# taz.de -- Kämpfe und Regierungskrise: Libanon gerät ins Taumeln | |
> Bei bewaffneten Auseinandersetzungen im Nordlibanon sind 12 Menschen | |
> getötet worden. Die libanesische Regierung ist unterdessen | |
> zurückgetreten. | |
Bild: Ein sunnitischer Kämpfer am Freitag in Tripoli | |
ISTANBUL/BERLIN dpa/taz | In der nordlibanesischen Stadt Tripoli ist es | |
erneut zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern | |
des syrischen Präsidenten Baschar al-Assads gekommen. Berichten | |
libanesischer Medien zufolge wurden seit dem jüngsten Ausbruch der Gewalt | |
am Donnerstag zwölf Menschen getötet. Obwohl die libanesische Armee | |
versuchte, die Gefechte zu beenden, dauerten die Kämpfe am Samstag bis spät | |
in die Nacht hinein an. | |
Die Bewohner der Stadtviertel Jabal Mohsen und Bab al-Tabanneh liefern sich | |
seit Jahren immer wieder Kämpfe, bei denen regelmäßig Menschen getötet | |
werden. Der Bürgerkrieg in Syrien hat die Spannungen zusätzlich verschärft. | |
Jabal Mohsen ist größtenteils von Alawiten bewohnt, die Assad unterstützen. | |
Die Anwohner im angrenzenden Bab al-Tabanneh stehen dagegen der | |
mehrheitlich sunnitischen syrischen Opposition nahe. | |
Unterdessen hat der Syrienkonflikt zum Bruch der Regierung im Libanon | |
geführt. Präsident Michel Suleiman nahm am Wochenende den Rücktritt der | |
pro-syrischen Regierung von Ministerpräsident Nadschib Mikati an. Bis zur | |
Bildung einer neuen Regierung soll Mikati jedoch im Amt bleiben. Das | |
bisherige libanesische Kabinett hatte sich angesichts des immer brutaler | |
werdenden Bürgerkriegs im Nachbarland zunehmend gespalten gezeigt. | |
## Hisbollah künftig in der Opposition | |
Aktuelle Gründe für den am Freitagabend angekündigten Rückzug Mikatis waren | |
Auseinandersetzungen im Kabinett um ein neues Wahlgesetz und der Streit um | |
eine Verlängerung der Amtszeit von Geheimdienstchef Aschraf Rifi. | |
Die Opposition sieht in Rifi – der eigentlich in den Ruhestand gehen soll – | |
einen Garanten für ihre Sicherheit. Auch Mikati hatte befürwortet, dass | |
Rifi zumindest bis zur Parlamentswahl am 9. Juni noch im Amt bleibt. Die | |
Hisbollah und ihre Verbündeten lehnten das aber ab. Beobachter gehen davon | |
aus, dass die Hisbollah künftig in der Opposition sein wird. Der | |
sunnitische Geschäftsmann Mikati war seit Januar 2011 Ministerpräsident. | |
Der Libanon hat seit Jahrzehnten ein gespaltenes Verhältnis zu Syrien. In | |
den libanesischen Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 hatte sich das Regime in | |
Damaskus als selbst ernannte Schutzmacht eingeschaltet. Erst als | |
Regierungschef Rafik Hariri 2005 bei einem Bombenanschlag starb, wurden die | |
syrischen Soldaten mit Massenprotesten pro-westlicher Gruppierungen aus dem | |
Land gedrängt. | |
An die damalige „Zedernrevolution“ will die Opposition nun anknüpfen. | |
Andere befürchten ein Machtvakuum. Verschärft wird die Lage im Libanon | |
durch die hohe Zahl von Flüchtlingen aus Syrien. Mindestens 375.000 | |
Menschen haben im Nachbarland Schutz gesucht. | |
24 Mar 2013 | |
## AUTOREN | |
Jannis Hagmann | |
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