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# taz.de -- CSU-Politiker fordert Gleichstellung: „Im Familiensplitting liegt…
> Der Münchner Oberbürgermeister-Kandidat Josef Schmid (CSU) will Homo-Ehen
> nicht länger steuerlich diskriminieren. Stattdessen fordert er Vorteile
> für alle, die Kinder haben.
Bild: Gar nicht im Widerspruch zu konservativen Werten, findet Josef Schmid: Sc…
taz: Herr Schmid, homosexuelle Paare klagen vor dem Verfassungsgericht,
weil das Ehegattensplitting nur für Hetero-Ehen gilt. Welche Entscheidung
hielten Sie für richtig?
Josef Schmid: Ich kann verstehen, dass homosexuelle Paare, die keine Kinder
haben, sich fragen, wieso heterosexuelle Paare, die auch kinderlos sind,
einen Steuervorteil bekommen sollen. Mein Ansatz geht aber noch einen
Schritt weiter: Statt die Ehe zu fördern, sollten wir da fördern, wo Kinder
sind. Wir brauchen ein Familiensplitting.
Wie soll das konkret aussehen?
Gefördert werden neben herkömmlichen Ehen mit Kindern auch
Alleinerziehende, Patchwork-Familien und homosexuelle Ehepaare mit Kindern.
Sie wollen die Ehe zwischen Mann und Frau also nicht weiter über
gleichgeschlechtliche Gemeinschaften stellen?
Zumindest nicht, was die steuerliche Förderung betrifft. Ich halte die Ehe
für eine wunderbare Form des Zusammenlebens. Ich bin glücklich und
katholisch verheiratet, und das ist auch gut so. Aber das
Ehegattensplitting stammt aus einer Zeit, in der das vorherrschende Modell
die Einverdiener-Hausfrauen-Ehe war. Früher hatten Frauen eine schlechte
oder gar keine Ausbildung und sicherten ihre Versorgung durch Heirat. So
ist es doch längst nicht mehr. Heute haben Frauen die besten Ausbildungen,
oft besser als die Männer.
Wenn Sie alle Formen von Familie fördern wollen, sollten dann homosexuelle
Paare nicht auch ein uneingeschränktes Adoptionsrecht erhalten?
Ich denke in erster Linie an homosexuelle Partnerschaften, in die Kinder
aus vorherigen Beziehungen mitgebracht werden, oder an lesbische Paare, die
mit einem Außenstehenden Kinder bekommen. Über alles Weitere mache ich mir
im Moment keine Gedanken.
Bisher stieß die Gleichstellung homosexueller Paare in der CSU auf wenig
Gegenliebe. Sind Sie in der falschen Partei?
Überhaupt nicht. Ministerpräsident Seehofer hat gesagt: Wir halten
vorläufig am Ehegattensplitting fest, und wenn das Verfassungsgericht
anders entscheidet – wovon ich ausgehe – dann könne man dem auch anders
nachkommen, zum Beispiel durch die stärkere Förderung von
Alleinerziehenden. Er denkt also an etwas Ähnliches wie ich. Andere, vor
allem jüngere CSU-Abgeordnete, haben sich ebenfalls für ein
Familiensplitting ausgesprochen. Darin liegt die Zukunft. Es ist überholt,
zu sagen, die herkömmliche Ehe sei der Ort, an dem neues Leben entsteht.
Wir dürfen nicht mehr die potenzielle Möglichkeit fördern, sondern die
Realität.
Gibt die CSU also allmählich alle Markenkerne auf, für die sie einmal
stand? Erst die Atomkraft und die Wehrpflicht, nun das konservative
Familienbild?
Franz Josef Strauß hat einmal gesagt, wenn auch in anderem Kontext:
Konservativ sein heißt, an der Spitze des Fortschritts zu marschieren. Mir
geht es darum, dass wir auch künftig nah an dem sind, was das Leben der
Menschen ausmacht. Da muss man offen und vielfältig sein.
2013 steht in Bayern die Landtagswahl an. Und 2014 wird auch das Amt des
Münchner Oberbürgermeisters neu vergeben. Christian Ude, der nicht mehr
antritt, war in der homosexuellen Wählerschaft immer sehr beliebt. Wollen
Sie nun diese Stimmen für sich gewinnen?
Ich möchte gerne in die Fußstapfen von Christian Ude als Oberbürgermeister
Münchens treten. Das ist völlig unbestritten. Mir geht es darum, dass ich
meinen Überzeugungen gerecht werde. Das bedeutet, in einer Großstadt eine
offene und liberale Politik zu machen, die ganz und gar nicht im
Widerspruch zu konservativen Werten steht.
21 Aug 2012
## AUTOREN
Marlene Halser
Marlene Halser
## TAGS
Christopher Street Day (CSD)
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Homosexuelle
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