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# taz.de -- Arbeitslose in Europa: Deutschland, Insel der Glückseligen
> Dieses Jahr dürften in der Eurozone so viele Menschen wie nie zuvor
> arbeitslos sein. Deutschland kommt wohl glimpflich davon.
Bild: Auch wenn es nur befristete Jobs sind, in Deutschland gibt es Arbeit
Für viele Menschen in der Eurozone wird 2013 kein gutes Jahr. Die
Wirtschaftsprüfer Ernst & Young gehen davon aus, dass die Arbeitslosigkeit
im zweiten Halbjahr auf die Rekordzahl von knapp 20 Millionen Personen
steigen wird. 2010 waren offiziell bereits 15,9 Millionen Personen ohne
Stelle. Der Grund dafür ist die anhaltend schwache Konjunktur.
Ganz anders die Aussichten für Deutschland: Auch hier ist zwar kein
kräftiges Wirtschaftswachstum zu erwarten, doch der Arbeitsmarkt soll dem
auch im neuen Jahr trotzen. „Die Arbeitslosigkeit wird 2013 im
Jahresverlauf leicht zunehmen, aber im Durchschnitt immer noch knapp unter
drei Millionen Personen liegen“, sagt Gerd Zika vom Institut für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB).
Im Jahr 2012 lag die offizielle Zahl der Arbeitslosen im Schnitt bei knapp
2,9 Millionen, die Quote bei 6,8 Prozent. Das zeigt der am Donnerstag
veröffentlichte Jahresüberblick der Bundesagentur für Arbeit (BA). 2011 lag
die Quote noch bei 7,1 Prozent.
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) verwies am Donnerstag
auf die positiven Trends: „2012 war ein starkes Jahr: niedrigste
Arbeitslosigkeit seit 1991, Erwerbstätigkeit auf höchstem Stand seit der
Wiedervereinigung.“ Tatsächlich gingen in Deutschland 2012 im Schnitt rund
41,6 Millionen Menschen einer Beschäftigung nach – so viele wie nie zuvor.
Knapp 29 Millionen von ihnen waren sozialversicherungspflichtig
beschäftigt. Dazu zählen auch die meisten der zuletzt rund 872.000
Leiharbeiter.
## Unsicher und schlecht bezahlt
2012 stieg die Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter um etwas
über eine halbe Million Personen an. Nach wie vor macht diese
Beschäftigungsform – mit 69,5 Prozent – den größten Teil der
Erwerbstätigkeit aus. Doch langfristig ist sie rückläufig: 1992 lag der
Wert noch bei 76,8 Prozent.
Sabine Zimmermann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion,
warnte deswegen: „Der Höchststand bei den Erwerbstätigen 2012 beruht auf
einer starken Zunahme von unsicheren Jobs mit Armutslöhnen.“ In der Tat hat
die Zahl der Menschen mit Niedrigverdienst zugenommen. Mittlerweile
arbeitet fast jeder Vierte für einen Verdienst unter der statistischen
Niedriglohnschwelle von 9,15 Euro brutto in der Stunde. Gut 4,1 Millionen
verdienen weniger als 7 Euro.
Kräftig gewachsen, nämlich seit 2004 um rund eine halbe Million, ist zudem
die Zahl der Leiharbeiter. Auch die Zahl der befristet Beschäftigten stieg
zwischen 2000 und 2011 von 2,1 auf 2,8 Millionen Personen. Und es wächst
die Zahl der Minijobber. Gab es 2003 noch 5,5 Millionen 400-Euro-Kräfte,
waren es 2011 bereits 7,4 Millionen. Für rund fünf Millionen von ihnen war
diese Form der Beschäftigung die einzige Einkommensquelle.
4 Jan 2013
## AUTOREN
Eva Völpel
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