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# taz.de -- Energiewende für alle: Altmaier gründet Achse des Guten
> Daheim brechen die Investitionen in erneuerbare Energien ein,
> international ruft der Umweltminister einen „Club der
> Energiewendestaaten“ ins Leben. Witzloser PR-Gag?
Bild: Deutschland hat 2012 so viele Solarmodule wie nie installiert.
BERLIN taz | Deutschland formiert seine Mitstreiter in Sachen Energiewende.
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) ruft am Montagabend bei einem
förmlichen Dinner einen „Club der Energiewendestaaten“ mit anderen Staaten
ins Leben, eine Art Koalition der Willigen in Sachen Umstieg auf
erneuerbare Energien. Gleichzeitig sind 2012 – nachdem die Energeiwende
ausgerufen wurde – die Investitionen in erneuerbare Energien in Deutschland
eingebrochen.
Nach Zahlen des Wirtschaftsdienstes [1][Bloomberg New Energy Finance] ist
hierzulande mit 17 Milliarden Euro im vergangenen Jahr 27 Prozent weniger
Geld in erneuerbare Energien investiert worden als noch 2011. Als Gründe
führt Bloombeg-Analystin Anna Czajkowska den stagnierenden Ausbau der
Offshore-Windkraft sowie generelle Marktprobleme wegen der Eurokrise an.
Ein positiver Aspekt: Deutschland hat mit 7,6 Gigawatt so viel Solarmodule
wie nie installiert – allerdings deutlich billiger als früher. Auch deshalb
sanken die Investitionen.
Für seine Clubgründung hat Altmaier nun einen so passenden wie unpassenden
Ort gewählt: Der Bundesumweltminister weilt derzeit auf der Vollversammlung
der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien, kurz [2][Irena], in
Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Der Staat hat
pro Kopf gerechnet weltweit den [3][zweithöchsten Ausstoß] an Klimagasen
hinter Katar.
Zehn Staaten sollen Altmaiers Club beitreten. Wer genau ist bis jetzt noch
nicht klar. Als Altmaier die Idee nach dem verkorksten Klimagipfel in Doha
im Dezember vergangenen Jahes vorstellte, waren Japan, Indien,
Großbritannien, Frankreich, Marokko, Chile, Dänemark, Südafrika oder Tonga
im Gespräch, nun soll eventuell auch ein arabischer Staat hinzukommen.
## Keine eigene Investition
Mehr als ein politisches Signal soll die Sache allerdings nicht sein.
Vorerst wird es keine eigene Institution mit eigenem Büro oder Personal
geben, heißt es im Bundesumweltministerium. „Er soll eine verstärkte
politische Unterstützung für den Ausbau erneuerbarer Energien erreichen“,
sagte Altmaier über seinen Club. „Es geht aber auch darum, über Lösungen
nachzudenken, um die Kosten dabei weiter zu senken.“
Nicht von ungefähr hat sich der Umweltminister die Irena-Vollversammlung
mit Vertretern aus 136 Staaten als Plattform gewählt. Die Sache ist quasi
ein Heimspiel. 160 Mitgliedsstaaten oder Anwärter hat die 2009 in Bonn
gegründete Vereinigung. Auch China will jetzt mitmachen. Irena soll die
Verbreitung erneuerbarer Energien fördern und Deutschland ist nach den
Vereinigten Arabischen Emiraten, wo sie ihren Sitz hat, größter
Beitragszahler.
Altmaiers Vorstoß wird unterschiedlich aufgenommen: Claudia Kemfert, die
Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut
für Wirtschaftsforschung findert die Idee grundsätzlich gut. „Allerdings
muss sie mit Leben gefüllt werden. Ohne konkrete Vereinbarungen bleibt der
Club nichts weiter als eine Überschrift ohne Inhalt“, sagte sie taz.de.
Auch der Grünen-Energieexperte und Bundestagsabgeordnete Hans-Josef Fell
nimmt an der Konferenz in Abu Dhabi teil und findet Altmaiers Club
lobenswert. „Wir wissen, wie stark die anderen Nationen gerade auf
Deutschland schauen“, sagt. Vertreter mehrerer Staaten zeigten in Abu Dhabi
großes Interesse an dem deutschen Weg. Greenpeace dagegen findet die Idee
weniger sinnvoll. „Wir brauchen sicher nicht noch ein Jahrzehnt neue
Energiewende-Konferenzen“, sagte der Energieexperte von Greenpeace
International, Sven Teske.
## Im Tief
Global gesehen sind erneuerbare Energien die mit Abstand am schnellsten
wachsende Energieform – allerdings stecken sie derzeit in einem Tief. Nicht
nur in Deutschland, weltweit gingen die Investitionen 2012 laut Bloomberg
um 11 Prozent auf 200 Milliarden Euro zurück. Aufgrund der Eurokrise
brachen die Märkte in Spanien und Italien um über die Hälfte ein. In den
USA flossen 30 Prozent weniger Kapital, vor allem, weil Investoren keine
Klarheit über den künftigen Kurs der US-Regierung sahen.
Das könnte auch in Deutschland zu Problemen führen: Im nächsten Jahr steht
eine große Reform des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) an. Generell
seien die Investoren in Deutschland zwar sehr zuversichtlich, sagt
Analystin Czajkowska, das Land sei Vorbild in Sachen Energiewende. „Sollten
sich Altmaier und Wirtschaftminister Philipp Rösler allerdings um die
EEG-Reform streiten, wird das für große Unruhe bei den Investoren sorgen“,
warnt sie.
Auch global gibt es gute Nachrichten: China stellt sich immer schneller auf
alternative Energien um, dort wuchs der Markt 2012 um 20 Prozent auf 50
Milliarden Euro. Das Land ist damit mit Abstand die Nummer eins, vor den
USA. Vor allem Schwellenländer legten zu.
Ein Teil der niedrigeren Investitionen ist darauf zurück zu führen, dass
Solarenergie immer billiger wird – die Module kosten heute ein Viertel
weniger als noch vor einem Jahr. „Erneuerbare Energien sind und bleiben die
Märkte der Zukunft. Daran ändert auch ein kurzfristiger Abschwung nichts“,
sagt Kemfert. (mit Material von dpa)
14 Jan 2013
## LINKS
[1] http://about.bnef.com/
[2] http://www.irena.org/adsw/index.aspx
[3] http://unstats.un.org/unsd/ENVIRONMENT/air_co2_emissions.htm
## AUTOREN
Ingo Arzt
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