| # taz.de -- Reaktionen auf Rücktritt von Schavan: Was zu erwarten war | |
| > Konsequent und notwendig. Die Reaktionen auf den Rücktritt der | |
| > Bildungsministerin sind nahezu einhellig. Doch die Opposition spart nicht | |
| > mit Spott. | |
| Bild: Und jetzt? Seniorenstudium? | |
| BERLIN/MÜNCHEN dpa/afp/rtr | Der [1][Rücktritt von Bildungsministerin | |
| Annette Schavan] in der Plagiats-Affäre um ihre Doktorarbeit ist in ersten | |
| Reaktionen weitgehend als konsequent beurteilt worden. Politiker und | |
| Wissenschaftler zollten der CDU-Politikerin Respekt für ihre Entscheidung. | |
| Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer bezeichnete den | |
| Rücktritt Schavans als „bedauerlich und tragisch“. Schavan sei „eine | |
| vorzügliche Ministerin auf diesem Feld“ gewesen, sagte er der Passauer | |
| Neuen Presse. "Wenn sie ein anderes Ministerium geführt hätte, bei dem sie | |
| nicht jeden Tag mit Hochschulen und Universitäten zu tun gehabt hätte, dann | |
| hätte ich geraten, im Amt zu bleiben", sagte Seehofer. Er habe der | |
| Kanzlerin gesagt, Frau Schavan solle in der Politik bleiben. Beim Prozedere | |
| der Titelaberkennung stellt sich laut Seehofer die Frage, ob „die Gebote | |
| eines fairen Verfahrens“ eingehalten worden seien. | |
| Der FDP-Vorsitzende, Wirtschaftsminister Philipp Rösler, bedauerte, dass | |
| Schavan ihre erfolgreiche Arbeit nicht fortsetzen könne. „Wir Liberale | |
| haben mit Annette Schavan in der Bildungspolitik hervorragend | |
| zusammengearbeitet und sind ihr dafür dankbar. Gemeinsam haben wir viel | |
| erreicht“, betonte er. Viele Projekte blieben auf immer mit ihrem Namen | |
| verbunden. | |
| Der scheidende niedersächsische Ministerpräsident David McAllister | |
| gratulierte Schavans Nachfolgerin im Namen der Landes-CDU zu ihrer | |
| Berufung. Für den Rest der Wahlperiode soll die [2][bisherige | |
| niedersächsische Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU)] den Posten | |
| übernehmen. „Sie hat in Niedersachsen hervorragende Arbeit geleistet und | |
| sich deutschlandweit großes Ansehen in Wissenschaft, Forschung und Politik | |
| erworben. Sie wird eine gute Bundesministerin für Bildung und | |
| Wissenschaft“, sagte McAllister. Zugleich zollte er Schavan Respekt für | |
| ihre Entscheidung. | |
| ## "Schlechter Start für Wahljahr" | |
| Politiker der Opposition nutzen den Rücktritt Schavans allerdings für | |
| Attacken auf die Kanzlerin und deren Regierung. SPD-Generalsekretärin | |
| Andrea Nahles erklärte, mit dem Verlust einer anerkannten Ministerin und | |
| Vertrauten hätte das Wahljahr 2013 für Merkel nicht schlechter beginnen | |
| können. „Die Bundesregierung ist am Ende.“ Auch Grünen-Fraktionschef Jür… | |
| Trittin sprach von einem Fehlstart für Merkel in das Wahljahr und übte | |
| Kritik an Wanka. Schavans Nachfolgerin Johanna Wanka sei gerade wegen ihrer | |
| Position zu Studiengebühren in Niedersachsen abgewählt worden. | |
| „Offensichtlich ist Abgewähltsein eine hinreichende Voraussetzung, um ins | |
| Kabinett Merkel berufen zu werden.“ | |
| Der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Thomas | |
| Oppermann, wertete Schavans Rücktritt als einen Akt politischer Konsequenz, | |
| bekundete aber auch Mitleid: „Es ist tragisch, dass die politische Karriere | |
| von Annette Schavan so endet.“ Petra Sitte von der Linkspartei begrüßte den | |
| Rücktritt mit den Worten: „Der Wechsel erspart und eine monatelange | |
| Hängepartie.“ | |
| Laut einer Umfrage der Bild am Sonntag sieht eine Mehrheit der Deutschen | |
| Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Union dennoch durch die Affäre | |
| beschädigt. 62 Prozent der vom Meinungsforschungsinstitut Emnid befragten | |
| Bundesbürger sehen in der Plagiatsaffäre einen Nachteil für Union und | |
| Kanzlerin, nur 31 Prozent erkennen keinen Schaden. | |
| Bei den Anhängern von CDU/CSU fällt das Urteil noch deutlicher aus: Für | |
| mehr als zwei Drittel (68 Prozent) stellt die Doktortitel-Affäre einen | |
| Makel dar, für 28 Prozent nicht. Schavans wiederholter Beteuerung, weder | |
| abgeschrieben noch getäuscht zu haben, schenkten die Befragten mehrheitlich | |
| keinen Glauben. 54 Prozent zeigten sich überzeugt, dass Schavan getäuscht | |
| hat. Lediglich 36 Prozent hielten die Unschuldsbeteuerungen für wahr. | |
| Am Dienstag hatte die Universität Düsseldorf entschieden, Schavan ihren vor | |
| 33 Jahren erworbenen Doktortitel wegen Plagiaten in ihrer Dissertation | |
| abzuerkennen. Sie hatte daraufhin am Samstag die Konsequenzen gezogen und | |
| ihren Abgang mit dem Respekt vor dem Amt begründet. Schavan will gegen den | |
| Beschluss klagen. | |
| 10 Feb 2013 | |
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