# taz.de -- Urteil zum Übernachtungszuschlag: Kultursteuer nur für Touristen | |
> Ab 1. Januar wollte Hamburg eine Bettensteuer erheben. Dem | |
> Gesetzesentwurf macht das Bundesverwaltungsgericht einen Strich durch die | |
> Rechnung. | |
Bild: Radisson-Hotel in Hamburg: Die Bettensteuer soll nun doch nur für privat… | |
Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat entschieden, dass eine, wie in | |
Hamburg geplante pauschale Bettensteuer rechtswidrig ist. Beruflich | |
zwingende Übernachtungen dürfen nicht besteuert werden, so dass künftig | |
zwischen privaten und berufsbedingten Aufenthalten unterschieden werden | |
muss. Die Richter zogen einen Vergleich mit der Hundesteuer, die ja auch | |
nicht für Diensthunde gelten würde, heran. | |
Mit dem Urteil werden die Pläne des Hamburger Senats durchkreuzt. Hamburg | |
verzeichnete im vergangenen Jahr mehr als 9,5 Millionen Übernachtungen. | |
Eine Zahl, die sich nach Einschätzung der Handelskammer bis 2020 verdoppeln | |
soll. | |
Darin erkannte der Senat die Möglichkeit, leere Kassen zu füllen und | |
plante, 2013 die sogenannte „Kultur- und Tourismussteuer“ einzuführen: Der | |
Gesetzesentwurf sieht vor, dass jeder Übernachtungsgast eine Abgabe | |
bezahlen muss, die zwischen 50 Cent und vier Euro pro Tag liegen soll. | |
„Der Senat wird das Urteil hinsichtlich möglicher Konsequenzen sorgfältig | |
prüfen“, sagte Senatssprecher Jörg Schmoll. Insbesondere müsse auf die vom | |
Gericht getroffenen Aussagen zur Behandlung von Geschäftsreisenden | |
eingegangen werden. Noch liegt die Urteilsbegründung nicht vor. Erst dann | |
wolle man sich eingehend äußern. | |
Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) forderte den Senat auf, noch | |
einmal darüber nachzudenken, ob die Tourismusabgabe nach dem Gerichtsurteil | |
überhaupt noch Sinn mache. „Das Urteil bestätigt unsere Kritik an der | |
geplanten Bettensteuer“, sagt auch Katja Suding (FDP). Es sei für Hoteliers | |
nicht möglich, strikt zwischen beruflichen und privaten Übernachtungen zu | |
differenzieren. Der Senat solle die Idee nun begraben. Schmoll aber | |
erklärt, man wolle dennoch an den Plänen festhalten. Man müsse den | |
Gesetzesentwurf einfach den Vorgaben des Gerichts anpassen. | |
Tipps für das Gelingen kann der Senat in Lübeck einholen. Die Stadt erhebt | |
die Steuer seit Anfang des Jahres ausschließlich für Touristen. Einen | |
bürokratischen Mehraufwand bedeute das nicht, sagt Lübecks Bürgermeister | |
Bernd Saxe (SPD). Beim Einchecken werde der Gast gefragt, ob der Besuch | |
beruflicher oder privater Natur sei und die Antwort auf der Rechnung | |
vermerkt. „Im Bedarfsfalle können sich die Hamburger gerne an uns wenden.“ | |
Sofern Hamburg eine verfassungskonforme Anpassung gelingt, werden die | |
Einnahmen deutlich geringer ausfallen als geplant. Nach Einschätzung des | |
Senats sollte die Steuer dem Haushalt jährlich 12 bis 20 Millionen Euro | |
bringen. Verplant hatte man diese Summe noch nicht. Fest stand aber, dass | |
mindestens 50 Prozent der Einnahmen der Kultur zufließen, die andere Hälfte | |
dem Stadtmarketing, also der Tourismusförderung. | |
„Das Vorhaben wurde deshalb als Steuer konzipiert, weil es dann nicht | |
zweckgebunden verwendet werden darf“, sagt Schmoll. Trotzdem hat man sich | |
schon einige Gedanken über förderungswürdige Projekte gemacht. Neben | |
Kulturfestivals wie dem „Elbjazz“ fallen darunter auch Sportveranstaltungen | |
und Events. | |
Christa Goetsch von den Grünen plädiert dafür, die Kulturtaxe, so sie auf | |
den Weg gebracht werden kann, komplett Theatern, Musik und Kunst zugute | |
kommen zu lassen. Man solle sich ein Beispiel an Städten wie Weimar nehmen, | |
die die Mittel vollständig Kunst und Kultur widmen. Dadurch würden die | |
Übernachtungszahlen steigen und auch die Hoteliers wären zufrieden. | |
12 Jul 2012 | |
## AUTOREN | |
Alice Winkler | |
## TAGS | |
Bremen | |
Tourismus | |
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