# taz.de -- Bundestag zu Ehegattensplitting: Steuerehe bleibt hetero | |
> Der Bundestag lehnt das Ehegattensplitting für homosexuelle Paare ab. | |
> Grüne und FDP betonen das Verfassungsgebot zur Gleichstellung. | |
Bild: Haben grad nicht so viel Grund zum Feiern – D'Schwuhlplattler beim CSD … | |
BERLIN taz | „Homosexuelle bleiben Bürger zweiter Klasse.“ | |
Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck reagierte enttäuscht auf den | |
Ausgang der Abstimmung zum Ehegattensplitting. Am Donnerstag beschloss der | |
Bundestag in einer namentlichen Abstimmung, das Ehegattensplitting nicht | |
auf die Homoehe auszuweiten. | |
Demnach werden Homosexuelle, die in eingetragener Partnerschaft leben, bei | |
der Einkommensteuer weiterhin wie Alleinstehende behandelt, während | |
heterosexuelle Ehepaare steuerliche Vergünstigungen genießen. Beim | |
Ehegattensplitting wird das Gesamteinkommen zu gleichen Teilen auf beide | |
Partner umgelegt. Vor allem Paare mit sehr ungleichen Einkommen oder einem | |
Alleinverdiener profitieren von dieser Regelung. | |
SPD und Grüne wollten die steuerliche Ungleichbehandlung abschaffen und | |
stellten im Bundestag einen Antrag auf Änderung des Jahressteuergesetzes | |
2013. Zuvor war bereits der Bundesrat mit dem Versuch gescheitert, die | |
steuerliche Gleichbehandlung der Lebenspartnerschaft gesetzlich zu | |
verankern. Die Debatte über die Gleichstellung von Ehe und eingetragener | |
Partnerschaft war nach mehreren Urteilen des Bundesverfassungsgerichts | |
entbrannt, in denen die Ungleichbehandlung der Partnerschaften für | |
verfassungswidrig erklärt wurde. | |
Dem gingen Beschlüsse einiger Finanzgerichte voraus, die besagten, dass | |
Homosexuelle in eingetragener Partnerschaft bis zu einem Urteil des | |
Bundesverfassungsgerichts bei der Lohn- und Einkommensteuer vorläufig wie | |
Ehepaare behandelt werden können. Diese Urteile schlossen auch das | |
Ehegattensplitting mit ein. Noch im Sommer hatten sich Teile der FDP für | |
eine Angleichung ausgesprochen. Auch 13 Bundestagsabgeordnete der CDU | |
traten, unterstützt von Familienministerin Kristina Schröder, für die | |
Rechte der Homosexuellen ein. | |
## „Auf Sommerfrische folgt Herbstdepression“ | |
Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hingegen sah keine Notwendigkeit, | |
das Ehegattensplitting auf homosexuelle Paare auszuweiten, solange ein | |
weiteres Urteil des Bundesverfassungsgerichts aussteht. Das Urteil wird | |
voraussichtlich erst 2013 gefällt werden. Grünen-Fraktionsgeschäftsführer | |
Volker Beck zeigte sich am Donnerstag desillusioniert. | |
Während des Sommerlochs hätten FDP und CDU das Publikum noch mit | |
Überlegungen zur Gleichstellung unterhalten. „Auf die Sommerfrische folgt | |
für homosexuelle Paare nun die Herbstdepression“, so Beck. Er hofft darauf, | |
dass der Bundesrat das Jahressteuergesetz nicht passieren lässt. Die | |
Länderkammer habe bereits zweimal die Gleichstellung im Jahressteuergesetz | |
angemahnt. | |
Das Ehegattensplitting ist neben dem Adoptionsrecht eine der letzten großen | |
Baustellen in puncto Gleichbehandlung homosexueller Paare. In anderen | |
Bereichen wie dem Erb- oder Sozialrecht ist die Homoehe der Heteroehe | |
mittlerweile gleichgestellt. 2010 verkündete das Bundesverfassungsgericht | |
in Karlsruhe, Homosexuelle dürften nach dem Tod ihres Lebenspartners in | |
Bezug auf Freibetrag und Steuersatz nicht schlechter gestellt werden als | |
Ehepartner. Sozialrechtlich gesehen haben homosexuelle Partner die gleichen | |
Rentenansprüche wie Eheleute. Auch in der gesetzlichen Krankenversicherung | |
gelten die gleichen Voraussetzungen. | |
26 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Franziska Haack | |
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