# taz.de -- Nach dem Anschlagsversuch von Bonn: Bahn will mehr überwachen | |
> Die Bahn will die Videoüberwachung ausbauen. Aber selbst die | |
> Verantwortlichen zweifeln an der Wirksamkeit der Maßnahmen. | |
Bild: Mehr davon: Videokameras auf Bahnhöfen. | |
BERLIN/BONN dpa | Nach dem gescheiterten Bombenanschlag von Islamisten am | |
Bonner Hauptbahnhof will die Deutsche Bahn ihre Sicherheitsvorkehrungen | |
verschärfen. Bahn-Chef Rüdiger Grube kündigte in der Bild am Sonntag an, im | |
Februar zu einem Sicherheitsgipfel einzuladen: „Ziel sind gemeinsame neue | |
Konzepte für mehr Sicherheit an den Bahnhöfen. Wir wollen mehr | |
Videoaufzeichnungen und damit eine bessere Verfolgung von Straftaten auf | |
Bahnhöfen.“ | |
An dem Gipfel sollen laut Grube Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, | |
Ländervertreter, die Bundespolizei und Datenschützer teilnehmen. Es gehe | |
auch darum, dass die Zusammenarbeit mit den Behörden „noch besser“ werde. | |
Das offene Bahnsystem in Deutschland will Grube jedoch nicht grundsätzlich | |
infrage stellen: „Wir können und wollen auch nicht vor jedes Gleis einen | |
Zaun stellen.“ Der Bahn-Chef verwies in diesem Zusammenhang auf die | |
gestiegene Sicherheit in den deutschen Bahnhöfen. | |
Nach den Worten Grubes werden seit dieser Woche auch im Bonner Hauptbahnhof | |
die Videoaufnahmen aufgezeichnet, dies sei mit der Bundespolizei vereinbart | |
worden. „Generell gilt, dass wir die Bahnhöfe mit Kameras bewachen. | |
Aufzeichnungen muss die Bundespolizei beauftragen.“ | |
Die Deutsche Bahn warnte jedoch auch vor zu hohen Erwartungen in eine | |
erweiterte Videoüberwachung auf Bahnhöfen und an Gleisanlagen. „Kameras | |
können bei der Aufklärung helfen, aber sie sind kein geeignetes Mittel, | |
Straftaten zu verhindern“, sagte Bahn-Sicherheitschef Gerd Neubeck der Welt | |
am Sonntag. „Betrunkene oder Menschen, die im Affekt handeln, achten nicht | |
darauf, ob es eine Videoüberwachung gibt. Und vorsätzlich Kriminelle | |
vermummen sich oder umgehen die Überwachungsinstrumente.“ | |
Neubeck fügte hinzu: „Wir würden weitere Kapazitäten aufbauen. Und falls | |
gewünscht, werden die Mitschnitte der Videokameras von allen deutschen | |
Bahnhöfen auch gespeichert.“ Technisch sei das möglich. „Ich fürchte nur, | |
wie das Beispiel London zeigt, dass wir Fanatiker damit von ihren Plänen | |
nicht abhalten können. Die freuen sich sogar, wenn Videobilder ihrer Taten | |
in der ganzen Welt verbreitet werden“, so der Sicherheitschef. „Die | |
Bekämpfung des Terrorismus kann nicht in deutschen Bahnhöfen stattfinden. | |
Das Problem muss man an der Wurzel angehen, dort, wo die Ursachen liegen.“ | |
Bei den Kosten für das Installieren neuer Kameras und die Überwachung der | |
Mitschnitte sieht die Bundespolizei künftig auch die Bahn in der Pflicht: | |
„Es gibt so etwas wie unternehmerische Sicherheitsvorsorge“, hieß es laut | |
Welt am Sonntag in der Zentrale in Potsdam. | |
Bahn-Sicherheitschef Neubeck meinte dagegen: „Das Verhindern von Straftaten | |
ist Sache der Polizei. Die Bahn kann sie dabei unterstützen, was sie auch | |
macht. Und wer die Zuständigkeit für eine Aufgabe hat, trägt in erster | |
Linie auch die Kosten.“ Neubeck betonte: „Es ist unmöglich, den gesamten | |
Schienenverkehr zu überwachen. Wir befördern jeden Tag 7,5 Millionen | |
Menschen, so viel wie die Lufthansa in einem Jahr.“ | |
23 Dec 2012 | |
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