# taz.de -- Neue Einnahmequelle in Hamburg: Bettensteuer reloaded | |
> Die SPD-Fraktion legt einen neuen Gesetzesentwurf zur Kulturtaxe vor. | |
> Doch nur die Hälfte der Einnahmen sollen der Kultur zugute kommen. | |
Bild: Seit jeher Schauplatz von so manchem - und neuerdings auch Gegenstand ste… | |
HAMBURG taz | Die SPD in der Bürgerschaft hat ein überarbeitetes Modell für | |
eine Kulturtaxe vorgelegt. Danach müssen Hotelgäste künftig über den Zweck | |
des Aufenthalts Auskunft geben – entweder im Internet oder an der | |
Hotelrezeption. Kommen sie als Touristen, müssen sie die Taxe bezahlen. Die | |
neue Gebühr soll am 1. Januar 2013 eingeführt werden. | |
Mit ihrem Modell einer Taxe wolle die SPD „das Produkt Hamburg in seiner | |
ganzen Bandbreite touristisch fördern“, sagt SPD-Tourismusfachfrau Dorothee | |
Martin. So soll die Stadt bis zu 20 Millionen Euro zusätzlich einnehmen. | |
Die „Kulturtaxe“ ist eine Steuer, die schon der schwarz-grüne Senat | |
einführen wollte. Das Bundesverwaltungsgericht hatte den Hamburger | |
Gesetzesentwurf allerdings im Juli für rechtswidrig erklärt: | |
Geschäftsreisen müssen von der Steuer ausgenommen werden, so die Richter in | |
ihrem Urteil. | |
Damit künftig nicht alle zehn Millionen Übernachtungsgäste, die jährlich in | |
Hamburger Hotels unterkommen, als Geschäftsreisende laufen, musste eine | |
rechtssichere Regelung her. Vorreiter sind Dortmund und Lübeck: Dort wird | |
beim Einchecken gefragt, ob der Besuch privater oder beruflicher Natur ist, | |
und dieses auf der Rechnung vermerkt. „Die Belege müssen aufbewahrt | |
werden“, sagt SPD-Fraktionschef Andreas Dressel. Falsche Auskünfte gelten | |
als Ordnungswidrigkeiten. | |
Weil das Hotel- und Gaststättengewerbe gegen die Bettensteuer Sturm lief, | |
soll der Aufwand möglichst gering gehalten werden. Außerdem hat die SPD | |
weitreichende Zugeständnisse gemacht, was die Verwendung der Einnahmen | |
angeht: Während es zunächst hieß, dass 75 Prozent des Geldes der Kultur und | |
25 Prozent dem Stadtmarketing und Sportevents zugute kommen sollen, ist | |
jetzt nur noch die Rede von „mindestens 50 Prozent“ für Kultur. „Der Fok… | |
liegt darauf, dass die geförderten Veranstaltungen wie etwa das | |
Reeperbahnfestival auch Touristen anziehen“, so Dressel. | |
Den Löwenanteil der acht bis zehn Millionen Euro, die tatsächlich für | |
kulturelle Projekte verwendet werden sollen, will die SPD in große | |
Festivals wie Elbjazz oder Dockville oder in Museen stecken. Der | |
Sonderausstellungsfonds für die Museen in Höhe von zwei Millionen Euro über | |
soll künftig komplett aus der Bettensteuer finanziert werden. Das sei keine | |
versteckte Einsparung im Kulturetat, sagt Kulturbehördensprecher Enno | |
Isermann. „Das Geld kommt dann eben anderen Kulturprojekten zugute.“ | |
Auch der Off-Kultur will die SPD ein, wenn auch kleines, Zugeständnis | |
machen: Ein neuer Elbkulturfonds in Höhe von 300.000 Euro soll für | |
„qualitativ hochwertige und neue innovative Kultur- und Kunstprojekte aller | |
Sparten“ aufgelegt werden. Über die Vergabe der Mittel soll eine Jury | |
entscheiden. | |
Die Grünen kritisieren die Verteilung der Gelder als „dreisten | |
Etikettenschwindel“. Die Linke geht mit ihrer Kritik noch weiter: 300.000 | |
Euro für den Elbkulturfonds seien „Befriedungspeanuts“, sagt Norbert | |
Hackbusch. „Wir fordern, dass 100 Prozent der zusätzlichen Einnahmen nach | |
dem Vorbild des Hauptstadtkulturfonds verteilt werden.“ Ende November kommt | |
der SPD-Entwurf in die Bürgerschaft. | |
15 Oct 2012 | |
## AUTOREN | |
Lena Kaiser | |
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