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# taz.de -- Piraten nach der Niedersachsen-Wahl: „Wie eine Krabbelgruppe“
> Nach dem Wahlflop fordert Parteichef Schlömer mehr Geschlossenheit von
> seiner Partei. Im Netz gibt es aber die übliche Vielfalt an Analysen.
Bild: Begeisterung sieht anders aus: Piratinnen am Wahlabend
BERLIN taz | „So, Katta“, sagt der Parteichef kumpelig und streckt der
Mitstreiterin ein paar Blümchen entgegen. „Es hat nicht ganz gereicht. Aber
trotzdem: Danke schön!“ Katharina Nocun, die Nummer zwei der
niedersächsischen Piraten, lächelt Bernd Schlömer tapfer an. Dann übernimmt
die Pressesprecherin, Anita Möllering. Sie spricht vom „nicht so ganz
erfolgreichen“ Abschneiden bei der Wahl am Vorabend. Piraten beim
Schönreden eines heftigen Wahldebakels. Ein ungewohnter Sound.
Die ersten Medien fragen: War’s das jetzt für die Newcomer? Doch hier in
diesem Club in Berlin-Mitte lautet die Parole am Montag danach: 2,1 Prozent
bei der Landtagswahl in Niedersachsen bedeuten kein Drama für die
Bundestagswahl. Und die anwesenden Piraten klingen verdächtig wie Politiker
jener „etablierten“ Parteien, von denen sie sich sonst gern abgrenzen.
„Wir können die anderen Parteien jetzt vor uns hertreiben“, versichert
Parteichef Schlömer. Die Piraten müssten Kernthemen wie Transparenz,
Bürgerbeteiligung und direkte Demokratie besser herausstellen. Er hoffe,
dass „ein Ruck“ durch die Partei gehen werde. Man sei jedenfalls gewillt,
jetzt „Geschlossenheit nach außen zu zeigen“. Geschlossenheit unter Piraten
– glaubt Schlömer das wirklich?
Beim politischen Geschäftsführer ist derweil aus der Niederlage sogar schon
eine Chance geworden. „Jetzt haben wir wieder viel Luft nach oben!“,
versichert Johannes Ponader. Er hoffe, dass seine Partei nun „wieder
mutiger und inspirierter“ werde.
Dabei wirken die Piraten am Montagmorgen mitnichten uninspiriert. Im Netz
machen längst [1][zahllose] [2][Problemanalysen] die Runde. Es ist die
übliche tagtägliche Kakofonie in dieser radikal basisdemokratischen Partei.
Und damit das Gegenteil jener Geschlossenheit, auf die Schlömer setzt.
## Experimente beenden
Klaus Peukert, im Vorstand zuständig für das Onlinemeinungsbildungstool
Liquid Feedback, hat noch am Sonntag [3][einen Debattenbeitrag] ins Netz
gestellt. Tonlage: schonungslos. Resonanz: groß. Die Piraten, schreibt er,
seien mit ihren Wahlerfolgen 2012 zum „bundesweiten Player“ geworden. Doch
benommen hätten sie sich „wie eine Krabbelgruppe“, eine „Schüler-UNO in
Orange“. Damit seien sie ihrer Verantwortung nicht gerecht geworden.
Und Peukert fordert Konsequenzen. Eine davon lautet: Die Partei solle ihren
„hasenfüßigen“ Umgang mit Demokratieexperimenten wie Liquid Feedback
beenden und ihre Ideale vorleben. „Warum“, fragt er, „stimmt die sogenann…
Internetpartei immer noch nicht im Internet ab?“ Die Antwort ist bekannt:
Verbindliche Onlineabstimmungen sind parteiintern strittig – genau wie
vieles andere.
Und so klingt dann auch die neue Geschlossenheit. Die Piraten sollten
„nicht den Fehler machen, auf demokratische Grundprinzipien zu verzichten,
nur weil es hip oder modern wäre“, kontert Parteivize Sebastian Nerz prompt
auf taz-Anfrage. Bisher gebe es „schlicht keine technische Lösung für
solche Online-Abstimmungstools“.
Anfang Februar steht ein Strategietreffen zur Bundestagswahl an. Dort kann
die Partei beweisen, was ihr nachgesagt wird – dass sie bei allen
Richtungsstreitereien doch eines ist: extrem kampagnenfähig.
22 Jan 2013
## LINKS
[1] http://www.christopherlauer.de/2013/01/20/schmerz/
[2] http://blog.janleutert.de/2013/01/wir-haben-es-verkackt/
[3] http://tarzun.de/authors/1-Klaus-Peukert
## AUTOREN
Astrid Geisler
Astrid Geisler
## TAGS
Schwerpunkt Landtagswahlen
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Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
Niedersachsen
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