Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Quote als Chance: Endlich Sex!
> Sie können es nicht mehr hören, den Ruf nach mehr Chefinnen? Beugen Sie
> sich, werte Herren – das wird Ihnen nützen: mehr Sex, Sex, Sex.
Bild: Bei gleichrangigen Frauen geht es nicht um berufliche Vorteile, sondern a…
Meine Herren, Sie müssen keine Angst haben. Wirklich nicht. Vertrauen Sie
uns. Alles wird gut. Das ist die erste Lektion in unserem kleinen
Führungskräfteseminar mit dem Titel: Die Quote als Chance.
Viel wird darüber gesprochen, was eine Quote den Frauen bringen wird, aber
nun soll es einmal nur um Sie gehen. Ja, auch Männer werden Vorteile von
der Quote haben. Ernsthaft. Sträuben Sie sich nicht länger, meine Herren,
wir können Ihnen versichern, mehr Frauen in Führungspositionen, das bringt
Ihnen keinen Machtverlust, das bringt Ihnen vor allem: mehr Sex.
Rund ein Drittel aller Angestellten hatte schon mal „eine romantische
Beziehung am Arbeitsplatz“, so nennen Sozialwissenschaftler alle
Interaktionen, die sich zwischen Kollegenhochzeiten und betrunkenem Sex
nach der Weihnachtsfeier in der Kaffeeküche bewegen, und sie prophezeien
auch, dass so etwas in Zukunft noch zunehmen wird. Ist ja verständlich,
schließlich sieht man ja niemanden häufiger und länger als die eigenen
Kollegen, Sie kennen das.
Aber mit den heimlichen Küssen kommt meist der Tratsch, weil garantiert
irgendeiner was mitkriegt, da kann man sich noch so sicher sein, dass man
diskret und perfekt getarnt ist, irgendein Kollege wird Sie bestimmt dabei
beobachten, wie Sie scheinbar unauffällig unter dem Kantinentisch füßeln
oder morgens im Outfit vom Vortag gemeinsam aus dem Parkhaus kommen. Auch
das kennen Sie sicher.
Und der Tratsch wird umso schlimmer, wenn es sich um „vertikale
Beziehungen“ handelt, wie die Soziologie Techtelmechtel zwischen
Untergebenen und Vorgesetzten nennt. Und diese vertikalen Nummern können
Sie, wenn Sie Pech haben oder in einem amerikanisch geführten Unternehmen
arbeiten oder Sie dadurch fiese Abhängigkeitsverhältnisse schaffen, auch
Ihren Job kosten. Wollen Sie das? Eben.
## Die Quote als Chance
Deshalb kommen wir nun zu dem Punkt, wo Ihnen die Quote eine Chance sein
kann, meine Herren. Denn wie jeder weiß, liebt es sich in der Horizontalen
einfacher. Bleiben Sie auch beim Sex auf der Höhe, also auf Ihrer
Hierarchieebene!
Schon klar, bisher ist das für Sie gar nicht so einfach umzusetzen, wenn in
den oberen Etagen der Firma, da, wo der dicke Teppich liegt, bislang
ähnlich viele Frauen anzutreffen sind wie in der Umkleidekabine eines
olympischen Skispringwettkampfs. Mit der Quote wird das alles besser.
Denken Sie nur mal an die alljährlichen Führungskräfte-Klausuren in diesem
schicken Hotel im Allgäu. Wie viel interessanter werden dort allein die
abendlichen Thermengänge! Denken Sie an all die beruflichen Inlandsflüge,
bei denen Sie während der Turbulenzen bisher nur hilfesuchend nach der Hand
eines anderen männlichen Anzugträgers greifen konnten! Denken Sie an all
die Flirtmöglichkeiten, die sich montagmorgens in der Ersten Klasse im ICE
zwischen Hamburg und Berlin auftun werden!
## Quote macht Männer männlicher
Lassen Sie erfolgreiche und kluge Frauen in Ihre Welt. Die Quote bietet
Ihnen vielfältige Möglichkeiten, Ihre soziale Performance zu steigern und
sich zu beweisen, dass Sie es immer noch draufhaben. Seien Sie doch mal
ehrlich – hatten Sie insgeheim nicht schon immer Zweifel, dass die junge,
hübsche Volontärin nur deshalb so nett zurücklächelt, weil Sie Ihr das
Zeugnis schreiben? Bei gleichrangigen Frauen können Sie sicher sein, dass
es nicht um berufliche Vorteile geht, nicht um Sie als Führungskraft,
sondern allein um Sie als Mann. Weil Sie eben unwiderstehlich sind. Die
Quote wird Sie also letztlich in Ihrer Männlichkeit stärken!
