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# taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
> Gysi und der Papst, Wulff und die Straffreiheit, Steinbrück und der
> Strompreis. Hoeneß und der Dreck, Dortmund und die Märchen.
Bild: Christdemokraten, die diesem Papst zujubeln wollen, müssten sich erst ma…
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: Wulff kommt straffrei davon: 50.000 Euro oder zwei
Steinbrück-Vorträge halten. Wenn das keine Strafe ist.
Und was wird besser in dieser?
Die Bahn will Kundendaten verkaufen, wie zum Beispiel: „Kommt öfter zu spät
zu Terminen, weil er immer mit der Bahn fährt.“ Sauerei.
Papst Franziskus, der neue CEO der Katholiken, ist weder schwarz noch
Homoaktivist. Kann seine Junta-Vergangenheit diese Makel aufwiegen?
Frappant, wie sich Kirche und Kommunisten aus dem gleichen
Argumentbaukasten bedienen: Man habe die Nähe des verbrecherischen Regimes
gesucht und riskiert, um von dort mehr Gutes tun zu können. Damit kann man
also Papst werden oder Paria, Franziskus oder Gysi.
Wenn man mal davon absieht, dass die DDR es nicht hinbekommen hat, in sechs
Jahren 30.000 Oppositionelle zu ermorden wie Bergoglios Beichtklienten aus
der Junta. Die Zeugen- und Opferaussagen aus Argentinien über das Wirken
des neuen Kuttenkönigs widersprechen einander und sind von hier aus schwer
aufzuhellen. Sicher hingegen: Christdemokraten, die diesem Papst zujubeln
wollen, müssten sich erst mal bei Gysi entschuldigen.
Die SPD hat ihr Wahlprogramm vorgestellt. Soziale Gerechtigkeit ist der
Slogan. Wie viele Hartz-IV-Empfänger müssten ihren Monatssatz
zusammenlegen, um Peer Steinbrück für eine Rede zu engagieren?
Die Stadtwerke Bochum haben gerade die Strompreise erhöht : 2,3 Cent pro
Kilowattstunde, macht laut WAZ rund 100 Euro für einen
Vier-Personen-Haushalt. Also zahlen 2.500 Bochumer Familien für einen
Vortrag von Steinbrück, vielleicht heißt das auf der Abrechnung
„Ampeerstunde“ oder so.
Wenn die Leute einen eher rechten Kanzler mit einem sozialdemokratisch
angehauchten Programm wollen, können sie Merkel und CDU wählen. Die SPD hat
unter und wegen Schröder aufgehört, Programmpartei zu sein – bis heute ist
das, was früher ein geschlossener Gegenentwurf sein wollte eher eine
Sammlung von Kosmetiktipps.
Außerdem will man den Finanzmarkt bändigen. Scheint eine ganz schön wilde
Kreatur zu sein, dieser Finanzmarkt.
Tja, laut Frank Schirrmacher sind es gelangweilte Physiker, die mit
Bombenstimmung und Spieltheorie die Börse überfallen haben. Endlich mal ’ne
andere Idee aus Deutschland als „das internationale Finanzjudentum“ oder so
was.
Gemein ist beiden Arten der Paranoia, dass der nachgerade naturrechtliche
„Markt“ von einer bösen Krankheit befallen wird – was ihn grundsätzlich
überhaupt nicht in Frage stellt. Dagegen scheint der Ansatz, der ganzen
Struktur zu misstrauen und sie nicht als gegeben hinzunehmen, humaner und
weniger verschwörungstheoretisch.
Sind zu hohe Managergehälter der Grund für den erneuten Wintereinbruch?
Heino singt Rammstein, Raab moderiert das Kanzlerduell, ein Papst geht in
Frührente – es ist das Zeitalter der Travestie und der März macht mit.
Die Katastrophe von Fukushima jährte sich. Wo wäre die deutsche
Energiepolitik heute, wenn es in Japan nicht geknallt hätte?
Am Arsch. Wenn man immer einen GAU braucht, um eine desolate
Versuchsanordnung aufzugeben, ist es schade, dass es den Banken wieder so
gut geht.
Julian Assange hat ein neues Buch veröffentlicht. Geht um Freiheit des
Internets und so. Klingt interessant, kostet aber fast 20 Euro. Könnten Sie
es nicht für die Allgemeinheit leaken und online stellen?
Wenn’s wichtig wäre, hätte er es geleakt. Hingegen scheint es so eine Art
Spendensammlung zu sein, man denkt sich ja bei vielen Büchern: Der Aufdruck
„Nur kaufen, nicht lesen“ steht in Zaubertinte auf dem Umschlag. Sarrazin
lebt davon.
Uli Hoeneß hat’s erkannt: Bayern München spielt seit drei Wochen „einen
schönen Dreck“. Ist der Verein noch zu retten?
Vielleicht ist der sicherste Aufbewahrungsort für Psychopathen in einer
Marktwirtschaft ein Chefsessel. Werde meine Mitarbeiter dazu befragen.
Hoeneß läuft auf den Tag zu, an dem er einen
Meister-Pokalsieger-Champions-League-Heynckes feuert, weil er unterwegs aus
Versehen einen noch teureren Trainer gekauft hat. Da Hoeneß nicht schuld
sein kann, baut er schon mal vor.
Und was machen die Borussen?
Freude. Bayern macht Sachbücher, Dortmund schreibt Märchen. Nuri Sahin
kommt nach einer Odyssee durch Europa zurück, und wenn man einen
Drehbuchautor fürs Thema „Verlorener Sohn“ gehabt hätte, der hätte nichts
anderes geschrieben. Fragen: DLK
17 Mar 2013
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
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