| # taz.de -- Kommentar Ökostrom: Die große Koalition der Schluderer | |
| > Bis auf die FDP hat keine Partei bei einer längeren Ökostromdebatte etwas | |
| > zu gewinnen. Für die Anderen kommt das Thema im Wahlkampf nicht infrage. | |
| Noch einmal den Montag überstehen, den Tag, an dem die neue EEG-Umlage | |
| bekannt gegeben wird, und dann ist das leidige Ökostrom-Thema endlich vom | |
| Tisch. So hofft es eine große Koalition, von CDU bis zu den Grünen. Für das | |
| Jahr danach setzt sie auf einen Merkel’schen Schlafwagen-Wahlkampf, der | |
| alle umstrittenen Themen ausspart. | |
| Denn mit Ausnahme der FDP hat keine Partei bei einer längeren Debatte etwas | |
| zu gewinnen. Die Union nicht, weil ihre innere Zerrissenheit deutlich | |
| würde. | |
| Ein Teil der Länderchefs ginge gegen die von Umweltminister Altmaier | |
| geplante Koordinierung des Windkraftausbaus auf die Barrikaden, allen voran | |
| McAllister, Niedersachsens Ministerpräsident. Dort stehen im Januar Wahlen | |
| an. Gegen eine mögliche Reduzierung der Stromsteuer würde Finanzminister | |
| Schäuble sein Veto einlegen. | |
| Die SPD nicht, weil sie treibende Kraft hinter der Befreiung der | |
| energieintensiven Industrie von der Ökostrom-Umlage war. Dafür zahlen | |
| Normalverbraucher immerhin 0,7 Cent pro Kilowattstunde mehr. Die Grünen | |
| nicht, weil sie Einschnitte des Erneuerbaren-Energien-Ausbaus befürchten. | |
| Und alle Parteien zusammen nicht, weil deutlich würde, dass sie sich | |
| jahrelang über das Pro und Contra der Energiewende gestritten, aber bei den | |
| Details der Umsetzung geschludert haben. | |
| Bleiben schließlich die Liberalen, die versuchen werden, mit den | |
| Ökostromkosten als Wahlkampfthema zu punkten. Doch Philipp Rösler nimmt man | |
| die Sorge um das Soziale einfach nicht ab. Alternativvorschläge, zumindest | |
| Geringverdiener und Arbeitslose durch Steuersenkungen oder Steigerung der | |
| Hartz-IV-Sätze zu entlasten, haben daher wenig Chancen. | |
| Die rund 60 Euro Mehrkosten, die jeden Haushalt die steigende EEG-Umlage | |
| zukünftig kosten wird, sind somit nicht der Preis für den Ausbau von Wind- | |
| und Solarenergie, sondern für einen Wahlkampf, in dem das Energiethema von | |
| der Bildfläche verschwunden sein soll. | |
| 14 Oct 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Martin Reeh | |
| ## TAGS | |
| Industrie | |
| EEG-Umlage | |
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