| # taz.de -- 7 Prozent mehr Ökoenergie als 2011: Erneuerbare auf Rekordniveau | |
| > Im Sommer bezog Deutschland bereits 27 Prozent seines Stroms aus | |
| > regenerativen Quellen. im Vordergrund steht allerdings die aktuelle | |
| > Kostendebatte. | |
| Bild: Besonders die Solarenergie erzielte im Sommer Rekordwerte. | |
| BERLIN taz | Deutschland ist auf dem besten Weg, seine Ziele zur Erzeugung | |
| erneuerbaren Stroms zu übertreffen. Von Juli bis September kletterte der | |
| Anteil von Windkraft, Solarenergie, Biomasse und Wasserkraft auf 27,2 | |
| Prozent der gesamten Stromerzeugung, rund 7 Prozent mehr als noch 2011. Das | |
| geht aus vorläufigen Berechnungen des Internationalen Wirtschaftsforums | |
| Regenerative Energien (IWR) für die taz hervor. | |
| Besonders die Solarenergie erzielte im Sommer Rekordwerte, im Juli betrug | |
| sie 9,6 Prozent der Stromerzeugung, doppelt so viel wie im Durchschnitt | |
| 2011. „Das Entscheidende ist aber nicht die reine Strommenge“, sagt | |
| Institutsleiter Norbert Allnoch. Besonders Solarstrom stehe dann zur | |
| Verfügung, wenn er gebraucht wird – tagsüber. Die IWR-Zahlen sind | |
| vorläufig, fossile Kraftwerke unter 100 Megawatt Leistung sind nicht | |
| enthalten. | |
| Der Rekord wird überlagert von der aktuellen Kostendebatte um die | |
| erneuerbaren Energien: Am Montag haben die Übertragungsnetzbetreiber | |
| bekannt gegeben, dass die EEG-Umlage, mit der erneuerbarer Strom gefördert | |
| wird, auf 5,27 Cent pro Kilowattstunde steigt. Schon in der vergangenen | |
| Woche war die Zahl durchgesickert. | |
| Ob der Aufschlag komplett an die Stromkunden weitergegeben wird, ist nicht | |
| ausgemacht. Falls ja, würden für einen Haushalt mit drei Personen rund 15 | |
| Euro im Monat für die Förderung erneuerbarer Energie anfallen, 5 Euro mehr | |
| als heute. Interessenverbände und Parteien hatten sich bereits vor Wochen | |
| auf die erwartete Erhöhung eingestellt und wiederholten im Wesentlichen | |
| ihre Forderungen. | |
| ## „Planwirtschaft“ | |
| Die Regierungskoalition allerdings ist sich nicht einig, wie sie reagieren | |
| soll. Bei der FDP gilt seit Monaten die Losung, beim EEG handele es sich um | |
| „Planwirtschaft“. „Der Hauptkostentreiber ist die Förderung erneuerbarer | |
| Energien“, sagte entsprechend Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler, | |
| flankiert von den energieintensiven Industrien und dem Lobbyverband | |
| „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“. | |
| Rösler fordert eine sofortige Reform und will die Stromsteuer senken, um | |
| den Preisanstieg zu kompensieren. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) | |
| befürwortet zwar eine Reform, will sich damit aber Zeit bis nach der | |
| Bundestagswahl lassen: „Es wäre falsch, sich jetzt auf Maßnahmen | |
| festzulegen, deren Tragweite niemand überblickt“, sagte er. Nach | |
| Berechnungen des Ökoinstituts gehen die Stromkostensteigerungen der letzten | |
| Dekade nur zu 44 Prozent auf die erneuerbaren Energien zurück. | |
| Ebenso hat sich die Opposition ihre Sätze zurechtgelegt: Sie geißelt vor | |
| allem die Ausnahmen für die energieintensiven Industrien, die zum großen | |
| Teil von der EEG-Umlage befreit sind. Diese Ausnahmen machen wiederum nach | |
| Berechnungen des Ökoinstituts 18 Prozent der gestiegenen Stromkosten der | |
| letzten Jahre aus. 2014 könnte die EEG-Umlage auf jeden Fall stabil | |
| bleiben: Mit der aktuellen Erhöhung wird ein Puffer angespart. | |
| 15 Oct 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Ingo Arzt | |
| ## TAGS | |
| Industrie | |
| EEG-Umlage | |
| Rainer Brüderle | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Strom-Steuervorteile für die Industrie: Das 23-Milliarden-Geschenk | |
| Fast stillschweigend hat der Bundestag hohe Subventionen für Teile der | |
| Industrie beschlossen. 25.000 Betriebe werden weitere 10 Jahre von der | |
| Stromsteuern befreit. | |
| Energiegipfel von Bund und Ländern: Wer zahlt wem die grüne Zukunft? | |
| Beim Energiegipfel geht es um der Ausbau der Erneuerbaren – und es geht ums | |
| Geld: die Flächenländer kassieren, die Ballungsräume zahlen. | |
| Brüderle gegen Solaranlagen-Neubau: Keine neuen Zellen für die „Snobs“ | |
| Rainer Brüderle rät vom Bau neuer Fotovoltaikanlagen ab. Stattdessen | |
| fordert der FDP-Fraktionsvositzende ein Moratorium zum Thema. Neu ist das | |
| Gestänker nicht. | |
| Deckelung der EEG-Umlage: Die Stromkosten bezahlt die Bank | |
| Die CSU will die EEG-Umlage von 5,3 auf 4,5 Cent senken und die Kosten der | |
| Staatsbank zuschieben. Merkel möchte Ausnahmen für Unternehmen prüfen. | |
| Stromfirmen wollen Preise erhöhen: Der Verbraucher zahlt sich grün | |
| Die meisten Versorger kündigen an, die steigenden Kosten der EEG-Umlage | |
| direkt weiterzugeben. Dabei sinken die Einkaufspreise für Strom an der | |
| Börse. | |
| Gesamtbilanz der EEG-Umlage: Mehr Nutzen als Kosten | |
| Die EEG-Umlage wird immer teurer. Doch die Vorteile des Ökostroms durch | |
| Vermeidung von Umweltschäden wiegen die Ausgaben auf. | |
| Kommentar Ökostrom: Die große Koalition der Schluderer | |
| Bis auf die FDP hat keine Partei bei einer längeren Ökostromdebatte etwas | |
| zu gewinnen. Für die Anderen kommt das Thema im Wahlkampf nicht infrage. | |
| Kosten der erneuerbaren Energien: Die 5-Cent-Hürde | |
| Die EEG-Umlage gilt den Gegnern der Energiewende als Totschlagargument | |
| dafür, dass Ökostrom zu teuer sei. Dabei taugt sie kaum als Preisschild. | |
| Reform der Ökostrom-Förderung: Rösler geht's nicht schnell genug | |
| Mal wieder ist sich die Koalition nicht einig: FDP-Chef Philipp Rösler | |
| meckert, dass Umweltminister Peter Altmaiers nicht schnell genug gegen die | |
| Kostenexplosion bei Strompreisen vorgeht. |