# taz.de -- UN-Ausschuss rügt Deutschland: Missstände bei Menschenrechten | |
> Schlechter Umgang mit Asylbewerbern, Gewalt gegen Frauen, | |
> Rechtsextremismus: Die UN beklagt in Deutschland schlechte Zustände in | |
> vielen Bereichen. | |
Bild: Deswegen fordert die UN ein entschiedeneres Vorgehen der deutschen Regier… | |
GENF taz | Der UN-Menschenrechtsausschuss in Genf hat ein entschiedeneres | |
Vorgehen Deutschlands gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus | |
verlangt. | |
In einem am Donnerstag vorgelegten Bericht moniert der Ausschuss zudem | |
Gewalt gegen und Benachteiligung von Frauen in Deutschland sowie den Umgang | |
mit Asylbewerbern aus Ländern mit Folterpraxis. | |
Der aus 18 regierungsunabhängigen VölkerrechtsexpertInnen bestehende | |
Ausschuss überprüft regelmäßig alle Unterzeichnerstaaten des UN-Zivilpaktes | |
über bürgerliche und politische Rechte von 1966 auf die Einhaltung dieses | |
Abkommens und gibt Empfehlungen zur Beseitung von Missständen. | |
Seinen Bericht zu Deutschland verfasste der Ausschuss auf Basis von | |
Dokumenten und einer mündlichen Anhörung der Bundesregierung sowie von | |
Unterlagen des Deutschen Instituts für Menschenrechte. Die hohe Anzahl | |
rassistisch motivierter Übergriffe gegen Juden, Sinti und Roma, Ausländer | |
und Asylbewerber sei ein „ernsthaftes Problem“, heißt es in dem Bericht. | |
## Rechtsextreme Propaganda | |
Der Ausschuss kritisiert auch die anhaltende Diskriminierung von Sinti und | |
Roma durch Behörden. Deutschland müsse Sinti und Roma den Zugang zu | |
Bildung, Wohnraum, Arbeitsplätzen und zum Gesundheitswesen erleichtern, | |
verlangten die UN-MenschenrechtsexpertInnen. | |
Zudem sollten deutsche Behörden entschlossen gegen rechtsextreme Propaganda | |
und Aufrufe zum Rassenhass in den Medien, vor allem im Internet, vorgehen. | |
Entsprechende Seiten im Internet müssten „schärfer überwacht“ werden. | |
Zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen hätten Regierung und Behörden der | |
Bundesrepublik zwar schon „viel getan“, stellt der UN-Aussschuss fest. | |
Jedoch reichten die bisherigen Maßnahmen nicht aus. Bund und Länder sollten | |
ihre Zusammenarbeit auf diesem Gebiet intensivieren. Besondere Sorge | |
bereite ein „hohes Niveau von Gewalt, der Frauen mit Migrationshintergrund | |
ausgesetzt sind, besonders jene türkischer und russischer Abstammung.“ | |
## Frauen in Führungspositionen | |
Zudem kritisierten die UN-Experten, dass Frauen in Deutschland im | |
Berufsleben noch immer benachteiligt seien. Oftmals erhielten sie für die | |
gleiche Arbeit deutlich weniger Lohn und Gehalt als ihre männlichen | |
Kollegen. Die Bundesregierung solle „ihre Bemühungen zur Förderung von | |
Frauen in Führungspositionen des privaten Sektors deutlich verstärken“. | |
Zum Umgang mit Asylbewerbern fordert der Ausschuss die Bundesregierung auf, | |
sicherzustellen, dass Bewerber – selbst wenn sie unter Terrorismusverdacht | |
stünden – nicht in Länder mit Folterpraxis abgeschoben werden. Die | |
bisherige Praxis der Bundesregierung, von solchen Herkunftsländern auf | |
diplomatischem Wege Zusicherungen über eine anständige Behandlung zu | |
erbitten, könne die betroffenen Personen erst recht dem Risiko | |
unmenschlicher Behandlung nach der Rückkehr aussetzen. | |
Ferner äußern sich die UN-Experten „besorgt über ein unverhältnismäßig | |
hartes Vorgehen von Polizisten gegen Verdächtige und von Gefängniswärtern | |
gegen Häftlinge“. Der UN-Menschenrechtsauschuss beklagt auch unhaltbare | |
Zustände in Pflegeheimen für ältere Menschen. Demenzkranke würden an ihre | |
Betten gebunden oder in abgeschlossenen Räumen quasi gefangen gehalten. | |
1 Nov 2012 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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