# taz.de -- Gegen Olympia!: Olympia? Hau weg den Scheiß! | |
> Die Olympischen Spiele sind ein | |
> sozialdemokratisch-machistisch-neoliberales Spektakel mit Nazi-Ästhetik. | |
> Manche der Sportarten sind gar kein Sport. | |
Bild: Britische Beachvolleyballerin in pflichtgemäßer Arbeitskleidung: Ist da… | |
Die Sportlerinnen und Sportler können am wenigsten dafür. Sie tun, was sie | |
tun müssen: Segler segeln, Läufer laufen, rhythmische Sportgymnastinnen | |
gymnasteln rhythmisch. Wem es Freude bereitet, anderen Leuten beim Arbeiten | |
zuzuschauen, soll das tun. Ein Argument für diese schreckliche | |
Veranstaltung ist das jedoch nicht. | |
Denn Olympia wurde nur erfunden, um gewachsene Arbeiterviertel zu | |
gentrifizieren (London 2012), totalitäre Regime zu legitimieren (Peking | |
2008), Volkswirtschaften zu ruinieren (Athen 2004), US-Brausehersteller zu | |
vermarkten (Atlanta 1996), die Festung Europa zu errichten (Barcelona | |
1992), neue Dopingmittel auszuprobieren (Seoul 1988), den Krieg mit anderen | |
Mittel fortzusetzen (Los Angeles 1984, Moskau 1980), den Überwachungsstaat | |
auszubauen (München 1972) und noch irgendwas (Sydney 2000). | |
Die sogenannten „Olympischen Spiele“ sind eine einzige Werbefläche für | |
multinationale, monopolistische Großkonzerne wie ------, ------ und ------. | |
(Nein, wir tun den BossInnen nicht den Gefallen, sie kostenlos beim Namen | |
zu nennen.) | |
## Dabei sein ist nüscht | |
Schon die Leitsprüche offenbaren den verbrecherischen und heuchlerischen | |
Charakter dieses Spektakels: „Dabei sein ist alles“, lautet einer – eine | |
Beschwichtigungslüge, wie sie nur sozialdemokratische Elendsverwalter | |
ersinnen können. Denn natürlich sieht man die Sportler aus so putzigen | |
Kleinststaaten wie Liechtenstein, Tuvalu und Palästina nach der | |
Eröffnungsfeier nie wieder. Sie sind bloß Staffage, wo alle wissen: Dabei | |
sein ist nüscht, Gold, Silber, Bronze alles. | |
Das geben die Olympia-Ideologen selbst mit ihrem zweiten Motto zu: | |
„Schneller – weiter – höher“ – eine grauenhafte Huldigung des neolib… | |
Leistungskults und des männlichen Konkurrenzprinzips. Aber wird in unserer | |
Welt nicht ohnehin alles schneller (Internet, Essen), weiter (Kluft | |
zwischen Arm und Reich, Dekolletees) und höher (Erdtemperatur, | |
Managerboni)? | |
Ein emanzipatorischer Akt wäre es, diesem Wahn, der Mensch, Tier und Baum | |
in den sicheren Abgrund treibt, eine menschliche Forderung | |
entgegenzuhalten: Langsamer – näher – tiefer! Warum sollte das, was wir uns | |
als Prinzip einer gleichberechtigten Partnerschaft wünschen, nicht auch | |
Verkehr zwischen den Nationen regeln? Das wäre die Zärtlichkeit der Völker! | |
Wenn es sich hier wirklich um Spiele handeln würde, stünde das Miteinander | |
im Mittelpunkt, nicht das Gegeneinander. Dann gäbe es keine Gewinner – und | |
keine Verlierer. Dann würden alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen, | |
ohne mittelalterliche Geschlechtertrennung, ein fröhliches Fest feiern und | |
sich geschwisterlich über den gemeinsamen Erfolg freuen. Am Ende würden | |
alle die Goldmedaille verliehen bekommen, die freilich keine Goldmedaille | |
mehr wäre, sondern ein grünes Kleeblatt zum Beispiel. Oder ein Olivenzweig | |
wie im alten Griechenland. | |
## Autobahn, Blitzkrieg, Fackellauf | |
Dann gäbe es natürlich auch keinen Fackellauf mehr – eine Erfindung des | |
Führers, die so Nazi ist wie sonst nur Autobahn, Blitzkrieg und Muttertag. | |
Und dieser faschistischen Ästhetik hängt man bis heute an. | |
Dass es bei den „Olympischen Spielen“ nicht um den Sport geht, zeigt auch | |
der Fetisch Medaillenspiegel. Denn Hockey, Gewichtheben und Kanu verbindet | |
nichts, trotzdem werden die Leistungen der Sportler in miesester | |
kapitalistischer Manier auf ihren Tauschwert abstrahiert. | |
Nicht zufällig übt der „Medaillenspiegel“ seit jeher große Faszination a… | |
totalitäre Regime aus und veranlasst gewissenlose Funktionäre, junge | |
Menschen zu Opfern der Pharmaindustrie zu machen und in Furcht erregende | |
Hormonroboter zu verwandeln. | |
Und manche vermeintliche „Sportart“ entpuppt sich bei näherer Betrachtung | |
als ganz und gar unsportlich: Oder was hat Pistolenschießen, also zu üben, | |
wie man Lebewesen tötet, mit friedlichem Sport zu tun? Was ist daran Sport, | |
Pferde zu willenlosen Geschöpfen zu dressieren, die auf Kommando Männchen | |
machen? Und ist „Beachvolleyball“ ein Sport oder nur eine schlecht getarnte | |
sexistische Fleischbeschau, ein Burkazwang nur umgekehrt? | |
Denken Sie selbst! Urteilen Sie selbst über dieses | |
sozialdemokratisch-machistisch-monopolistisch-neoliberal-faschistische | |
Spektakel! | |
Und glauben Sie den penetranten Gutfindern kein Wort, die dafür bezahlt | |
werden, alles gut zu finden! Glauben Sie nicht, wenn es wieder auf allen | |
Kanälen heißt: London ruft die Jugend der Welt. Denn die Jugend der Welt | |
wird an diesem Tag nicht in London sein, sondern zu Hause vor den | |
Bildschirmen. Bleibt zu hoffen, dass es nicht so bleibt. | |
Lesen [1][hier das Pro von Jan Feddersen][2][.] | |
27 Jul 2012 | |
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## AUTOREN | |
Deniz Yücel | |
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