| # taz.de -- Bergung von Asse-Atommüll: Wunschzettel an die Politik | |
| > Kurz vor der Landtagswahl in Niedersachsen machen die Parteien Vorschläge | |
| > zur Räumung des Atommülllagers Asse und kritisieren das Bundesamt für | |
| > Strahlenschutz. | |
| Bild: Sorgen sich, wie es mit der Asse weitergeht: Mitglieder der Kampagne "Pum… | |
| GÖTTINGEN taz | Die Bergung des radioaktiven Mülls aus dem Atommülllager | |
| Asse stockt. Der Asse-2-Koordinationskreis drängt auf eine höhere | |
| Schlagzahl und fordert von den Politikern „klare Kante“. Bei einer | |
| [1][Podiumsdiskussion] am 10. Januar sollen die Landtagsabgeordneten und | |
| Kandidaten aus der Region Farbe bekennen, wie sie sich eine schnellere | |
| Rückholung vorstellen. Die meisten Parteienvertreter haben sich schon vorab | |
| geäußert. | |
| So verlangt der Wolfenbütteler CDU-Abgeordnete Frank Oesterhelweg, dass die | |
| Räumung der Asse zur „Chefsache“ gemacht wird. Das Bundesamt für | |
| Strahlenschutz (BFS), das die Anlage seit 2009 betreibt, sei mit der | |
| Aufgabe „offensichtlich überfordert“. Auch die Zeitvorgaben für die | |
| Rückholung dürften nicht länger vom BFS kommen, vielmehr bedürfe es | |
| „externer Vorgaben von ganz oben“. | |
| Für wichtig hält Oesterhelweg „kurze Entscheidungswege und eindeutige | |
| Kompetenzen“. In einer oberen Ebene, „quasi einer Lenkungsgruppe“, müsst… | |
| Persönlichkeiten aus Regierung und Opposition Verantwortung übernehmen und | |
| den Prozess kontrollieren. Auf einer zweiten Projektebene sollten dann | |
| „Teams der Besten“ aus Forschung und Wissenschaft, Wirtschaft sowie allen | |
| beteiligten Verwaltungen und Behörden gebildet werden. | |
| Oesterhelweg verschweigt nicht, dass aus seiner Sicht auch ein „Plan B“ | |
| vorgehalten werden muss. „Ob es uns gefällt oder nicht: Es gibt Fälle, die | |
| den Abbruch oder die Aussetzung der Rückholung notwendig machen könnten“, | |
| heißt es in seinem Papier. Eine Gefährdung von Mitarbeitern oder Anwohnern | |
| wäre nicht hinzunehmen. „Sehen wir das nicht ein oder bestreiten wir diese | |
| Möglichkeit, dann wird die Rückholung immer wieder von allen möglichen | |
| Seiten torpediert werden können.“ | |
| Einen auch nach eigener Definition ungewöhnlichen – und wohl nur mit Blick | |
| auf den möglichen Regierungswechsel bei den Landtagswahlen zu erklärenden – | |
| Vorschlag steuert der SPD-Landtagsabgeordnete Marcus Bosse bei. Danach soll | |
| das niedersächsische Umweltministerium in dem komplexen Verfahren künftig | |
| nicht mehr nur als neutrale Genehmigungsbehörde fungieren, sondern eigene | |
| Ideen einbringen und mit Lösungsvorschlägen an den Betreiber herantreten. | |
| Zugleich kritisierte Bosse Oesterhelwegs Äußerungen. Der CDU-Kollege nutze | |
| die Verunsicherung der Menschen als „Mittel im Wahlkampf“. Anstatt das BFS | |
| zu stärken, um so die Bergung des Atommülls zu beschleunigen, werfe er „den | |
| Fachleuten Knüppel zwischen die Beine“. | |
| Auch der FDP-Politiker Björn Försterling sprach sich gegen | |
| „Personaldiskussionen“ aus. „Man muss nicht ständig mit dem Finger auf | |
| andere zeigen“, sagte er. „Jeder hat seine Aufgaben – und die sollten jet… | |
| zügig angegangen werden.“ Försterling forderte das BFS aber auf, zügig | |
| einen verbindlichen Zeitplan vorlegen. „Dabei muss es auch für | |
| Außenstehende möglich sein, diesen Zeitplan zu kontrollieren.“ | |
| Der Linken-Abgeordnete Victor Perli mahnt eine „strategische Debatte“ an. | |
| Sie solle es den politischen Akteuren der Region einschließlich der | |
| Bürgerinitiativen und Umweltverbände ermöglichen, den öffentlichen Druck | |
| für eine Rückholung wieder zu erhöhen. | |
| 7 Jan 2013 | |
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| [1] http://www.asse2.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Reimar Paul | |
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