# taz.de -- Glimpfliche Katastrophenstatistik 2012: Die Rechnung für den Klima… | |
> Dürre und Sandy: Die Münchner Rück legt ihre Statistik über | |
> Naturkatastrophen 2012 vor. Schäden: 160 Milliarden Dollar – und 9.500 | |
> Tote. | |
Bild: Beim Taifun „Bopha“ kamen im Dezember 2012 auf den Philippinen über … | |
BERLIN taz | Auf den ersten Blick ist die Bilanz durchaus positiv: Im | |
vergangenen Jahr richteten Naturkatastrophen weltweit deutlich weniger | |
Schäden an als im Vorjahr. Das zeigt die jährliche | |
Naturkatastrophen-Statistik des Versicherungskonzerns Münchner Rück, die am | |
Donnerstag vorgestellt wurde. | |
Die volkswirtschaftlichen Schäden lagen demnach mit insgesamt 160 | |
Milliarden Dollar unter dem langfristigen Mittelwert. Und vor allem: 2012 | |
starben weltweit durch Stürme, Überschwemmungen oder Erdbeben „nur“ etwa | |
9.500 Menschen – sehr viel weniger als in einem durchschnittlichen Jahr, in | |
dem es 106.000 Opfer gibt. | |
Doch die Zahlen erzählen auch noch andere Geschichten. Denn 2012 lag die | |
Summe der versicherten Schäden mit 65 Milliarden Dollar über dem | |
zehnjährigen Durchschnitt. Vor allem aber waren die Naturkatastrophen im | |
letzten Jahr ein Vorgeschmack auf Schäden in Zeiten des Klimawandels, | |
erklärte der Konzern, der mit Beitragseinnahmen von etwa 50 Milliarden Euro | |
im Jahr 2011 zu den weltweit größten Rückversicherern gehört. | |
Die meisten Verluste entstanden durch den Supersturm „Sandy“ an der | |
US-Ostküste und die verheerende Dürre im Mittleren Westen der USA. | |
„Einzelne Ereignisse lassen sich nicht auf den Klimawandel zurückführen“, | |
sagte Peter Höppe, Chef der Georisikoforschung bei der Münchner Rück. Aber | |
die Beispiele belegten „eindrucksvoll, mit welchen Ereignissen wir künftig | |
zu rechnen haben“. | |
## „Sehr schadensarmes Jahr“ | |
Die Verluste in einem ansonsten „sehr schadenarmen Jahr“ trafen vor allem | |
Nordamerika: In den USA war 2012 das wärmste Jahr seit 1895. Die | |
Trockenheit im Mittleren Westen habe 20 Milliarden Dollar an Ernteausfällen | |
gekostet (normal sind 9 Milliarden), der Hurrikan „Sandy“ 50 Milliarden. | |
Die Statistik der Versicherung zeigt aber auch den Unterschied zwischen | |
reichen Ländern, in denen viele Werte hochversichert sind, und armen | |
Ländern ohne viel Schutz. Beim Taifun „Bopha“ kamen im Dezember auf den | |
Philippinen über 1.000 Menschen ums Leben. Er war damit laut Münchner Rück | |
„die schlimmste humanitäre Katastrophe des Jahres, während aufgrund der | |
geringen Versicherungsdichte die versicherten Schäden unbedeutend waren“. | |
Die vergleichsweise wenigen Toten für 2012 gingen auch auf die wenigen | |
Katastrophen in Entwicklungsländern zurück. Auf diese Schieflage hatte zur | |
UN-Klimakonferenz in Doha auch die Entwicklungsorganisation Germanwatch in | |
ihrem aktuellen „Klima-Risiko-Index“ hingewiesen. | |
Die Schäden aus Naturkatastrophen zwischen 1992 und 2011 trafen demnach vor | |
allem die armen Entwicklungsländer, allen voran Honduras, Myanmar, | |
Nicaragua, Bangladesch und Haiti. Insgesamt starben demnach in dieser | |
Periode weltweit über 530.000 Menschen bei etwa 15.000 Wetterextremen. Die | |
materiellen Schäden aus diesen Ereignissen mit Bezug zum Klimawandel | |
beziffert Germanwatch auf 1,7 bis 2,5 Billionen Dollar. | |
3 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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