# taz.de -- UN billigt Militäreinsatz in Mali: Warten auf die Rettung | |
> Die UN hat grundsätzlich einen Militäreinsatz in Mali gebilligt. Ein | |
> Großteil der Bevölkerung ist dafür und will zurück zur Demokratie. Aber | |
> ist das überhaupt möglich? | |
Bild: Als im Norden Malis die Scharia eingeführt wurde, flüchtete diese Famil… | |
BAMAKO taz | Die Eingreifresolution des UN-Sicherheitsrates für Mali dürfte | |
Ibrahima N’Diaye gefreut haben. Immer wieder hat der Vizechef der Allianz | |
für Demokratie in Mali (Adema), der Partei des Interimspräsidenten | |
Dioncounda Traoré, in den vergangenen Wochen eine militärische Intervention | |
im Norden Malis gegen die dortigen Islamisten gefordert. | |
Denn für einen Dialog mit den bewaffneten Gruppen im Norden sieht er kaum | |
Chancen. „Es muss Aspekte geben, über die sich verhandeln lässt“, sagt er. | |
Auf Nachfrage fällt ihm aber nur ein, worüber keinesfalls verhandelt werden | |
kann: weder über die Abspaltung des Nordens noch über die flächendeckende | |
Einführung der Scharia. | |
Damit spricht N’Diaye vielen Maliern aus der Seele. Die Mehrheit der | |
Bevölkerung ist für eine schnelle militärische Intervention. Sie ist das | |
Hin und Her seit dem Militärputsch vom 22. März, der die damalige gewählte | |
Regierung stürzte und Tuareg-Rebellen und Islamisten im Norden die | |
Eroberung des gesamten Landesteils ermöglichte, leid und will, dass rasch | |
gehandelt wird – für die Wiedervereinigung des Landes und für die | |
Wiederherstellung der Demokratie. | |
So wird in Mali neben der Intervention auch die Frage von Wahlen heiß | |
diskutiert. Laut Ibrahima N’Diaye soll so zügig wie möglich gewählt werden. | |
Doch einhergehen müsse das mit der Befreiung des Nordens. | |
Für Oumar Mariko, Generalsekretär der Partei Afrikanische Solidarität für | |
Demokratie (SADI), lässt sich das Problem nicht mit einem internationalen | |
Militäreinsatz lösen. Mariko steht den Miltärputschisten nahe, die zwar | |
nicht mehr regieren, aber immer noch erhebliche Macht ausüben. Die Militärs | |
lehnen eine ausländische Militärintervention ab, weil sie lieber unter sich | |
bleiben wollen. Mariko hat an politischen Gesprächen in Ouagadougou mit | |
Vertretern der Rebellen teilgenommen und hält einen Dialog für möglich, | |
sofern ein paar „grundsätzliche Prinzipien“ beachtet werden. | |
Für ihn heißt das: „Man darf niemandem eine Religion aufzwingen. Wenn die | |
Staatsform geändert werden soll, dann müssen das die Malier tun. So etwas | |
darf nicht von außen geschehen.“ Außerdem will er eine Regierung, die | |
demokratisch legitimiert ist und der keine ernannten Politiker wie | |
Präsident Traoré und der neue Interimspremier Diango Cissoko angehören. | |
## Finanzielle Unterstützung eingefroren | |
Auf internationaler Ebene wird regelmäßig für baldige Wahlen in Mali | |
plädiert, auch in der UN-Resolution. Als Termin wird immer wieder der April | |
2013 genannt, worauf ganz besonders stark die westafrikanische | |
Regionalorganisation Ecowas (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) | |
pocht. Die soll nach diesen Wahlen den am Freitag von der UNO erlaubten | |
Militäreinsatz in Mali leiten. | |
Denn viele internationale Geber haben ihre finanzielle Unterstützung für | |
Mali eingefroren, weil die nach dem Militärputsch eingesetzte | |
Übergangsregierung nicht als demokratisch legitimiert gilt. Je schneller | |
neu gewählt wird, desto schneller fließt wieder Hilfe von außen. | |
Doch wie soll Mali wählen, wenn der Staat die Hälfte des Staatsgebietes | |
nicht kontrolliert? Möglich wäre es, nur im Süden wählen zu lassen. In ein | |
neues Wahlregister aufgenommen werden könnten die gut 204.000 Flüchtlinge | |
aus dem Norden. Denkbar wäre außerdem, Wahllokale in den Nachbarländern zu | |
öffnen, in die sich weitere rund 208.000 Menschen aus Nordmali gerettet | |
haben. | |
An eine so zügige Lösung glaubt der Tuareg-Politiker Ahmed Mohamed ag | |
Hamani, von 2002 bis 2004 Premierminister und damals der erste | |
Tuareg-Regierungschef der malischen Geschichte, auf keinen Fall. Seiner | |
Meinung nach braucht es dazu drei Jahre. „Mir sagen alle, das sei zu lang.“ | |
Doch Priorität habe die Befreiung des Nordens. Dann müssten die Flüchtlinge | |
zurückkehren und Verwaltungsstrukturen wiederaufgebaut werden. „Erst dann | |
können wir überhaupt über Wahlen sprechen.“ | |
In den Straßen der südmalischen Städte gibt es zwar häufige | |
Polizeikontrollen. Aber diese schaffen es nicht, das Gefühl von Sicherheit | |
zu vermitteln. „Die Lage innerhalb der Polizei ist katastrophal“, gibt ein | |
Polizist aus Bamako zu. Es gebe keine Disziplin, keine Kontrolle mehr. | |
Daher hält er es für ziemlich ausgeschlossen, dass die Polizei im Fall von | |
Wahlen für Sicherheit sorgen könnte. | |
21 Dec 2012 | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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