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# taz.de -- Ausbau der Kitaplätze: Normen und Bedenken
> In sechs Monaten bekommt jedes Kind ein Recht auf einen Kitaplatz. Aber
> noch fehlen 200.000 Plätze. Und der Ausbau ist kompliziert.
Bild: Zu wenig Erzieherinnen, zu wenig Gebäude: Der Kitaausbau kommt nur schwe…
BERLIN taz | 220.000. Scheinbar wie in Stein gemeißelt steht diese Zahl in
den Nachrichten. So viele Kita-Plätze fehlen in der Republik. Aber am 1.
August soll jedes Kind unter drei Jahren das Recht haben, in einer Kita
betreut zu werden. Um dieses Dilemma zu lösen, suchen viele Menschen nach
Lösungen.
Gerd Landsberg zum Beispiel. Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte-
und Gemeindebundes schlug vor einiger Zeit vor, „da, wo es geht, bauliche
und pädagogische Standards zu senken“. Dagegen wehren sich ArchitektInnen
und PädagogInnen, dagegen stehen Vorschriften und DIN-Normen. Sie warnen:
Wir brauchen Qualität. Es geht um Hygiene und Brandschutz, um Gruppengrößen
und Spielflächen. Und es geht um die ErzieherInnen.
Auch von ihnen gibt es zu wenig, Schätzungen sprechen von 20.000
bundesweit. Um die Zahl zu verringern, schlug Arbeitsministerin Ursula von
der Leyen (CDU) vor, arbeitslose Schlecker-Verkäuferinnen zu Erzieherinnen
umzuschulen. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) regte an,
freiberufliche Tagesmütter und -väter stärker zu fördern. Aber diese Pläne
gehen nicht auf: Die Ausbildung wird nicht richtig bezahlt und die
Tageseltern können von ihren Honoraren kaum existieren.
Diese Ideen konterkarieren zudem alle Bemühungen, Kita-ErzieherInnen
grundsätzlich besser auszubilden. Experten wie Thomas Rauschenbach,
Direktor des Deutschen Jugendinstitut in München, plädieren dafür, dass
Kita-Kräfte an Universitäten und Hochschulen studieren sollen. Je besser
ErzieherInnen unterrichtet seien, desto günstiger sei das für die Kinder,
argumentiert er.
Eine, die seit 2004 sogenannte KindheitspädagogInnen ausbildet, ist Iris
Nentwig-Gesemann. „Das Wissen, das eine Erzieherin vor zehn Jahren
brauchte, reicht heute nicht mehr aus, um Bildungsarbeit in Kitas zu
leisten“, sagt die Professorin an der Alice-Salomon-Fachhochschule in
Berlin. Die Zusammenarbeit mit den Eltern etwa habe damals niemand im Blick
gehabt, heute komme keine Kita ohne eine solche Kooperation aus. Ebenso
wenig habe man gewusst, dass es eine Wechselspiel zwischen Sprachförderung
und Sport gebe. Nentwig-Gesemann sagt: „Während sich Kinder bewegen,
entwickeln sie ihre Sprache.“
Wissenschaftlich belegt ist das noch nicht. Dafür sind Studiengänge wie
Frühpädagogik noch zu jung. Seit 2004 haben erst etwa 1.500 akademische
ErzieherInnen die Unis verlassen.
1 Feb 2013
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
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CDU-Parteitag
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