# taz.de -- Anklage gegen NSU-Mitglied Zschäpe: Gleichberechtigt gemordet | |
> Beate Zschäpe und mutmaßliche Unterstützer der Terrorzelle NSU sind nun | |
> angeklagt. Zschäpe soll Mittäterin bei dem Morden des Neonazi-Trios | |
> gewesen sein. | |
Bild: Das aktuellste Bild von Zschäpe: auf dem Weg zum Haftrichter (November 2… | |
KARLSRUHE taz/afp | Generalbundesanwalt Harald Range hat Anklage gegen | |
Beate Zschäpe wegen Mittäterschaft bei zehn Morden der rechten Terrorgruppe | |
NSU erhoben. Das teilte er am Donnerstag vor Journalisten in Karlsruhe mit. | |
Außerdem hat Range vier NSU-Unterstützer angeklagt, den ehemaligen | |
NPD-Funktionär [1][Ralf Wohlleben, Holger G., Carsten S. und André E.] Der | |
Prozess wird voraussichtlich im Frühjahr 2013 beim Oberlandesgericht (OLG) | |
München beginnen. | |
Die heute 37-jährige Beate Zschäpe sei von Beginn an gleichberechtigtes | |
Mitglied des Nationalsozialistischer Untergrunds (NSU) gewesen, sagte | |
Range. Die zehn Morde an migrantischen Kleingewerblern und einer Polizistin | |
wurden zwar von ihren Komplizen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos ausgeführt. | |
Doch die drei seien ein „einheitliches Tötungskommando“ gewesen. Die Morde | |
seien als „gemeinsame Taten“ zu werten, die in einer „abgestimmten | |
Arbeitsteilung“ verübt wurden. | |
Zschäpe wird vor allem vorgeworfen, dass sie für die Gruppe eine | |
„unauffällige Fassade“ schaffte. Sie haben einen „Anschein von Normalit�… | |
geschaffen und den Nachbarn die häufige Abwesenheit von Böhnhardt und | |
Mundlos erklärt. Außerdem habe sie die Logistik der Terrorgruppe | |
„maßgeblich“ organisiert. Sie soll die Finanzen der Gruppe verwaltet haben. | |
Auch Ausweispapiere und mindestens eine Waffe soll sie organisiert haben. | |
Zuletzt soll sie die CD, in der sich der NSU zu den Morden bekannte, an | |
Zeitungen und andere Empfänger verschickt haben. | |
## Dreifacher versuchter Mord | |
Neben Mitwirkung an den Morden wird Zschäpe auch die Mittäterschaft an zwei | |
Sprengstoffanschlägen in Köln und 15 Banküberfällen vorgeworfen. | |
Schließlich habe sie am 4. November 2011, nach dem Auffliegen des NSU, das | |
Wohnhaus in Zwickau in Brand gesteckt, in dem das Trio die letzten Jahre | |
lebte, Dies wertete Range als dreifachen versuchten Mord. Nur durch Zufall | |
überlebten eine Nachbarin, die auch in dem Haus wohnte, sowie zwei im Haus | |
tätige Handwerker. | |
Wenn Zschäpe tatsächlich wegen Mordes verurteilt wird, muss die Strafe auf | |
"lebenslänglich" lauten. Eine Milderung ist dann nur möglich, wenn Zschäpe | |
vor Eröffnung des Hauptverfahrens als Kronzeugin auspackt. Doch danach | |
sieht es bisher nicht aus. Offensichtlich wollen die Anwälte den | |
Mordvorwurf im Prozess erschüttern. So könnten sie argumentieren, dass | |
Zschäpe nur von den Banküberfällen wusste, nicht aber von den Morden. | |
Welche Beweise die Bundesanwaltschaft in petto hat, ergibt sich aus der | |
fast 500 Seiten dicken Anklage. Zu der wollte Range jedoch keine Fragen | |
beantworten, weil sie den Anwälten noch nicht zugestellt ist. | |
## Ku-Klux-Klan | |
Range betonte aber, dass es keine Hinweise auf Helfer vor Ort gab. | |
Böhnhardt und Mundlos hätten die Tatorte jeweils selbst ausgekundschaftet. | |
Auch eine Zusammenarbeit mit anderen Gruppen, etwa dem Ku-Klux-Klan oder | |
der NPD, konnten die Ermittler nicht feststellen. An den Ermittlungen | |
hatten zehn Staatsanwälte und über vierhundert Polizisten teilgenommen. | |
Sie vernahmen mehr als 1.200 Personen und prüften 6.800 | |
„Beweisgegenstände“. Im Schutt des Wohnhauses in Zwickau und im zuletzt | |
benutzten Wohnmobil fanden die Ermittler auch zahlreiche Datenträger. Diese | |
dürften Aufschluss über die Kommunikation der Gruppe gegeben haben. Eine | |
Vorratsdatenspeicherung war hier offensichtlich nicht erforderlich. | |
Zschäpe kam Berichten zufolge am 2. Januar 1975 in Jena zur Welt. Ihre | |
Mutter war beim Studium in Rumänien eine Liaison mit einem rumänischen | |
Kommilitonen eingegangen – Zschäpes Vater. Nur zwei Wochen nach der Geburt | |
ging Zschäpes Mutter zurück nach Rumänien. Ihre kleine Tochter wuchs | |
zunächst bei der Großmutter auf. Sie sei ein „Oma-Kind“, sagte Zschäpe in | |
den Vernehmungen. | |
Als 1989 die Wende in der DDR kam, wandte sich die damals 14-Jährige immer | |
stärker der in Jena erstarkenden Rechtsextremen-Szene zu. Mit 16 Jahren | |
lernte sie Uwe Mundlos kennen, er wurde ihr Freund. Beruflich fasste | |
Zschäpe nie Fuß. Sie wollte Kindergärtnerin werden, fand aber keine | |
Lehrstelle, jobbte als Malerin und machte eine Lehre als Gärtnerin. In | |
dieser Lehrzeit trennte sie sich von Mundlos und verliebte sich in Uwe | |
Böhnhardt, dessen besten Freund. Ab 1995 traten sie fast nur noch als Trio | |
auf. In Vernehmungen bezeichnete Zschäpe die Männer als ihre „Familie“. | |
8 Nov 2012 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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