# taz.de -- EU-Grüner über Einreisekontrollen: „Unwürdige Vorverurteilung�… | |
> Der Grüne EU-Abgeordnete Jan Philipp Albrecht hält das | |
> Smart-Borders-Programm und die Datensammlung für „völlig | |
> unverhältnismäßig“. | |
Bild: Könnte Grenzbeamte verunsichern. | |
taz: Herr Albrecht, wer sind die Hauptbetroffene des sogenannten Smart | |
Borders-Programms? | |
Jan Philipp Albrecht: Das sind Nicht-EU-Bürger, die als Touristen oder | |
Geschäftsreisende in die EU einreisen. Wer zu dieser Gruppe gehört, muss | |
seine Fingerabdrücke abnehmen lassen, die dann gespeichert werden. Die | |
Reisenden werden damit faktisch behandelt wie Verbrecher. Eine solche | |
Vorverurteilung ist menschenunwürdig. | |
Offiziell geht es um die Verhinderung illegaler Migration. So könnten mit | |
den Fingerabdrücken Menschen erkannt werden, die unter anderem Namen früher | |
schon abgeschoben wurden. | |
Die Migrationskontrolle soll hier wieder einmal als Türöffner dienen. Ich | |
erinnere an die Datei Eurodac, in der die Fingerabdrücke aller Asylbewerber | |
gespeichert sind. Zunächst sollten damit nur Antragstellungen in | |
unterschiedlichen Ländern aufgedeckt werden. Inzwischen darf auch die | |
Polizei auf diese Daten zugreifen. Das ist ein schleichender Prozess. Auch | |
bei den Fingerabdrücken der Reisenden wird es zu einer Zweckentfremdung | |
zugunsten der Polizei kommen. | |
Wenn ich als Deutscher in die USA reise, muss ich auch meine Fingerabdrücke | |
geben. | |
Die EU kopiert hier das System der USA. Aber das macht die Sache kein | |
bisschen besser. | |
Was halten Sie vom „registered traveller programm“, das eine schnellere | |
Einreise erlaubt? | |
Hier werden Reisende animiert, den Behörden noch mehr Daten zu geben, zum | |
Beispiel mehrere Fingerabdrücke und Informationen zu ihren wirtschaftlichen | |
Verhältnissen. Das werden viele machen, weil die Warterei an der | |
Passkontrolle lästig ist. Ich fürchte, dass das auf Dauer nicht freiwillig | |
bleibt, sondern früher oder später zur Pflicht wird. | |
Das „registered traveller programm“ betrifft also auch EU-Bürger? | |
Derzeit noch nicht. Aber es gibt Revisionsklauseln, dass nach drei Jahren | |
das ganze Programm auf den Prüfstand gestellt wird. Und dann wird | |
vermutlich versucht, möglichst viele Elemente des Smart-Border-Programms | |
auf EU-Bürger auszuweiten. | |
Die EU will ohnehin die Daten aller Flugpassagiere fünf Jahre lang | |
speichern und auswerten. | |
Bei Smart Borders kommt noch dazu, dass an den EU-Außengrenzen bei | |
Nicht-EU-Bürgern auch alle Einreisen mit dem Auto, dem Zug oder dem Schiff | |
gespeichert werden. Das halte ich für ebenso völlig unverhältnismäßig wie | |
die geplante fünfjährige Voratsdatenspeicherung der Fluggastdaten, von der | |
auch EU-Bürger betroffen sind. | |
28 Feb 2013 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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