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# taz.de -- CSU-Mitglieder für die Gleichstellung: Die schwule Revolte
> Eine Gruppe Schwuler streitet in der CSU erstmals gemeinsam für
> gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Angeführt werden sie von Patrick
> Slapal.
Bild: Zwei Männer tauschen Ringe.
MÜNCHEN taz | Sechs Wochen ist es her, dass Patrick Slapal in der CSU für
Wirbel sorgte – und noch immer arbeitet er seine E-Mails dazu ab. Einige
Dutzend CSU-Mitglieder und -Anhänger haben sich seitdem bei ihm gemeldet.
Slapals Coup: Im Umfeld des Parteitags Ende November hatte der 27-Jährige
20 schwule Parteimitglieder um sich geschart und ein erstes gemeinsames
Treffen organisiert.
„Wir brauchen eine Gruppe in der Partei, die für die Gleichstellung
homosexueller Partnerschaften mit der Ehe wirbt“, beschreibt Slapal seine
Motivation. Sein Ziel: „Wir wollen gezielt in den Parteigremien Einfluss
nehmen für unsere Belange.“
In allen anderen Parteien gibt es homosexuelle Vertretungen, auch in der
Union mit der LSU (Lesben und Schwule in der Union). Diese hat auch in
Bayern einige Dutzend Mitglieder. Aber Slapal meint: „Die Partei tut sich
seit Langem mit dem Thema schwer.“
Niemand ist in der Familienpolitik konservativer als die CSU, nirgendwo
wird das traditionelle Familienbild höher gehalten. Alexander Dobrindt,
Bundesverkehrsminister und ehemaliger CSU-Generalsekretär, bezeichnete
Schwule einst als „schrille Minderheit“.
## Gleichstellung im Grundsatzprogramm
Doch Slapal, seit seinem 14. Lebensjahr in der bayerischen Jungen Union
aktiv, hat einen Plan. Er will sich 2016 mit „relevanten Ansprechpartnern“
aus der Partei treffen. Die Gleichstellung, so Slapals Vorstellung, soll
ins neue Grundsatzprogramm aufgenommen werden, das bis Ende 2016
fertiggestellt wird.
An diesem Programm arbeitet derzeit eine Kommission, deren Vorsitzender der
Münchner Landtagsabgeordnete Markus Blume ist. Dieser lehnt die
Vorstellungen der Schwulen-Rebellen in der Partei nicht ab. In der
Landeshauptstadt sieht Blume, dass die Christsozialen nur mit mehr
Offenheit eine Chance haben, um auch Großstadtpartei zu werden.
Der Münchner Zweite Bürgermeister Josef Schmid von der CSU zeigt sich schon
seit Jahren gern auf den Paraden des Christopher Street Days. Wohlwollend
steht der Gruppe auch Bernd Fabritius gegenüber, wenngleich er sich dazu
derzeit nicht öffentlich äußert. Fabritius ist CSU-Bundestagsabgeordneter
und Präsident des Bundes der Vertriebenen, seine eigene Homosexualität
versteckt er nicht.
„Die CSU verlangt eine Leitkultur“, sagt Patrick Slapal. „Und wir sind f�…
die Leitkultur der Offenheit.“ Von der Parteispitze hat er bisher noch kein
kritisches Wort gehört. Es gab ein, zwei mahnende Stimmen von
Parteimitgliedern an die Landesleitung, die ihm übermittelt wurden. Aber
selbst in den für ein solches Thema sehr anfälligen sozialen Netzwerken
habe sich kein Protest entwickelt.
## „Verstecken macht kaputt“
Als Slapal in die Junge Union ging, war ihm noch nicht bewusst, dass er
schwul ist. Nach dem Politikstudium arbeitete er eine Weile hauptberuflich
für die CSU. „Ich musste meine Hemmungen verlieren und mich in diesem
Umfeld outen.“
Die Reaktionen: „Viele akzeptieren es.“ Doch erhält Slapal immer wieder
Reaktionen von Parteimitgliedern aus ländlichen Gebieten. Die sagen, sie
hätten Angst, sich zu outen und ausgestoßen zu werden. Slapal rät zum
Bekenntnis: „Verstecken macht den Menschen kaputt.“
6 Jan 2016
## AUTOREN
Patrick Guyton
## TAGS
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
CSU
Gleichstellung
CSU
CSU
CSU
Theologie
Schwerpunkt Landtagswahlen
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