| # taz.de -- Nach Polizeieinsatz in Südafrika: Erste inhaftierte Minenarbeiter … | |
| > Nach der blutigen Beendigung eines Streiks durch die Polizei waren 270 | |
| > Bergleute des Mordes angeklagt worden. 162 von ihnen sind jetzt wieder | |
| > frei. | |
| Bild: Jubel nach der Freilassung am Montag. | |
| PRETORIA afp | Nach dem tödlichen Polizeieinsatz in der südafrikanischen | |
| Platinmine Marikana sind die ersten festgenommenen Minenarbeiter wieder auf | |
| freien Fuß gesetzt worden. Ein Gericht in Pretoria ließ am Montag 162 von | |
| 270 inhaftierten Bergarbeitern frei, gegen die zuvor Mordanklage erhoben | |
| war. Bei neuen Auseinandersetzungen in einer Goldmine des Landes wurden | |
| vier Arbeiter verletzt. | |
| Richter Esau Bodigelo entschied am Montag in einem Gericht nahe Pretoria, | |
| zunächst 47 der inhaftierten Bergarbeiter freizulassen. Später wurden dann | |
| weitere 115 Arbeiter entlassen. Das Gericht bestätigte zugleich Angaben der | |
| Staatsanwaltschaft vom Vortag, wonach die Mordanklagen gegen die Arbeiter | |
| vorerst zurückgezogen werden. | |
| Bodigelo hatte mit der Mordanklage gegen die 270 Bergleute vergangene Woche | |
| für Empörung gesorgt, nachdem 34 ihrer Kollegen bei dem blutigen Einsatz im | |
| Zuge eines Streiks Mitte August in Marikana von der Polizei erschossen | |
| worden waren. Der Richter hatte die Anklage nicht begründet. Juristen gehen | |
| jedoch davon aus, dass er sich dabei auf ein Gesetz aus der Zeit der | |
| Apartheid berief, wonach bei einer Schießerei unter Beteiligung der Polizei | |
| alle Menschen angeklagt werden, die vor Ort festgenommen wurden. | |
| Angesichts der öffentlichen Empörung hatte die Staatsanwaltschaft am | |
| Sonntag die Aussetzung der Mordanklagen verkündet. Die inhaftierten | |
| Arbeiter können aber nur auf freien Fuß gesetzt werden, wenn sie eine | |
| gültige Adresse vorweisen. Für viele ist das unmöglich, da es sich bei | |
| ihnen oftmals um Wanderarbeiter handelt, die in Baracken bei den Minen | |
| hausen. | |
| Bei neuen Auseinandersetzungen in einer Goldmine östlich von Johannesburg | |
| wurden am Montag nach Polizeiangaben vier Minenarbeiter verletzt. Rund 200 | |
| nach einem wilden Streik gefeuerte Arbeiter griffen demnach am Morgen mit | |
| Stöcken und Eisenstangen ehemalige Kollegen an. Vier Arbeiter seien ins | |
| Krankenhaus gebracht worden, möglicherweise seien sie auch durch Schüsse | |
| verletzt worden. Der Vorfall werde derzeit untersucht. Vier Menschen wurden | |
| wegen versuchten Mordes festgenommen. | |
| Nach Angaben des Minenbetreibers Gold One hatten insgesamt 60 entlassene | |
| Arbeiter am Morgen versucht, den Eingang zur Mine Modder East zu | |
| blockieren. Die Polizei sei mit Tränengas und Gummigeschossen gegen die | |
| Blockierer vorgegangen, am Nachmittag habe sich die Lage wieder beruhigt. | |
| Laut Gold One wurden die Kumpel in den vergangenen Wochen wiederholt | |
| bedroht und angegriffen. | |
| Hintergrund ist demnach ein wilder Streik in der Goldmine im vergangenen | |
| Juni, nach dem der Betreiber mehr als die Hälfte seiner Arbeiter entlassen | |
| hatte. 300 der Entlassenen wurden inzwischen auf eigene Bitte wieder | |
| eingestellt. | |
| 4 Sep 2012 | |
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