# taz.de -- Energiewende-Kosten-Index: Nur nicht durchdrehen! | |
> Die politische Diskussion um die Kosten der Energiewende beruht auf | |
> falschen Annahmen, sagt das Öko-Institut. Sie seien günstiger als | |
> angenommen. | |
Bild: Ratter, ratter – und der Strom wird immer teurer? Offenbar nicht. | |
BERLIN taz | Während Deutschland über die Kosten der Energiewende | |
debattiert, fordert das renommierte Öko-Institut, einen | |
Energiewende-Kosten-Index einzuführen. Er soll die Kosten der Förderung | |
erneuerbarer Energien auf jeder Stromrechnung transparent aufzeigen. „Wir | |
müssen wegkommen von der Fokussierung des politischen Prozesses auf die | |
EEG-Umlage“, fordert Institutsleiter Felix Matthes. Die Umlage sei eine | |
rein technische Rechengröße und sage nichts darüber aus, wie viel Sonnen- | |
oder Windstrom wirklich koste. | |
Am Mittwoch ist aus Regierungskreisen durchgesickert, um wie viel die | |
Umlage für erneuerbare Energien im nächsten Jahr steigen soll: von derzeit | |
3,59 Cent pro Kilowattstunde auf wahrscheinlich 5,3 Cent, fast 20 Prozent | |
der Stromkosten. Offiziell wird die Zahl am Montag bekannt gegeben. Die | |
EEG-Umlage wird den Verbrauchern auf jede Kilowattstunde aufgeschlagen. Mit | |
den Einnahmen bekommen die Betreiber von Anlagen, die regenerativen Strom | |
erzeugen, eine garantierte Vergütung. | |
Oft wird die Umlage als Ursache stetig steigender Stromkosten herangeführt | |
– was tatsächlich seit 2010 der Fall ist. Nun hat das Öko-Institut mit | |
Hilfe des neu entwickelten Indexes die Preissteigerungen für private | |
Haushalte seit dem Jahr 2003 untersucht (siehe Grafik) und kam zu dem | |
Ergebnis: 29 Prozent machen fossile Brennstoffe wie Gas oder Kohle aus, die | |
aufgrund des rapide steigenden weltweiten Verbrauchs immer teurer werden. | |
Weitere 17 Prozent sind auf die Ausnahmen für Teile der Industrie | |
zurückzuführen, die von der EEG-Umlage größtenteils befreit sind. | |
Was das Schaubild nicht zeigt, sind staatliche Steuern und Abgaben sowie | |
die Gewinnmargen für Unternehmen, die den Preis für Haushaltsstrom auf über | |
25 Cent pro Kilowattstunde treiben. | |
Zudem gibt das Ökoinstitut Entwarnung: Ab 2014 ist eher mit einer sinkenden | |
EEG-Umlage für die Stromkunden zu rechnen. Grund ist vor allem, dass die | |
Umlage wegen zwei Sondereffekten 2013 besonders hoch ist: Ein | |
Milliarden-Minus aus dem vergangenen Jahr muss abgebaut werden, das wegen | |
einer zu geringen Umlage entstanden war; zudem soll ein Puffer angespart | |
werden, um dies künftig zu verhindern. | |
Zudem ist trotz des weiteren Zubaus erneuerbarer Energien kaum mehr mit | |
Mehrkosten zu rechnen: Zwar schlägt die Solarstromförderung ab 2013 mit 2,5 | |
Cent pro Kilowattstunde zu Buche – und bis 2015 wird sich die | |
Solarstromproduktion nochmals um ein Drittel erhöhen. Allerdings macht die | |
zusätzliche Förderung dann gerade nochmals 0,18 Cent aus. Der Grund: Neue | |
Photovoltaikanlagen sind so günstig, dass die Förderung massiv gekürzt | |
wurde. | |
Ende 2015 sind nach Prognosen des Öko-Instituts dann 52 Gigawatt | |
Solarstromleistung in Deutschland installiert, heute sind es knapp 30 | |
Gigawatt. Sie werden 8 bis 10 Prozent des deutschen Strombedarfs decken. | |
Nach gegenwärtiger Gesetzeslage gibt es für neue Anlagen dann keine | |
Förderung mehr. Die Kosten für die alten Anlagen allerdings fallen | |
weiterhin an. | |
12 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
## TAGS | |
Fluglinie | |
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