# taz.de -- Diversity in Bayern: Liebende CSUler fahren beim CSD mit | |
> Beim Christopher Street Day in München wird es eine kleine Revolution | |
> geben. Zum ersten Mal ist ein Wagen von CSU-Mitgliedern dabei. | |
Bild: Beim CDS dabei: Jürgen Kirner (links) und Patrick Slapel, beide CSU | |
München taz | Eine kleine Revolution wird es am Samstag bei der Parade des | |
lesbisch-schwulen Christopher Street Day in München geben: Erstmals ist ein | |
Wagen voller CSU-Mitglieder dabei – die damit auch „ein Zeichen setzen | |
wollen in die CSU hinein“, wie Patrick Slapal als einer der Initiatoren | |
sagt. | |
Slapal, 27, ist schon mit 14 Jahren in die Junge Union eingetreten und | |
später in die CSU. Und er ist geblieben, auch als er sich im Alter von 20 | |
Jahren seiner Homosexualität stellte. | |
Der Wagen auf der Parade wird bestückt mit den Parolen „CSU – anders als | |
man denkt“ sowie „Bayern. Die Vielfalt“. Letzteres ist eine Anspielung auf | |
den CSU-Wahlslogan „Bayern. Das Land“. An schwule und lesbische | |
CSU-Mitglieder appelliert Slapal: „Stehen Sie zu ihrer Homosexualität. | |
Verstecken Sie sich nicht, verstecken macht den Menschen kaputt.“ Slapal | |
ist es leid, dass gerade die CSU das Thema „sexualisiert“. Er sagt: „Wir | |
sind Liebende, wir wollen zu unserer Liebe stehen.“ | |
Die Vorstellung der Aktion am Freitag war ein nicht alltäglicher Termin. | |
Das „Lesbisch-Schwule Netzwerk in der CSU“ lud ein auf die Dachterrasse der | |
Gaststätte „Deutsche Eiche“, 6. Stock, schöner Blick auf München. Die | |
„Deutsche Eiche“ ist das bekannteste und schon seit Jahrzehnten | |
existierende Schwulen-Lokal in der Bayern-Metropole mit angeschlossenem | |
Hotel und Sauna. Im Eingang zeigen Fotos, wie hier Rainer Werner Fassbinder | |
oder Freddy Mercury gefeiert haben. | |
## CSU-Spitze hält sich zurück | |
Zum Termin der Christsozialen ist auch Jürgen Kirner gekommen, ein | |
Kabarettist, CSU-Mitglied und schwul. In grüner Trachtenweste sitzt er da | |
und sagt in breitestem Bayerisch: „Die Leute auf dem Land draußen sind viel | |
weiter, als es unsere Parteiführung denkt.“ Bei der werde er mit seinen | |
Positionen „immer wieder vorstellig“. Die in der LSU organisierten | |
CSU-Schwulen – bisher 80 Personen – sind keine offizielle Parteigliederung. | |
Sie setzten sich für die Ziele der Lesben- und Schwulen-Bewegung ein, etwa | |
die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare plus Adoption. | |
Zu den namhaften Unterstützern der Gruppe gehört der Münchner | |
CSU-Bürgermeister Josef Schmid. Kultusminister Ludwig Spaenle, auch | |
Münchner CSU-Chef, blickt mit Wohlwollen auf das Geschehen, denn er will | |
die Christsozialen großstädtischer machen. Die Parteispitze gibt sich | |
zurückhaltend. Dafür sei der Bezirksverband München zuständig, sagt ein | |
Sprecher von CSU-Chef Horst Seehofer gegenüber der taz. „Wir haben keine | |
Einwände, es ist nicht unser Bier.“ | |
Die Parteispitze selbst wird von Slapal auch eingeladen, bei der CSD mit | |
auf den Wagen zu steigen und zu feiern. So viel Verbrüderung würde einer | |
Lesben-Aktivistin aber zu weit gehen. „Die CSU steht für Ausgrenzung und | |
Hetze“, sagt sie beim Hinausgehen. „Wenn der Seehofer auf den Wagen steigt, | |
dann hol ich den runter.“ | |
10 Jun 2016 | |
## AUTOREN | |
Patrick Guyton | |
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