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# taz.de -- Neue Münchener Olympiabewerbung: Eifriges Ausloten
> Befürworter und Gegner einer möglichen Bewerbung um die Winterspiele 2022
> bringen sich in Stellung. Offen ausgebrochen ist der Konflikt noch nicht.
Bild: Mmhh, lecker Olympia in München 2022.
GARMISCH/MÜNCHEN taz | Die einen wedeln bei herrlichem Wintersportwetter
die Kandaharpiste in Garmisch-Partenkirchen hinunter, die anderen reden
über die Piste in einem schlichten Sitzungszimmer. Die einen würden in
großer Mehrzahl vermutlich auch eine erneute Olympiabewerbung der Gemeinde
befürworten, die anderen wollen Olympische Spiele im Ort unbedingt
verhindern.
In einem sind sich beide Seiten jedoch einig: Richtig reden will im Moment
niemand über eine erneute Olympiabewerbung, diesmal für die Winterspiele
2022. Vergangenen Freitag im Landtag in München: Die Grünen haben zu einem
Fachgespräch geladen, Thema: Das „Wettrüsten in den bayerischen
Skigebieten“ und die „Auswirkungen von Beschneiungsanlagen auf die Alpen“.
Innerhalb von sieben Jahren habe sich die Größe der künstlich beschneiten
Flächen in Bayern fast verdoppelt, mittlerweile gebe es 142
Beschneiungsanlagen und rund 22 Millionen Euro an Subventionen seien seit
2009 in Bayern für die Anlagen genehmigt worden. Angeprangert wird der
immense Wasserverbrauch, mittlerweile müsse oft Wasser in die Skigebiete
gekarrt werden, damit der Tourismus überhaupt aufrechterhalten werden kann.
Bilder werden gezeigt, Bilder von Bauarbeiten rund um die Kandaharpiste im
Vorfeld der Ski-WM 2009. „Immer wieder wurde Natur zerstört“, erzählt Axel
Doering, der sich fast 40 Jahre als Förster auch fürs Skigebiet
verantwortlich zeichnete. Zum Schluss hat er nur eine Bitte: „Helft uns,
dass wir keine weitere Großveranstaltung bekommen.“ Doering spielt auf
Olympia an. Das wissen auch die meisten im Raum – doch offen darüber
spricht keiner. In diesem Punkt ähneln sich Befürworter und Gegner einer
erneuten Olympiabewerbung von Garmisch.
## Graubünden als Bewerbungshelfer
Beide Seiten wollen nicht zu früh aus der Deckung gehen, sie kennen sich
gut aus der Bewerbung für die Winterspiele 2018. Relativ deutlich fiel die
Niederlage von München gegen Pyeongchang im Juli 2011 aus. Diesmal sind die
Vorzeichen andere: München wäre wohl der Favorit für die Winterspiele 2022
– vor allem, seitdem sich in der Schweiz eine Mehrheit der Bürger gegen
eine Bewerbung von Graubünden ausgesprochen hat.
Bis zum Herbst will sich der Deutsche Olympische Sportbund festlegen. Auch
mögliche Bewerber für Sommerspiele, zum Beispiel Hamburg oder Berlin,
sollen nicht zu schnell verprellt werden. Dies passt auch zur Strategie von
Christian Ude. Der Münchner Oberbürgermeister möchte gerne die Landtagswahl
im September abwarten, spricht schon seit Wochen von einem möglichen
Bürgerentscheid im November, agiert aber ansonsten recht defensiv. Er warte
auf ein Signal vom deutschen Sport, sagt er der taz.
Aber Ude gibt zu: „Der Verzicht der Schweizer bedeutet für eine Münchner
Winterspiele-Bewerbung kräftigen Rückenwind. Nachdem auch die USA und
Frankreich bereits erklärt haben, sich nicht für 2022 bewerben zu wollen,
hat sich die Ausgangslage für eine erfolgreiche Münchner Bewerbung
verbessert.“
Der Bürgermeister von Garmisch, Thomas Schmid, verrät ein wenig mehr:
„Selbstverständlich befinden wir uns in engen Gesprächen mit allen
Betroffenen, insbesondere mit der Landeshauptstadt München, dem Landkreis
Berchtesgadener Land und dem Sport. Hierbei geht es auch um ein
verträgliches Sportstättenkonzept, das den Bürgerinnen und Bürgern bei
einem Bürgerentscheid unterbreitet werden könnte.“
Auf einen Bürgerentscheid setzen auch die Olympiagegner. „Das IOC hat sich
ja seit der letzten Bewerbung nicht verändert“, sagt der grüne
Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann, der zur Veranstaltung in den Landtag
eingeladen hatte. „Und unsere zwei weiteren Hauptargumente ziehen mehr denn
je: die Kosten von möglichen olympischen Spielen und die Auswirkungen auf
die Umwelt.“ Das sind ähnliche Argumente wie bei den Beschneiungsanlagen –
die Vorbereitungen für eine erneute Olympiabewerbung haben längst begonnen.
18 Mar 2013
## AUTOREN
Sebastian Kemnitzer
## TAGS
München
Garmisch-Partenkirchen
Olympische Winterspiele 2022
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
IOC
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