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# taz.de -- Newt Gingrich will eine neue Welt: Widewide wie sie ihm gefällt
> Der republikanische Präsidentschaftsbewerber hat viele kreative Ideen –
> für die US-Amerikaner, die Welt und das Weltall. Jetzt muss er nur noch
> Präsident werden.
Bild: Langweilig wäre es mit Newt Gingrich als Präsident der USA auf jeden Fa…
Große Männer haben große Ziele. Und große Pläne. Newt Gingrich möchte
Präsident der USA werden. Und ganz so unwahrscheinlich ist das nicht. Bei
den Vorwahlen in South Carolina lag er vorn, jetzt liegt er Kopf an Kopf
mit Mitt Romney als republikanischer Bewerber für die
Präsidentschaftskandidatur. Und wenn er es wird, weiß er auch schon, wie
die Welt dann aussehen wird. Sie wird auf jeden Fall spannender, im Großen
wie im Kleinen.
Schulen und Gefängnisse, das Selbstverständnis der US-Amerikaner, die
Raumfahrt und das Kräfteverhältnis der großen Staaten – all das will
Gingrich angehen. Kriegt er die Gelegenheit dazu, dann werden Eltern in den
USA ständig vor Lehrerzimmern und in Schulsekretariaten rumhängen und
jeden, der vorbeikommt, fragen: „Wie läuft‘s mit meinem Kind?“ Er will
ihnen nämlich ihr „Recht zu wissen“ zurückgeben.
Niemand anderes soll über das Wohl der Kinder entscheiden können, als die
Eltern selbst – das amerikanische Ideal von Eigenverantwortung schimmert in
diesem Plan durch. Und das soll gefälligst wieder so groß und
selbstverständlich werden, wie es zu den schönsten Zeiten des Kalten
Krieges war.
Das kann Gingrich auch begründen. Es ist der amerikanische
Exzeptionalismus, [1][den er wieder ganz groß rausbringen will]. „Wir sind
das einzige Volk, das sagt, dass jeder einzelne Macht direkt von Gott
bekommt.“ Er beruft sich dabei auf die Gründerväter und darauf, wie sie
Natur des Menschen verstanden hatten. Die Rechte, die der Einzelne hat,
kann ihm niemand nehmen – also müssen auch die verdammten Lehrer endlich in
ihre Schranken gewiesen werden.
Diese große Angst, dass die individuelle Freiheit des Einzelnen
eingeschränkt werden könne, dass aus Bürgern Objekte werden, diese große
Angst vor Sozialismus, sie ist an Newt Gingrich ganz besonders hübsch zu
beobachten. Sein Ausweg, um nicht zu sagen, dass er Angst hat, ist, zu
sagen, er ist was besonderes. Und so wie er sind es alle US-Amerikaner.
## Vorbild Texas
Auch den Justizapparat hat Gingrich schon im Blick. [2][Die Gefängnisse
sollen reformiert] werden, sie sind schlicht zu teuer (und da leben ja
Leute auf Kosten des Staates drin, das geht gar nicht). Vorbild ist, ganz
im Ernst, Texas. Texas, dessen Gefängnisse voller sind als in irgendeinem
anderen Bundesstaat. Die Kosten hat Texas unter anderem damit reduziert,
dass es [3][an den Wochenenden einfach kein Mittagessen] mehr gibt.
Aber Texas hat es geschafft, dass die Zahl derjenigen, die eingebuchtet
werden, abnimmt. Im Jahr 2008, nachdem die große Reform begonnen hatte,
waren es 30 Menschen weniger. Aber immer noch 130 mehr als im
US-Durchschnitt im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Wie gesagt, Gingrich hat
große Ziele.
Was die Bekämpfung des Terrorismus angeht, hat Gingrich ganz besonders
aufregende Vorstellungen. Nicht genug, dass er das FBI aufteilen will in
eine Gruppe von „Ermittlern, die mit den bürgerlichen Rechten und
Freiheiten sehr respektvoll umgeht“ und eine andere, die es damit nicht so
genau nimmt: „Ein kleines, aber aggressives Antiterror-Team“, das mit
Sonderrechten ausgestattet ist.
Nein, er wünscht sich eigentlich auch, dass diese Antiterror-Ermittler
nicht allzu erfolgreich sind, [4][hilft ein gelegentlich erfolgreicher
Terroranschlag] doch dabei, eben diese Antiterroreinheit des FBI zu
legitimieren. Gingrich ist Systemtheoretiker - die Selbstorganisation von
Institutionen hat er durchschaut und macht sich jetzt nicht einmal mehr die
Mühe, diese zu verschleiern, nein, er geht offensiv mit ihr um. Man freut
sich schon auf die vielen neuen Bücher der Verschwörungstheoretiker.
## Kriege aller Art
So viel zur inneren Verfassung der USA. Aber noch viel mehr Mühe gibt sich
Gingrich, wenn er an die ganze Welt denkt. Oder gar über sie hinaus. Er
möchte, dass die US-Amerikaner demnächst nicht nur das schönste Land der
Erde bevölkern, sondern [5][auch den Mond]. Bis Ende 2020 soll es eine
feste Mondstation geben und er träumt davon, dass 13.000 US-Amerikaner aus
dem Mond den 51. US-Bundesstaat machen.
Für den Planeten Erde hat Gingrich auch die eine oder andere Idee.
Insbesondere unliebsame andere Großmächte, die dem amerikanischen
Exzeptionalismus zuwider laufen, hat er dabei im Visier. Sollten die Russen
und die Chinesen nicht ein bisschen handzahmer und angepasster werden, will
er ihnen mit einem [6][Cyberwar] deutlich machen, wer hier auf Erden (und
dem Mond) das Sagen hat. Den [7][mit dem Iran] wird er natürlich
fortsetzen, das versteht sich von selbst.
Und unter seinen Fittichen wird es solche Eskapaden, wie sie Wikileaks
betrieben haben, selbstverständlich auch nicht mehr geben. Leute wie Julian
Assange sind Kriegsgegner und [8][als solche auch zu behandeln].
Aber Gingrich hat nicht nur genug von denen, die geographisch weit weg
liegen, sondern vor allem von denen, die direkt vor Floridas Nase liegen.
Und er will mit diesem kubanischen Sozialistenzirkus aufräumen, [9][mit
allen Mitteln, auch militärisch].
Also, sollte Newt Gingrich von den Republikanern aufgestellt und dann von
den US-Wählern ins Amt gehoben werden, steht uns und den US-Amerikanern
eine aufreibende Zeit bevor. Und vermutlich eine amüsante.
31 Jan 2012
## LINKS
[1] http://www.realclearpolitics.com/video/2011/09/05/newt_gingrich_explains_am…
[2] http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2011/01/06/AR201101060…
[3] http://www.nytimes.com/2011/10/21/us/texas-reduces-weekend-meals-for-prison…
[4] http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=d4lLLxbbOf0
[5] http://www.youtube.com/watch?v=or1Mb1Vje1Q
[6] http://coffeeandmarkets.com/2011/12/09/newt-gingrich-on-entitlement-reform-…
[7] http://www.wired.com/dangerroom/2012/01/newt-vs-iran/
[8] http://tpmdc.talkingpointsmemo.com/2010/12/gingrich-julian-assange-is-an-en…
[9] http://politicalcorrection.org/video/201201230013
## AUTOREN
Frauke Böger
## TAGS
Schwerpunkt USA unter Donald Trump
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