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# taz.de -- Darsteller beim ZDF: Schauspieler zur Kasse gebeten?
> Diverse Schauspieler beschweren sich darüber, dass das ZDF demnächst auch
> für Demobänder mit Arbeitsproben Lizenzgebühren verlangt.
Bild: Matthias Beier klagt über die „Lehnsherrenschaft“ von ARD und ZDF.
Das ZDF sieht sich einer Empörungswelle ausgesetzt, die es überhaupt nicht
gebrauchen kann: In der Branche der Fernsehschauspieler, die eigentlich der
Schatz des täglichen Programms ist, schimpfen sie über den Mainzer Sender.
Am Rande der Berlinale will der Bundesverband der Film- und
Fernsehschauspieler (BFFS) erfahren haben, dass das Zweite neuerdings auch
für Demobänder eine Lizenzgebühr verlangt.
In der Auseinandersetzung geht es um die sogenannten Showreels. Diese
Zusammenschnitte von Filmszenen legen Darsteller ihren Bewerbungen bei,
damit etwa Produzenten ein Gefühl dafür bekommen können, wer sich ihnen
anbietet – und ob derjenige für die geplante Szene überhaupt taugt. Erst
dann folgt üblicherweise ein Probeauftritt.
Nun alarmierte der BFFS seine Mitglieder: Das ZDF verlange für Szenen, die
Darsteller für ZDF-Produktionen spielten und die sie in ihre kleinen
Bewerbungsvideos einbauen wollten, pro Minute 500 Euro – beschränkt auf ein
Jahr und auf Deutschland. „Ja, leider ist die Geschichte kein Gerücht“,
heißt es in einer Mitteilung des Verbands, „auch wenn die Lizenzgebühren
vom ZDF [bisher] noch nicht flächendeckend eingefordert werden.“
## Proteste bei Facebook
Der Verband stellte seine Mitteilung bei Facebook ein, wo sich nun der
Protest entlädt. In den Kommentaren geht es um das Grundsätzliche: Auch an
diesem Vorgang zeige sich, wie gierig Sender seien, obwohl sie von der
Öffentlichkeit bezahlt würden.
„Wann hört endlich die Lehnsherrenschaft der öffentlich-rechtlichen Sender
auf“, moniert etwa Matthias Beier, der im ZDF bei den „Rosenheim-Cops“ und
„Soko“ zu sehen war und der den Programmmachern nun vorwirft, bei den
„Ärmsten der Armen“ Löhne zu drücken und auf der anderen Seite
„Topverdiener noch mit Millionen“ zu beglücken.
Das ZDF wiederum bestätigt die Vorwürfe nicht, erklärt auf Anfrage aber,
mit dem Schauspielerverband im Gespräch zu sein, um die Sache
„einvernehmlich“ zu lösen. Das dürfte heißen: Demobänder, die „Showre…
bleiben lizenzfrei. Davon profitieren ja nicht zuletzt auch die Sender, die
sonst vor allem bei weniger prominenten Darstellern auf aussagekräftige
Arbeitsproben verzichten müssten, weil das zu teuer wäre.
## Vorwürfe sind „Blödsinn“
Im Netz ist die Empörung zwar groß, doch Kenner der Branche wundern sich
auch. Das hiesige Szenemagazin Cast etwa erinnert daran, dass solche
Gebühren rechtlich zwar zulässig seien, doch in der Praxis sei es „seit
Anbeginn der deutschen Demobandhistorie so, dass in diesem Graubereich eine
stillschweigende Verabredung darüber besteht, dass es ohne Kläger keinen
Richter, ohne Frage keine Rechnung gibt“.
Die Vorwürfe zielen streng genommen zudem nicht auf die Fiktion-Abteilung
des Mainzer Senders ab, sondern auf die Tochterfirma ZDF Enterprises. Sie
vermarktet den Programmschatz des ZDF und soll so für weitere Einnahmen
zusätzlich zu den üppigen Rundfunkbeiträgen sorgen. Eine Managerin der
Firma erklärte dem Branchenmagazin, die gegenwärtigen Vorhaltungen seien
„Blödsinn“.
Tatsächlich hat bislang noch kein Schauspieler offen über entsprechende
Rechnungen der Lizenzhändler für Demobänder berichtet. Der
Schauspielerverband war zudem für Fragen zum Gehalt seiner Vorwürfe nicht
erreichbar.
So könnte alles beim Alten bleiben: ungeregelt, aber immerhin kostenfrei.
22 Feb 2013
## AUTOREN
Daniel Bouhs
## TAGS
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Gebühren
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