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# taz.de -- Solarfabriken in der Krise: Vor dem großen Firmensterben
> Weltweit gibt es dreimal so viele Hersteller von Solarmodulen wie nötig,
> die meisten in China. Die Nachfrage stockt. Doch es gibt noch Hoffnung.
Bild: Projekt „Golden Sun“: Solarmodul-Produktion in China
BERLIN taz | Krisentreffen im Thüringer Wirtschaftsministerium: Thüringens
Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD) forderte „einen nationalen
Solargipfel“, auf dem ein nachhaltiges Konzept für die deutsche
Solarbranche erarbeitet werden soll. Auslöser: Der Bosch-Konzern hatte
vergangene Woche bekannt gegeben, seine Solarsparte dichtzumachen.
Betroffen ist auch das Werk im thüringischen Arnstadt: Die Produktion soll
Anfang 2014 eingestellt werden, fast 2.000 Beschäftigte sind betroffen.
„Deutschland darf sich nicht aus diesem Zukunftsfeld verabschieden“,
erklärte Machnig.
Ein solcher Gipfel wird wohl auch nichts an der Krise der Branche ändern.
Denn die Nachfrage auf dem wichtigsten Markt – dem heimischen – hat sich
weiter abgekühlt: Wurden vor Jahresfrist noch Solarkraftwerke mit reichlich
500 Megawatt Leistung ans Netz genommen, waren es in diesem Januar nur noch
knapp 275 Megawatt. Dies geht aus der Bilanz der Bundesnetzagentur hervor,
bei der die neu ans Netz geschalteten Anlagen gemeldet werden müssen.
Im vergangenen Jahr hatte die Bundesregierung die Einspeisevergütungen für
Photovoltaikanlagen ein weiteres Mal zusammengestrichen. Jetzt gibt es
einen Automatismus, nach dem sich die Tarife gemäß dem Ausbautempo
absenken: Zum 1. Februar schrumpften sie um 2,2 Prozent und zum 1. März
noch einmal um diesen Betrag. Wer jetzt eine Neuanlage bis 10 Kilowatt
Leistung ans Netz bringt, bekommt nur noch eine EEG-Umlage in Höhe von
16,28 Cent je Kilowattstunde. Zum Vergleich: Haushaltsstrom kostet
durchschnittlich 26 Cent.
Experten des Markforschungsunternehmens EuPD Research gehen davon aus, dass
sich bei dem bislang abzeichnenden Ausbautempo im Jahr 2013 in Deutschland
3.900 Megawatt solare Kraftwerksleistung installieren lassen. Im
vergangenen Jahr war es mit 7.660 Megawatt fast doppelt so viel.
## Dumpingangebote
Andererseits ist die weltweite Produktionskapazität stetig gestiegen:
Zuletzt nahmen in Kasachstan und Bangladesch Modulfabriken ihre Produktion
auf. Weltweit könnten jetzt Module mit einer Leistung von 85.000 Megawatt
hergestellt werden – 60.000 Megawatt in China, 10.000 in Europa, der Rest
verteilt über die Welt. Tatsächlich verkauft wurden 2012 aber nur knapp
32.000 Megawatt.
Dumpingangebote aus China und Strafzölle in den USA zeigen, wie hart
umkämpft der Markt ist. Letzte Woche ging mit dem chinesischen Suntech der
größte Solarkonzern der Welt pleite, weil die Chinesen billiger verkauften,
als sie produzierten. Sie häuften so viele Schulden an, dass sie nun
zahlungsunfähig sind.
Anfang dieses Jahres hatte die Börsenbeobachter von IHS iSuppli aus den USA
in einer Marktstudie prognostiziert, dass allenfalls 150 Solarkonzerne die
aktuelle Konsolidierung überleben werden. 2010 gab es der Studie zufolge
weltweit noch 750 Solarkonzerne. IHS iSuppli erwartet, dass China im
nächsten Jahr zum weltweit größten Solarmarkt aufsteigen wird.
## China will weiter kräftig fördern
Das Pekinger Forschungsministerium veröffentlichte vor kurzem seine Ziele
für die nächste Runde des Programms „Golden Sun“. Demnach hat es gemeinsam
mit dem Finanzministerium und der nationalen Energieverwaltungsbehörde
Solarprojekte mit einer Gesamtleistung von mehr als 2.800 Megawatt
bewilligt. Interessant auch: In diesem Jahr sollen weltweit umgerechnet 58
Milliarden Euro in neue Sonnenkraftwerke investiert werden.
Doch die Experten sehen auch einen Hoffnungsstreif am Horizont: Ab 2015
werde das Marktvolumen wieder steigen – auf dann 100 Milliarden Dollar.
27 Mar 2013
## AUTOREN
Nick Reimer
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