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# taz.de -- Kolumne B-Note: Unterwirf dich deinem Sport!
> Die deutschen SchwimmerInnen agierten bisher eher im Stil von lame ducks.
> Es stört nicht das andere besser waren, sondern dass der DSV-Truppe der
> Ehrgeiz fehlt.
Bild: Mit zwei Goldmedaillen in Peking vor vier Jahren außerhalb jeder Kritik:…
Ja, so viel vorweg zu den deutschen SchwimmerInnen: Es ist keine
Katastrophe, zu verlieren. Verliert jemand, etwa Britta Steffen oder Paul
Biedermann, geht nichts unter. Kein Abendland, höchstens der Freistilist,
Delphinist, Brust- und Rückenschwimmer selbst.
Insofern könnte man Respekt haben vor all den Leistungen, die etwa Sarah
Poewe, Jenny Mensing, Marco Koch oder Markus Deibler abgeliefert haben.
Aber wie sie durch die Wasser des Aquatic Center cruisten, war das mehr der
Stil von lame ducks als der von Ambitionierten.
Denn wie solche wirkten sie, wie sie triefend aus dem Becken direkt vor den
Mikrofonen der TV-Sender landeten, nicht: Einer wie der andere sagte: Es
ging nicht mehr, mehr war nicht drin. Trotzdem sagten ihre Tonlagen, dass
sie zur echten, quälenden Erschöpfung nicht fähig – oder nicht willens
waren.
Es nervt nicht, dass andere wie de Clos, Phelps oder Muffat gewannen – es
stört allein, dass die Kaderisten des Deutschen Schwimm-Verbands so arm an
Ehrgeiz scheinen. Ach Gottchen, das war zwar die Chance meines Lebens,
keine Ahnung, ob sie je wiederkommt, aber irgendwie fehlte mir was, sie
auch zu nutzen! Oder das alte Spontimotto: Wir haben keine Chance, also
nutzen wir sie – tote Hose bei den deutschen SchwimmerInnen.
## Wellenschwaches Rühren
Wahrscheinlich würde jeder von ihnen sagen: Oh nein, wir wollten doch auch
ganz nach vorne, ja, sogar vielleicht und eventuell gewinnen. Aber: Man
glaubt es nicht. Im Grunde durchpflügten sie die 50-Meter-Bahn weniger, als
dass sie das Wasser wellenschwach rührten. Das ist ohnehin respektlos allen
GegnerInnen gegenüber: Körperhaltungen, olympische zumal, die anzeigen,
nicht wirklich alles aus sich herauszuholen.
Diese DSV-Schwimmer haben ihre Gegner durch Mangel an Kampfbereitschaft
beleidigt, könnte man sagen. In den USA heißt ein Trainerspruch: Nicht dein
Bestes zählt, nur der Sieg. Auf irdische Verhältnisse übertragen, heißt
das: Sei nicht zufrieden.
Unterwirf dich deinem Sport! Zeige Demut vor dem, was du noch nicht kannst.
Diesen Deutschen aber mangelte es an diesen – meinetwegen nenne man sie:
chinesischen – Tugenden in Gänze. Sie sind zu früh zufrieden. Man sollte
das System umstellen: Wer Medaillen gewinnt, braucht nichts an
Fördergeldern zurückzuzahlen.
## Gewinner haben keine Schulden mehr
Wer gewinnt, hat am Ende der Karriere keine Schulden mehr. Britta Steffen
ist natürlich sowieso aus allem raus. Zwei Goldmedaillen in höchst
angespannter Situation in Peking – was könnte sie stimulieren, noch mehr zu
wollen? Sie darf die Mutter der Compagnie geben, ohne wie ein Muttchen zu
wirken.
Aber die anderen? Können die nicht ein einziges Mal die ohnehin schon
charismatische Franziska van Almsick in Augenschein nehmen und sich selbst
sagen: So geht’s?! So sieht man aus – eine ehemalige Dramaqueen in der
relaxten Pose der rechtschaffenen Kritikerin. Nie fies, nie infam, immer
mit Herz, dazu gut angezogen und prima frisiert. Respekt!
3 Aug 2012
## AUTOREN
Jan Feddersen
Jan Feddersen
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