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# taz.de -- Kolumne Pressschlag: Ende der Erpressung
> Die Entscheidung der Uefa, das EM-Turnier in 13 Ländern auszutragen,
> zeigt, dass die Macht der Großverbände schwindet.
Bild: Gianni Infantino (li.), Generalsekretär der Uefa und Präsident Michel P…
Ein gutes Geschäft wird es schon werden für die Europäische Fußballunion.
Der Entschluss, die Europameisterschaft 2020 in 13 Ländern auszutragen,
wäre sonst nicht gefallen. Vor allem die lukrativen Hospitality-Programme
werden gut laufen, wo zum Fußball von schlank gehungerten Hostessen
Schampus und mit Blattgold verzierte Amuse-Gueles serviert werden.
In jedem der 13 Ausrichterländer werden sich die Oligarchen, Magnaten, auch
die ordinären Wirtschaftsführer und andere, die es sich nicht leisten
können, bei dem Event zu fehlen, um die teuren VIP-Tickets reißen. Dass
keine echte Turnierstimmung in einem Ausrichterland aufkommen wird, in das
Fanscharen aus einer Nation für ein paar Wochen einfallen, das nehmen die
Ökonomen in der Uefa billigend in Kauf.
Und auch wenn allenthalben der Tod der Turnierkultur beklagt wird, wenn es
statt Gastspielen in der Vorrunde Heimspiele für die großen Fußballnationen
geben wird, denen damit beim sportlichen Weiterkommen von der Uefa
regelrecht geholfen wird, und wenn über die für das Klima verheerenden
Auswirkungen einer Easyjet-EM durchaus nachgedacht werden sollte, so könnte
die EM 2020 doch auch einen Wendepunkt zum Positiven hin darstellen. Die
Zeiten, in denen große Sportverbände ganze Staaten erpressen konnten, sind
offensichtlich zu Ende.
Die Europa-EM ist eine Idee, die aus der Not geboren wurde. Die Uefa hat
einfach keine Ausrichter für das Turnier gefunden, das mit seinen nun 24
Teilnehmern einfach zu große Dimensionen angenommen hat. Sie ist das
Turnier nicht losgeworden. Vorbei sind die Zeiten, da die Uefa verlangen
konnte, ein ganzes Land umzubauen, irrwitzige Stadien zu errichten, die
nach dem Turnier niemand mehr braucht und überdimensionierte
Infrastrukturprojekte anzuschieben. Eine EM, bei der die Ausrichter auch
noch das finanzielle Risiko allein tragen, wird in den meisten Staaten
nicht mehr als Geschenk wahrgenommen. Gut so! Und hoffentlich beispielhaft.
Es wäre doch ganz reizvoll, wenn ein großer Sportverband sich einmal als
Bittsteller auf die Suche nach einem Ausrichter machen müsste. Wenn etwa
das Internationale Olympische Komitee sich dereinst an die Weltgemeinschaft
wenden würde mit den Worten: „Wir hätten da Olympische Winterspiele im
Angebot, was müssen wir tun, damit wir sie bei einem von euch veranstalten
können.“
Wie schön wäre es, wenn die Spiele dann an ein Land gehen würden, das sagt:
„Ja, ihr könnt gerne zu uns kommen, aber eins sagen wir gleich: Wegen euch
asphaltieren wir keine Almwiesen für ein Pressezentrum, wir fällen auch
keine Bäume, damit wir Tribünen für 50.000 Leute in den Wald stellen
können, und wenn ihr mit euren Spielen Geld verdient, dann zahlt gefälligst
auch die üblichen Steuern dafür.“ Und wie schön wäre es, wenn das IOC dann
fragen müsste: „Und was können wir sonst noch für euch tun?“
28 Jan 2013
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Fußball
Fußball-EM 2024
Uefa
Fußball
Zoll
München
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