Sollte sich dann aus den zarten horizontalen Flirtereien etwas Festes
entwickeln, können Sie darauf vertrauen, dass daraus die beste Beziehung
wächst, die Sie je hatten. Sie haben dann eine Partnerin, die bei Ihren
Ausführungen über den letzten Geschäftsbericht am abendlichen Küchentisch
nicht genervt die Augen rollt, sondern Ihre Gedanken genauso spannend
findet wie Sie selbst und auch noch etwas Konstruktives dazu beitragen
kann. Kein Gemurre mehr, wenn Sie im Urlaub stündlich den Blackberry
checken. Viel Verständnis, wenn Sie sonntags ins Büro müssen, im Idealfall
fahren Sie sogar gemeinsam hin.
## Kinder als Rettung aus dem Burn-out
Schauen wir noch weiter in die Zukunft, die eine Quote Ihnen bieten kann:
Vielleicht entstehen aus den gemeinsamen Nächten, die Sie im heimischen
Bett zu zweit in Chefposition oder, je nach Vorlieben, in der
Vorgesetztenstellung verbracht haben, ja auch Kinder. Kinder sind nicht nur
niedlich und liebenswert und tragen die eigenen Gene weiter, Kinder könnten
auch Ihre Rettung sein, meine Herren, wenn Sie das Burn-out, das Sie als
Hochleistungsperformer immer bedroht, nahen fühlen.
Mit einer beruflich gleichgestellten Partnerin, die es wie Sie bis auf
Führungsebene geschafft hat, haben Sie Freiheiten, um die Sie manch anderer
Mann beneiden wird. Auf Ihnen lastet nicht mehr die Pflicht des höheren
Einkommens in der Partnerschaft, Sie müssen sich nicht mehr die Rolle des
Ernährers aufbürden.
Nein, mit so einer Frau an Ihrer Seite müssen Sie sich nicht vor der
Gesellschaft rechtfertigen, wenn Sie sich für fünf Jahre Elternzeit und ein
kreatives Hobby oder Wohltätigkeitsarbeit entscheiden. Es gibt keinen
rationalen, sprich finanziellen Grund mehr dafür, dass nicht Sie derjenige
sein dürfen, der ein entspanntes Leben zu Hause führen kann, bis die Kinder
schulpflichtig sind.
Und auch für die Zeit danach, wenn der Wunsch nach Wiedereinstieg in den
Beruf doch wiederauftaucht, kann die Quote Ihnen helfen, meine Herren. Denn
dann haben Sie endlich eine Möglichkeit des beruflichen Aufstiegs, um die
Sie bisher nur die Frauen beneiden konnten: Sie können sich einfach
hochschlafen.
17 Nov 2012
## AUTOREN
Judith Liere
## TAGS
Pro Quote
Sex
Büro
Führungskraft
Frauenquote
Elternzeit
New York Times
Frauen
Frauenquote
Frauen
Frauenquote
## ARTIKEL ZUM THEMA
Frauenquoten mit Zertifikaten umgehen: Wie Müllgebühren für Männer
Drei Wissenschaftler schlagen Ausgleichszahlungen für nicht erreichte
Frauenquoten vor, ähnlich wie bei CO2-Zertifikaten. Völlig absurd.
Väter in Vollzeit-Elternzeit: Es geht um Jahre
Zwei Monate nimmt der durchschnittliche deutsche Vater Elternzeit. 14
Monate nimmt sich „Zeit“-Redakteur Stefan Schmitt für seine Drillinge.
Frauen in der „New York Times“: Stinktier auf der Gartenparty
Jill Abramson ist seit gut einem Jahr Chefredakteurin der „New York Times“.
Die bekennende Demokratin verwandelt ihre Redaktion nun in eine
Feministinnenoase.
Aus der Quoten-taz: Männlich, ledig, Geek
Frauen im Netz? Von Vielfalt ist im Internet nicht viel zu sehen. Das ist
schade und verstärkt das Ungleichgewicht der realen Welt.
was fehlt ...: ... ein Schwanz
Er wollte ein richtig dickes Gemächt haben. Ein Thailänder spritzte sich
deshalb Olivenöl in den Penis – er musste amputiert werden.
Aus der Quoten-taz: Hausfrau kontra Putin
Jewgenija Tschirikowa ist die erste Wutbürgerin Russlands. Unerschrocken
kämpft sie gegen den Männerbund im Kreml. Und für ihren Wald.
Kristina Schröder in der Quoten-taz: „Nur Masse bewegt“
Familienministerin Kristina Schröder will viele Frauen in den Vorständen –
und nicht als Alibiaufsichtsräte. Schuld am Frauenmangel seien die
Strukturen, sagt sie.
In eigener Sache: Eine taz für die Quote
Wie ist es um Frauen im Journalismus bestellt? Was leisten sie? Und was
würde sich durch eine Quote ändern? Der Verein ProQuote kapert die taz.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.