# taz.de -- Grüner Spitzenkandidat in Niedersachsen: Wenzel, der alles hinterf… | |
> Mit seinem Pragmatismus eckt Stefan Wenzel bei der linken Grünen-Basis | |
> immer wieder an. Wegen seines Aufklärungswillens ist er trotzdem | |
> unangefochten. | |
Bild: Ob Wulff oder die Asse: Der Grüne Stefan Wenzel gilt als hartnäckiger A… | |
HANNOVER taz | Der „echte Oppositionsführer“. Dieser Ruf eilt Stefan | |
Wenzel, seit 2004 Fraktionschef der Grünen in Niedersachsens Landtag, | |
voraus. Sollte es bei der Landtagswahl am 20. Januar für Rot-Grün reichen, | |
ist fest damit zu rechnen, dass Wenzel von der Oppositionsbank an den | |
Kabinettstisch wechseln wird. Der 50-Jährige will Umweltminister werden. | |
Und er hat alle Berechtigung, Ansprüche beim potenziellen Partner SPD | |
anzumelden. Kommt es zur Koalition, so wird das vor allem an der Stärke der | |
Grünen liegen, für die Wenzel mit Landeschefin Anja Piel als Spitzenduo | |
antritt: Bei 13 Prozent liegen sie derzeit in Umfragen. | |
Dabei ist es fast schon Ironie, dass der Diplom-Agrarökonom jetzt | |
ausgerechnet für Rot-Grün kämpft: Er gilt seit jeher als Mann für ein | |
Bündnis mit der CDU. Wenzel erklärt das mit seinen Anfängen als | |
Kommunalpolitiker in Göttingen. Zu oft habe er erlebt, wie die „SPD uns vor | |
vollendete Tatsachen gestellt, Personalentscheidungen nur nach Parteibuch | |
gefällt hat“, sagt er. Mittlerweile aber erklärt der Synodale der | |
evangelischen Kirche, man stehe der CDU jetzt „nicht als Steigbügelhalter | |
zur Verfügung“. Geschuldet ist das vor allem der linken Parteibasis. | |
Bei der eckt Wenzel immer wieder an, auch mit seinem Pragmatismus. Bei der | |
Suche nach einem Atommüllendlager etwa plädierte er früh dafür, Gorleben | |
nicht vorab auszuschließen, sondern die Suchkriterien so zu fassen, dass | |
der Salzstock in Niedersachsen ausscheidet. Es brauchte Monate, bis sich | |
die Partei dem anschloss. | |
Unangefochten ist Wenzel bei den Grünen, für die er seit 1998 im Landtag | |
sitzt, vor allem wegen seinem absoluten Aufklärungswillen. Die Aufarbeitung | |
um das marode Atommülllager Asse etwa trieb er hartnäckig voran, in der | |
Affäre um Ex-Bundespräsident Christian Wulff (CDU) piesackte er die | |
Landesregierung mit schier endlosen Fragen zum einstigen | |
Ministerpräsidenten. Das hat ihn bundesweit bekannt gemacht – und zum | |
Intimfeind der Niedersachsen-CDU. | |
## „Provokateur ohne Maß und Moral“ | |
Dabei hatte Ministerpräsident David McAllister die Grünen einst als | |
„Premium-Opposition“ umworben. Das ist endgültig vorbei, seit Wenzel dann | |
auch noch forderte, Ex-Landesvater Ernst Albrecht vor den | |
Gorleben-Untersuchungsausschuss zu laden. Der ist zwar dement. Aber | |
immerhin löse er noch Sudokus, argumentierte Wenzel. Die CDU nahm das als | |
Beleg für seinen Charakterwandel zum Provokateur ohne Maß und Moral. Wenzel | |
selbst bezeichnet seinen Vorstoß inzwischen als „Fehler“. | |
Grundsätzlich aber wolle er sich „mit denen auseinandersetzen, die ein | |
politisches Amt inne haben und nicht mit denen, die im Namen eines | |
Dienstherrn handeln“. Die Autorität eines Amtes schreckt ihn nicht, sei es | |
das des Bundespräsidenten oder eines CDU-Heiligtums. Er pocht auf | |
Unabhängigkeit. In der Politik müsse „der mit den besten Argumenten | |
gewinnen und nicht der, der Unternehmer, Spender und Sponsoren am | |
skrupellosesten für sich einspannt“. | |
## Keine „Koch-Kellner-Situation“ | |
Um Unabhängigkeit geht es Wenzel auch im Privaten. Vor der Politik war er | |
an einem Genossenschaftsprojekt in Südamerika beteiligt, später | |
Selbstversorger. Heute lebt er mit seiner Familie in einem Wohnprojekt mit | |
eigenem Blockheizkraftwerk. | |
Und bei der Landtagswahl will er jetzt ein Ergebnis, das die Grünen | |
unabhängig macht. „Wir gleichen aus, was der SPD fehlt“, gibt er vor. Zu | |
einer „Koch-Kellner-Situation“ werde es erst gar nicht kommen. | |
12 Jan 2013 | |
## AUTOREN | |
Teresa Havlicek | |
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