen. | |
Bild: Neue Emissionsregeln? Nicht für alte Frachtschiffe. | |
STOCKHOLM taz | Eigentlich müssten alle Schiffe unter einer | |
Totenkopf-Flagge fahren. Das dänische Umweltforschungszentrum CEEH hat | |
errechnet, dass allein in Europa 50.000 vorzeitige Todesfälle von der durch | |
den Schiffsverkehr verursachten Luftverschmutzung herrühren. Und diese Zahl | |
werde bis 2020 auf über 53.000 ansteigen. Denn ebenso, wie der Welthandel | |
wächst, werden auch Schiffstransporte weiter zunehmen. Sie bewältigen 90 | |
Prozent der internationalen Warenströme. Laut CEEH verursacht das für die | |
europäischen Gesundheitsbudgets jährliche Kosten von 60 Milliarden Euro. | |
Und auch über den CO2-Ausstoß liegen Zahlen vor: Rund eine Milliarde der | |
weltweit jährlich 31 Milliarden Tonnen CO2 kommt von der Schifffahrt. | |
Tendenz: stark ansteigend. Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation | |
IMO befürchtet, dass sich der von der Seeschifffahrt verursachte | |
CO2-Ausstoß bis 2050 verdoppeln bis verdreifachen könnte. | |
Höchste Zeit, die Bremse zu ziehen, meint daher auch die Internationale | |
Seeschifffahrtsorganisation und hat deswegen beschlossen, nun nach | |
jahrelanger Vorarbeit ein Programm zu verabschieden, das sie selbst als | |
"erste verbindliche Regelung der Treibhausgasreduktion für eine | |
internationale Branche" verkauft. Sie hat das internationale Übereinkommen | |
zur Verhinderung der Meeresverschmutzung (Marpol) verschärft. Ab 2013 | |
gelten neue Richtlinien, die je nach Schiffstyp den Ausstoß von CO2 erst um | |
10 Prozent und schrittweise bis 2024 um bis zu 30 Prozent reduzieren | |
sollen. Allerdings gelten diese Regelungen nur für Schiffsneubauten und | |
auch nur für große Schiffe mit über 400 Bruttoregistertonnen. | |
## Fährschiffe vorerst nicht betroffen | |
Erreicht werden soll das Ganze mit einem sogenannten Energy Efficiency | |
Design Index. Dieser Index lässt den Reedereien und Werften bei jedem neuen | |
Schiffsbauprojekt freie Hand, wie unterm Strich die verschärften | |
Emissionsziele erreicht werden sollen, etwa durch Optimierung der | |
Antriebssysteme, Änderung an der Motorensteuerung oder Verbesserungen des | |
Rumpfdesigns. Allerdings haben sich Entwicklungs- und Schwellenländer, | |
allen voran China, Südafrika und Brasilien, Ausnahmebestimmungen | |
ausgehandelt, sodass die neuen Regelungen in diesen Ländern erst sechs | |
Jahre später gelten werden. Zudem umfassen sie zunächst auch nur bestimmte | |
Schiffstypen. Fährschiffe etwa sind vorerst nicht von dieser neuen Regelung | |
betroffen. | |
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) spricht von einem | |
"substanziellen Beitrag zum Klimaschutz". Die Umweltschutzorganisation | |
"Oceana" hingegen bezeichnet die IMO-Beschlüsse als ungenügend. Für die | |
"Dreckschleudern", die bereits jetzt die Meere befahren, ändere sich ja | |
nichts. Zudem würde die IMO selbst davon ausgehen, dass 30 bis 40 Prozent | |
der Emissionen allein auf ineffektive Technik zurückgehen. Das | |
Reduktionspotenzial könnte also sehr viel größer sei. | |
24 Jul 2011 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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